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Festschrift der Helmholtz-Gemeinschaft

58 Herr Kröll, in welchem Zustand befand sich die Helmholtz- Gemeinschaft als Sie Präsident wurden? Walter Kröll Unsere Forschungszentren standen in den 1990er Jahren immer noch unter kritischer Beobachtung, insbesondere aus den Universitäten, weil sie als sehr gut ausgestattet galten, mit vielen Dauerstellen und beträchtlichen Mitteln, sich jedoch nicht in allen Bereichen als entsprechend leistungsstark und produktiv zeigten. Dann gab es die Übergangszeit, in der schon der Name geändert war, aber nicht die Organisation und die Struktur und in der es noch keine ausformulierte Mission und Strategie der Gemeinschaft gab. Jedes Zentrum verhandelte mit dem Ministerium getrennt über seinen Haushalt und politische Vorgaben. Das alles änderte sich erst ab 2001. Mit dem einge- tragenen Verein entstand aus dem lockeren Verbund die organi- sierte Gemeinschaft in der heutigen Form mit einem hauptamt- lichen Präsidenten. Zuvor war der Präsident wie früher der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft der Großforschungsein- richtungen ein auf zwei Jahre gewählter Sprecher, ein primus inter pares. In der neuen Helmholtz-Satzung sind für den Präsident, abge- sehen von der Vertretung nach außen, im Wesentlichen zwei Aufgaben verankert: Er moderiert den zentralen Prozess der Programmorientierten Förderung (PoF), also die wettbe- werbliche Vergabe der Forschungsmittel in der Gemeinschaft, und er koordiniert die Entwicklung der Gesamtstrategie der Gemeinschaft. Was bedeutete das praktisch für Sie? Walter Kröll Der Präsident hat, wie jeder Vorstand eines einge- tragenen Vereins, dafür zu sorgen, dass der Verein seine satzungsgemäßen Aufgaben wahrnimmt. Dafür haftet er im Ernstfall auch. Nach der Gründung der Helmholtz-Gemeinschaft als Verein waren neue Strukturen und Prozesse zu entwickeln. Die Programmorientierte Förderung musste als zentrales Element der Finanzierung völlig neu konzipiert und erstmalig implementiert werden. Das war mit beträchtlichem Aufwand verbunden. Auch die Strategie der Gemeinschaft wurde in einem aufwendigen Diskussionsprozess formuliert. Zudem musste die Geschäftsstelle – am Ende meiner Amtszeit fast 30 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter – aufgebaut und auf die neuen Aufgaben eingestellt werden. Was hat sich mit dieser Struktur im Verhältnis zwischen den Zentren geändert? Walter Kröll Es wurden die sechs Forschungsbereiche Energie, Erde und Umwelt, Gesundheit, Raumfahrt und Verkehr, Struktur der Materie sowie Schlüsseltechnologien gebildet. In den For- schungsbereichen stimmten sich die dort tätigen Zentren strate- gisch eng ab und brachten ihre Kapazitäten in gemeinsam definierte Programme ein. Die Programme sollten signifikante Beiträge zur Lösung der großen Herausforderungen leisten. Sie wurden im Rahmen der PoF von internationalen Gutachter- Gremien nach Qualität und Relevanz differenziert beurteilt. Das Verhältnis zwischen den Zentren war fortan von Koopera- tion und Wettbewerb bestimmt. Der neue konzeptionelle Ansatz zielte darauf ab, Beiträge zu leisten, die exzellenten kleineren Gruppen beispielsweise in Uni- versitäten, die unabhängig voneinander agieren, kaum möglich sind: nämlich Systemlösungen zu erbringen. So ging es zum Beispiel in der Raumfahrt darum, über die Klärung wichtiger Einzelfragen wie der Entwicklung von Robotergelenken oder Steuerungsalgorithmen eine Robotik-Mission in den Weltraum zu konzipieren und mit dem vereinten Wissen und Können aller Partner realisierbar zu machen. Von den Großgeräten zur Forschung in Programmen: Wann setzte der Wandel von einem traditionellen Verständnis von Großforschung hin zu einem neuen Verständnis ein? Walter Kröll Die Großgeräte und großen Infrastrukturen, die das traditionelle Bild der Großforschung prägten, sind nach wie vor ein zentrales Charakteristikum der Gemeinschaft und ein unverzichtbares Instrument, um Systemlösungen zu großen Herausforderungen zu erarbeiten. Aber für mich war die wich- tigste Entwicklung der Gemeinschaft, die Kapazitäten und Potenziale der Zentren und exzellenter externer Partner in Programme zusammenzuführen und dadurch Qualität und Rele- vanz der Arbeiten zu steigern. GESPRÄCH MIT WALTER KRÖLL, ÜBER SEINE ZEIT ALS ERSTER PRÄSIDENT DER HELMHOLTZ-GEMEINSCHAFT DEUTSCHER FORSCHUNGSZENTREN VON 2001 BIS 2005

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