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Festschrift der Helmholtz-Gemeinschaft

30 gesellschaftspolitische Ausrichtung des Senats: Diese Kompo- nente sollte „gleichgewichtig durch wissenschaftliche Kompe- tenz ergänzt werden, indem international herausragende Wissenschaftler berufen werden, welche die in den Großfor- schungseinrichtungen bearbeiteten Forschungsfelder im Welt- maßstab beurteilen und auf dieser Grundlage auch einen Rat geben können, welche Forschungsfelder sich die Großfor- schungseinrichtungen im Schwerpunkt sinnvollerweise zuwen- den sollen“.78 Auf einer Klausurtagung der Vorstände der AGF-Mitglieder auf Schloss Ringberg kam es dann am 4. Februar 1995 „zum Schwur“.79 Nach intensiver und auch vom AGF-Vorsitzenden Treusch selbst moderierten Diskussion zur Neuausrichtung der AGF folgten alle Zentren der Generallinie des Vorsitzenden und stimmten der Umwandlung in die „Hermann von Helmholtz- Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren“ sowie vor allem der Berufung eines Senats zu. Die entsprechende Satzungsän- derung sollte mit Wirkung vom 13. November 1995 in Kraft tre- ten. Diese Grundsatzentscheidung scheint ohne unmittelbare Mitwirkung der Politik erfolgt zu sein, denn der Vorsitzende wurde von der Klausurtagung dazu authorisiert, in Gesprächen mit Bundesforschungsminister Jürgen Rüttgers und seinen Staatssekretären „die Akzeptanz der auf der Klausurtagung ent- wickelten Vorstellungen zu eruieren“. Bereits zwei Tage nach Ringberg präsentierte Treusch die weitreichenden Beschlüsse der Klausur in einem kurzfristig anberaumten Treffen mit den zuständigen Staatssekretären und Abteilungsleitern des BMFT. Damit war die Reform der AGF irreversibel auf den Weg ge- bracht. In den Monaten bis zur Festveranstaltung im November ging es vor allem darum, die Mitglieder des neuen Senats zu rekrutieren. Der Senat hatte sich generell mit den Fragen der Forschungsstrategie zu befassen und der Politik wissenschaft- liche Ziele von nationalem und globalem Interesse zu empfehlen, die dann von den Großforschungseinrichtungen autonom und auf hohem wissenschaftlichem Niveau bearbeitet würden. Damit sollte nicht nur die Freiheit der Forschung garantiert, sondern auch generell der direkte Zugriff der Politik bzw. kon- kret des Bundesforschungsministeriums auf die Tätigkeit der Großforschungseinrichtungen gedämpft werden, was die Balance zwischen staatlicher Einflussnahme und wissenschaft- licher Autonomie stabilisieren sollte. Nicht zuletzt wollte man mit einem hochrangig besetzten und selbstbewusst agieren- den Senat das Erscheinungsbild der Großforschungseinrichtun- gen verbessern und eine „größerer Geschlossenheit und Integration“ befördern.80 Zudem hoffte man, mit der Berufung hochrangiger Senatsmitglieder aus der Wirtschaft die struk- turell schwierige und zuweilen sogar gestörte Zusammenarbeit mit der Industrie zu verbessern. Aus diesen allgemeinen Prämissen wurden konkret die folgenden Aufgaben für den Senat abgeleitet:81 Dieser – berät grundsätzliche Fragen der Forschungsstrategie und gibt Empfehlungen zu deren Umsetzung; – berät das Programmbudget der Gemeinschaft und nimmt den Jahresbericht entgegen; „Als im Jahre 1995 die Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungs- zentren gegründet wurde, ging es weder um mehr politische Einfluss- möglichkeiten noch die Einschränkung der Souveränität der Forschungs- einrichtungen. Es ging um mehr Autonomie für Hochschulen und außeruniversitäre Forschung, mehr Exzellenz, mehr Internationalität und die Überwindung der Trennung von grundlagen- und anwendungs- orientierter Forschung. Die Politik sollte weniger durch den goldenen Zügel oder administrative Entscheidungen in Forschung und Lehre eingreifen können. Wir sind in den vergangenen Jahren bei diesen Reformen ein gutes Stück vorangekommen. Ich glaube aber, da geht noch mehr. Nur wer den Hochschulen und Forschungseinrichtungen vertraut, kann sich über exzellente Ergebnisse freuen.“ JÜRGEN RÜTTGERS Bundesminister für Bildung, Wissenschaft, Forschung und Technologie von 1994 bis 1998

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