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Story #24

Mit Langzeitstudien den Ursachen von Volkskrankheiten auf die Spur kommen

Was macht uns krank? Was hält uns gesund? Und wann sollten wir präventiv eingreifen? Dank großer Kohorten wie der NAKO Gesundheitsstudie und der Rheinland Studie können wir das Entstehen häufiger Erkrankungen wie Krebs, Diabetes, Demenz, Herz-Kreislauf-Leiden und Infektionen besser verstehen und Risikofaktoren erkennen.

Welche Veränderung im Körper ist noch gesund und welche schon krankhaft? Welche Faktoren spielen beim Auftreten von Krankheiten eine Rolle? Ist es die Umwelt, das soziale Umfeld oder die Situation am Arbeitsplatz? Sind es die Gene? Und welchen Einfluss haben der Lebensstil und die Ernährung? Viele Risikofaktoren sind bekannt. Doch wie sie genau zusammenspielen und unsere Gesundheit beeinflussen, kann die Forschung nur mithilfe großer Kohorten-Studien im Detail beantworten.

Die NAKO Gesundheitsstudie bietet Forschenden eine einzigartige Datenbasis, um Zivilisationskrankheiten früher zu erkennen oder Wege einer gezielten Vorbeugung zu finden. Sie ist Deutschlands größte Langzeit-Bevölkerungsstudie, bei der fortlaufend in 18 Studienzentren über 205.000 zufällig ausgewählte Bürger:innen umfassend medizinisch untersucht und nach ihren Lebensgewohnheiten befragt werden. Die dazu rekrutierten Teilnehmenden waren zu Beginn der Studie im Alter von 20 bis 69 Jahren – etwa 60.000 werden an den Studienzentren der Helmholtz-Gemeinschaft in Augsburg, Berlin, Hannover, Heidelberg/Mannheim und Saarbrücken betreut. Neu aufgetretene Krankheiten werden alle zwei bis drei Jahre mit schriftlichen Nachbefragungen erfasst und Angaben der Hausärzt:innen sowie Sekundärdaten aus verschiedenen Quellen ergänzt. Alle vier bis fünf Jahre fragt das medizinische Personal bei Wiederholungsuntersuchungen nach standardisierten Methoden beispielsweise Angaben zu körperlicher Aktivität, Rauchen, Ernährung und Beruf der Teilnehmenden ab und nimmt Gesundheitsdaten auf –  aktuell läuft die Drittuntersuchung. So wird es möglich, Änderungen in Risikofaktoren und Phänotypen der Teilnehmenden und somit den Übergang von Gesundheit und Krankheit über die Zeit detailliert zu erforschen. Auch Bioproben gehören jedes Mal dazu: Diese werden auf dem Helmholtz Munich Campus im deutschlandweit größten Lager für humane Bioproben gesammelt. Mehr als 21 Millionen Proben lagern hier mithilfe modernster Robotik bei extremen Minusgraden.

Schatzkammer der Wissenschaft - das Biorepository

Die NAKO Gesundheitsstudie wird von einem Netzwerk der Helmholtz-Gemeinschaft, den Universitäten und der Leibniz-Gemeinschaft organisiert und durchgeführt. Das von der Abteilung „Epidemiologie“ des Helmholtz-Zentrums für Infektionsforschung (HZI) federführend betriebene Studienzentrum Hannover hat neben den Standarduntersuchungen zum Beispiel einen Schwerpunkt auf die Erforschung von Infektionskrankheiten und Störungen des Immunsystems gelegt. Am Max Delbrück Center in Berlin interessieren sich die Forschenden besonders für Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und die Bildgebung mit dem Magnetresonanztomographen (MRT) – daher wurde hier auch das Protokoll für Herz-MRTs in der NAKO Gesundheitsstudie entwickelt.

Eine weitere Langzeit-Bevölkerungsstudie wird vom Deutschen Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE) betrieben – die Rheinland Studie. Ihr Augenmerk liegt auf der Untersuchung von Ursachen und Risikofaktoren für das Entstehen von Erkrankungen des Gehirns und des Nervensystems, aber auch von Faktoren, die ein gesundes Altern ermöglichen. Bis zu 20.000 Menschen im Raum Bonn werden dazu über Jahrzehnte regelmäßig und intensiv nach umfangreichen Testprotokollen untersucht. Aus den erhobenen Daten lassen sich Muster, Korrelationen und idealerweise auch Rückschlüsse über das Zusammenspiel von genetischen Faktoren, Lebensstil und Umwelteinflüssen bei der Entstehung von Demenz und anderen altersbedingten Erkrankungen wie kardiovaskulären Erkrankungen ziehen. Ziel ist es, daraus Präventionsstrategien gegen Volkskrankheiten wie Demenz, aber auch anderen altersbedingte Erkrankungen zu entwickeln, um deren Ausbruch zu verzögern oder gar zu verhindern.

Bild: Holger Hollemann/dpa

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