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Helmholtz-Ausbildungspreis

Smarter Kindergarten in Jülich

Die Azubis des Projekts "KNX-Trainingssystem" vom Forschungszentrum Jülich: v. l. n. r.: Sören Langen, Frederic Frenzel, Björn Leseberg, Achim Holten. Bild: FZJ

Automatische Türöffner, Lichtschalter und Jalousien: Auszubildende am Forschungszentrum Jülich können intelligente Systemtechnik in Gebäude bauen. Um ihr Wissen zu teilen, haben sie ein Trainingssystem entwickelt. Dafür erhielten Sie nun den Helmholtz-Ausbildungspreis.

Die Kinder im zentrumseigenen Kindergarten des Forschungszentrums Jülich staunten, als sich zum ersten Mal die Jalousien wie von Zauberhand öffneten oder das Licht bei einsetzender Dämmerung automatisch anging. Was mittlerweile Alltag in mehreren Gebäuden auf dem Campus des FZJ ist, wirkte auf die Kleinen anfangs wie ein Wunder. Hinter dem Spuk steckten Björn Leseberg, Sören Langen, Achim Holten und Frederic Frenzel. Sie sind Auszubildende im Bereich Elektronik für Betriebstechnik bzw. für Geräte und Systeme am Forschungszentrum Jülich. Die Gruppe half nicht nur dabei, die Gebäudesystemtechnik einzubauen und zu betreuen. Um ihr erlerntes Wissen an andere technische Mitarbeiter weitergeben zu können, entwickelten die jungen Tüftler während ihrer Lehrjahre das Projekt "KNX-Trainingssystem". Für ihr Engagement wurden sie nun mit dem Helmholtz-Ausbildungspreis ausgezeichnet.

Björn Leseberg ist einer der Gewinner des Helmholtz-Ausbildungspreises. Stellvertretend für die Gruppe berichtete er von ihrem Projekt "KNX-Trainingssystem"

Das Spiel mit der Technik ist nicht das Ziel einer Automatisierung von Gebäudetechnik. Auch die Bequemlichkeit ist nicht der Kern der Sache. "Durch die Aufrüstung von Gebäuden mit der KNX-Systemtechnik kann vor allem Energie eingespart werden", erklärt Leseberg. Als anerkannter Standard ist KNX weltweit einsetzbar und Produkte sind miteinander kompatibel. Für das FZJ ist eine intelligente Vernetzung der Technik besonders im Rahmen des "Masterplans" für die Zukunft interessant: Dieser sieht vor, bis zum Jahr 2050 große Teile des Campusgeländes in Bezug auf Nachhaltigkeit und Energieeffizienz zu modernisieren. In Jülich soll in diesem Rahmen ein klimaneutraler Campus entstehen. Durch die Möglichkeiten der neuen Elektrotechnik verspricht man sich eine enorme Energieeinsparung.

Die Auszubildenden lernten in ihren drei Lehrjahren nicht nur, wie die Gebäudesystemtechnik funktioniert, eingebaut und programmiert wird. Zusätzlich entwickelte die Gruppe der vier Azubis ein Trainingssystem als Grundlage für Schulungen. Extern gebe es zwar ähnliche Schulungsangebote für Mitarbeiter, jedoch seien diese sehr teuer, erzählt Björn Leseberg. Die Idee ist, die Schulungen mithilfe des KNX Trainingssystems intern anzubieten. "Mit unserem didaktischen Konzept können nicht nur die Auszubildenden der folgenden Lehrjahre, sondern vielleicht sogar Mitarbeiter aus dem technischen Bereich geschult werden. Unser Ausbilder kann mit unserer Vorlage anderen beibringen, wie in Zukunft neue Programmierungen in Jülich vorgenommen werden können." An Ideen für zukünftige Projekte mangelt es jedenfalls nicht: "Denkbar wäre der Bau einer Soundwand, die mithilfe von Sprachbefehlen, Geräte oder auch Beleuchtungsszenarien mit verschiedenen Lichtstärken steuern kann. Der Kreativität sind mit der Technik keine Grenzen gesetzt", lacht Leseberg.

Die Gebäudesystemtechnik KNX bietet automatisierte Lösungen für Lichtschalter, Jalousien und vieles mehr. Bild: FZJ

Die ausgeprägte Projektarbeit und die Erstellung eines didaktischen Konzepts für nachfolgende Azubis empfindet Leseberg als eine Besonderheit der Berufsausbildung am FZJ: "Ich komme aus der Nähe von Dortmund und hatte gehört, dass das FZJ einen guten Ruf hat. Ich hätte auch in der Wirtschaft starten können, habe mich aber bewusst für Jülich entschieden. Denn wir hatten hier mehr Lerninhalte als in anderen Ausbildungsplänen."

Spaß am Werkeln und Tüfteln haben die vier mit in die Ausbildung gebracht. Leseberg fotografiert in seiner Freizeit gern analog und digital. "In der Ausbildung hatten wir viele Freiräume. Wenn wir Fragen hatten, konnten wir immer zum Ausbilder gehen", sagt er.

Das didaktische Konzept hat der 21-Jährige am Ende im Sinne der Open-Access-Richtlinie selbst geschrieben und stellvertretend für die Gruppe beim Helmholtz-Ausbildungspreis eingereicht. Wenn die Ausbildung vorbei ist, möchte er aber auf jeden Fall noch Elektrotechnik studieren. Und wer weiß, vielleicht lebt er dann bald selber in einem Smart Home.


Die Preisverleihung des Helmholtz-Ausbildungspreises 2018 fand im Leibniz-Saal der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften (BBAW) statt. Neben den Auszubildenden und deren Ausbildern befanden sich auch die Vorstände einiger Helmholtz-Zentren unter den Gästen, die in einem stimmungsvollen Umfeld mit musikalischer Begleitung die Preisträger und deren Projekte feierten.

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