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Drei Fragen an Atoosa Meseck

Bild: HZB
Atoosa Meseck ist Physikerin am Helmholtz-Zentrum Berlin und Professorin an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Mit ihrem Team entwickelt sie Konzepte und Magnetsysteme, um Licht für Experimente an Beschleunigeranlagen zu erzeugen. Dabei lässt sie sich gern von der Physik überraschen.
Was ist das Spannendste an Ihrem Job?
Ich arbeite mit einem Team von 15 Kolleginnen und Kollegen an sogenannten Undulatoren – das sind Schlüsselkomponenten für Synchrotronstrahlungsquellen. In diesen Anlagen werden Elektronen fast auf Lichtgeschwindigkeit beschleunigt. Unsere Magnetsysteme bringen sie auf einen Slalomkurs, wodurch sie Energie in Form von Licht abgeben: die Synchrotronstrahlung. Dieses spezielle Licht nutzen Forschende weltweit für ihre Experimente – etwa zur Entwicklung neuer Batterien oder Katalysatoren. Die Undulatoren entwickeln und fertigen wir selbst, oft als maßgeschneiderte Einzelstücke. Wir liefern sie auch an andere internationale Forschungszentren und ermöglichen damit spannende Forschung.
Bei meiner Arbeit geht es um die Wechselwirkungen von Materie und Licht. Am meisten fasziniert mich, wenn wir feststellen, dass sich die Physik anders verhält als erwartet. Wir nehmen nichts als selbstverständlich hin – und genau diese Überraschungen treiben mich als Wissenschaftlerin an.
Wenn Geld und Zeit keine Rolle spielen würden: Was wäre Ihr nächstes Projekt?
Ich denke oft an ein Thema aus meiner Habilitationszeit zurück: Tarnkappen und Metamaterialien. Der Brechungsindex der Materialien kann so manipuliert werden, dass mit Metamaterialien beschichtete Objekte scheinbar unsichtbar werden. Ich glaube, sie könnten noch viel mehr leisten. Zum Beispiel könnten wir damit neuartige Optiken für unsere Strahlrohre entwickeln. Aktuell leiten wir das in Beschleunigern erzeugte Licht nacheinander zu verschiedenen Experimenten. Mit Metamaterialien ließe sich das Licht womöglich gleichzeitig auf mehrere Experimente verteilen – das wäre viel effizienter als heute und der Lichtstrahl würde besser genutzt! Solche Ansätze auszuprobieren, reizt mich sehr. Auch unsere Nachfolgequelle BESSY III könnte davon profitieren.
Mit wem würden Sie gerne mal zu Abend essen und worüber würden Sie dann sprechen?
Ich würde mich gern mit Joschka Fischer unterhalten – über die Verantwortung der Wissenschaft, besonders bei potenziell militärisch nutzbarer Forschung. Wo endet die Verantwortung der Forschenden, wo beginnt die der Politik? Fischer hat als Politiker erlebt, dass man die eigenen Ideale immer wieder mit der politischen Realität abgleichen muss. Ein Gespräch mit ihm wäre sicher sehr aufschlussreich.
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