Direkt zum Seiteninhalt springen

Wissenstransfer

Welchen Nutzen muss Forschung haben?

Die Veranstaltungsreihe "Fokus@Helmholtz" bringt regelmäßig Forschung, Politik und Gesellschaft zusammen, um miteinander über strittige Fragen zu diskutieren. Die Helmholtz-Gemeinschaft möchte dabei gemeinsam mit ihren Gästen den Blick über den Tellerrand wagen, Handlungsoptionen hinterfragen und Denkanstöße liefern. Bild: Helmholtz

Unsere Gesellschaft leistet sich eine milliardenschwere Forschung. Doch wer bestimmt, woran geforscht wird? Muss sich Wissenschaft gegenüber der Gesellschaft rechtfertigen? Und sollten Forschungsergebnisse besser kommuniziert werden? Wir diskutieren über Wissenschaft und ihren (Mehr-)Wert für die Gesellschaft.

Als Einstimmung auf die Veranstaltung FOKUS@Helmholtz am 3. Mai 2018 geben die Referierenden vorab ihr Statement ab. Das Thema der Podiumsdiskussion lautet diesmal: "Schön, teuer und nutzlos? Wissenschaft und ihr (Mehr-)Wert für die Gesellschaft."


Carsten Könneker ist Professor für Wissenschaftskommunikation und Chefredakteur bei Spektrum der Wissenschaft. Bild: Mike Beckers/Spektrum der Wissenschaft

Carsten Könneker

Professor für Wissenschaftskommunikation, Chefredakteur Spektrum der Wissenschaft

"Eine Sorge geht um im deutschen Wissenschaftssystem, in den Spitzen der Organisationen und Hochschulen: Bröckelt das gesellschaftliche Vertrauen in die Wissenschaft? Steuern wir nach Jahren des Aufwuchses öffentlicher Mittel auf eine Phase zu, in der Wissenschaft nicht mehr 'gesetzt' ist, weil gesellschaftliche Strömungen ganzen Forschungsbereichen den Wert absprechen? Grassiert in sozialen Netzwerken die Wissenschaftsskepsis? Um gesellschaftliches Vertrauen zu sichern, muss Wissenschaft den eigenen (Mehr-)Wert gut kommunizieren. Dies geschieht am besten, wenn Bürgerinnen und Bürger Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler persönlich erfahren – ob durch einen populärwissenschaftlichen Text, in einem Live-Format oder per Social Media. Hierbei kommt es entscheidend auf die Haltung an. Denn Vertrauen entsteht nur, wenn Experten gleichzeitig in drei Hinsichten als vertrauenswürdig erlebt werden: Können, Integrität und gute Absichten. Bevölkerungsrepräsentative Umfragen zeigen, dass das Vertrauen der Deutschen in die Wissenschaft am meisten im Bereich der Absichten leidet, während das Können, die Expertise, selten zum Problem wird. Hieraus ergeben sich Ansatzpunkte für eine bessere Wissenschaftskommunikation."


Friederike Schneider ist Programmleiterin bei der Körber-Stiftung. Bild: Claudia Höhne/Körber Stiftung

Friederike Schneider

Programmleiterin, Körber-Stiftung 

"Ohne Wissenschaft und Forschung sind die großen Herausforderungen, vor denen wir als Gesellschaft stehen, vom Klimawandel über Fragen der Energieversorgung, die Digitalisierung, den demographischen Wandel bis zur weltweiten Migration, nicht zu meistern. Wissenschaftliche Analysen und Erkenntnisse, technologische Entwicklungen und Orientierungswissen sind zu ihrer Bewältigung wesentlich, zugleich sind sie Basis unserer wirtschaftlichen Innovationsfähigkeit. Wir sind als Gesellschaft darauf angewiesen, dass sich Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler den anstehenden gesellschaftlichen Fragen und Problemen zuwenden und zu deren Lösung beitragen. Grundlage und Voraussetzung dafür, dass Wissenschaft ihre gesellschaftliche Relevanz entfalten kann, ist der kontinuierliche Dialog mit der Gesellschaft. Es ist essenziell, dass Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler über die rein fachwissenschaftliche Exzellenz hinaus die gesellschaftliche Bedeutung ihrer jeweiligen Forschungsergebnisse im Blick haben, diese formulieren können und sich mit ihrer Expertise und ihren Befunden aktiv in die gesellschaftliche Debatte einbringen."


Armin Grunwald ist Technikphilosoph im Büro für Technikfolgenabschätzung im Deutschen Bundestag, Bild: KIT

Armin Grunwald

Technikphilosoph, Büro für Technikfolgenabschätzung im Deutschen Bundestag

"Wissenschaft hat viele Bedeutungen für die Gesellschaft. Meist werden die Ermöglichung von Innovation und die Förderung von Wirtschaftswachstum genannt, vielleicht auch noch ihr Beitrag zur Lösung der großen Herausforderungen der Gegenwart wie demographischer Wandel oder Klimaschutz. Das ist richtig, aber bei weitem nicht alles. Mir ist sehr wichtig, dass Wissenschaft das Fragen und Zweifeln lehrt und so zum kritischen Nachdenken motiviert. Nicht Fakten stehen für mich im Mittelpunkt der Wissenschaft, sondern Fragen. Jede Antwort führt auf neue Fragen. Auf diese Weise trägt Wissenschaft dazu bei, den Menschen als kritisches und fragestellendes Lebewesen voran zu bringen, kulturell, intellektuell aber auch menschlich. Mir ist sehr daran gelegen, diese Facette der Wissenschaft über aller Exzellenz- und Innovationsrhetorik nicht aus dem Blick zu verlieren. Im Gegenteil, es sollte uns darum gehen, diese aufklärende Funktion der Wissenschaft wieder mehr zur Geltung zu bringen."


Heike Kusserow ist Lehrerin am Oberstufenzentrum Lise Meitner in Berlin.

Heike Kusserow

Lehrerin, Oberstufenzentrum Lise Meitner

"Ich habe viele Jahre als Wissenschaftlerin in der Forschung gearbeitet. Mittlerweise arbeite ich in einer naturwissenschaftlich ausgerichteten Schule und bemühe mich, junge Menschen für Wissenschaft zu begeistern und neugierig zu machen. Wissenschaftliche Fragestellungen und Ergebnisse sollten für jeden objektiv nachvollziehbar sein. Allerdings sind die vielen Ergebnisse, die in Fachzeitschriften publiziert werden, für den größten Anteil der Bevölkerung weder zugänglich, noch verständlich oder relevant. Das liegt überwiegend an der extremen Spezialisierung in den einzelnen wissenschaftlichen Feldern. Das Verstehen vieler Fragestellungen und Ergebnisse ist schon aufgrund der Komplexität der Fragestellung und der Methodik nur noch kleinen Personenkreisen möglich. Aus diesem Grund ist es gesellschaftlich oft schwer, einen Nutzen in der Wissenschaft zu erkennen und Bewertungen wie 'schön, teuer und nutzlos' sind schnell formuliert. Erschwert wird die gesellschaftliche Akzeptanz der Wissenschaft durch eine immer stärker zu beobachtende Wissenschaftsskepsis. Diese wird zum Teil auch medial unterstützt, z. B. bei der Gentechnik-Debatte oder bei der Problematik um Fake-News. Aus diesen Gründen ist es notwendig, die Bedeutung der Wissenschaft und ihren Wert für die Gesellschaft verständlich zu kommunizieren. Ein wesentlicher Beitrag dazu muss in den Schulen geleistet werden."

FOKUS@Helmholtz- Veranstaltung:

Schön, teuer und nutzlos? Wissenschaft und ihr (Mehr-)Wert für die Gesellschaft.

Donnerstag, 3. Mai 2018,18:30 Uhr
Atrium, Spreepalais
Anna-Louisa-Karsch-Straße 2
10178 Berlin

Der Eintritt ist frei. Um eine Anmeldung zur Veranstaltung wird gebeten:

Anmeldung

Zur FOKUS@Helmholtz – Veranstaltungsseite

Leser:innenkommentare