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Drei Fragen an die Pressesprecherin Susanne Thiele

Bild: Olivier Favre

Susanne Thiele ist Mikrobiologin und Leiterin der Stabsstelle Presse und Kommunikation des Helmholtz-Zentrums für Infektionsforschung in Braunschweig (HZI).

Die größte Faszination liegt in der Vielfalt der Themen am HZI: vom Auftreten neuer Infektionskrankheiten über Strategien gegen Antibiotikaresistenzen bis hin zum One-Health-Ansatz, der auch Klimawandelszenarien einbezieht. In Ausnahmesituationen wie einer Pandemie spürt man die Intensität in der Pressestelle besonders – dann zählt jede Stunde, Forschungsergebnisse müssen schnell, präzise und verständlich kommuniziert werden. Dieses Zusammenspiel aus Adrenalin, Verantwortung und Teamgeist begeistert mich. Forschung so zu vermitteln, dass sie Orientierung gibt und Vertrauen schafft, ist für mich der Kern. Mit meinem Team Brücken zwischen Wissenschaft und Gesellschaft zu schlagen, ist herausfordernd und zugleich das am meisten Sinnstiftende an meiner Arbeit.

Ich würde ein großes internationales Kultur-, Wissenschafts- und Bürgerprojekt zur Infektionsforschung starten – weil Bildung und Aufklärung zu Mikrobiologie und einem sicheren Umgang mit Infektionen in unserer Gesellschaft noch viel zu kurz kommen. Als Highlight stelle ich mir eine immersive Ausstellung mit neuen narrativen Formaten vor: VR-Erlebnisse, die in historische und zukünftige Szenarien eintauchen lassen, künstlerische Perspektiven sowie Stimmen von Betroffenen und Forschenden weltweit, die das Unsichtbare sichtbar machen. Ergänzt durch Filme, Podcasts, Social Media und Citizen-Science-Projekte. Schulen und Kitas erhielten kostenlose Bildungsmaterialien. Im Zentrum stünde die Frage: Wie können wir Infektionsforschung so erzählen, dass Menschen nicht Angst haben, sondern handlungsfähig werden?

Ich würde Lydia Rabinowitsch-Kempner einladen – eine der ersten Professorinnen in Berlin und Pionierin der Tuberkuloseforschung, heute fast vergessen. 1920 übernahm sie die Leitung des bakteriologischen Instituts in Moabit. Ihr Mut, sich in einer männerdominierten Wissenschaft durchzusetzen, beeindruckt mich – umso mehr, als sie in der NS-Zeit aufgrund ihrer Herkunft ausgegrenzt wurde. Zum Dessert gäbe es Milchreis – eine Hommage an ihr Forschungsfeld, da Tuberkulose einst oft über Rohmilch übertragen wurde. Da ich nebenberuflich Science-Thriller schreibe, würde ich auch Stephen King einladen. Mit ihm würde ich über Spannung in der Wissenschaftskommunikation sprechen – und wie Fakten zu Geschichten werden, die Menschen bewegen. Das wäre eine spannende Runde.

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