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Corona-Pandemie

Helmholtz erforscht ganzheitliche Lösungsansätze zur Pandemiebewältigung

Bild: pixabay/Gerd Altmann

Wie können wir das bisher gewonnene Wissen nutzen, um die aktuelle Krise besser zu überwinden und künftige Pandemien zu verhindern? Mit zwei neuen, interdisziplinären Verbundprojekten will Helmholtz Antworten auf diese Fragen finden. Im Fokus steht dabei neben dem ganzheitlichen Ansatz auch der schnelle Transfer der Ergebnisse in die Anwendung.

Um die Corona-Pandemie und seine Auswirkungen bewältigen zu können, brauchen wir wissenschaftliche Erkenntnisse und Lösungen, die weit über die Gesundheitsforschung hinausgehen. Deutlich geworden sind Belastungsgrenzen unserer kritischen Infrastrukturen und Abhängigkeiten bei globalen Lieferketten. Schon seit Januar 2020 erforschen Helmholtz-Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler die Ausbreitung des Coronavirus und arbeiten an Wirkstoffen und Medikamenten gegen COVID-19. Mit der Helmholtz-weiten Kampagne „Die Corona-Pandemie: Erkenntnis, Bewältigung, Prävention“ geht Helmholtz jetzt den nächsten Schritt: In interdisziplinären Verbundprojekten entwerfen Expertinnen und Experten aus allen sechs Helmholtz-Forschungsbereichen auf Basis der neuesten Erkenntnisse der Corona-Krise ganzheitliche Lösungsansätze zur Pandemiebewältigung.

In dem Projekt „Virologische und immunologische Determinanten der COVID-19-Pathogenese – Lehren für die Vorbereitung auf zukünftige Pandemien (CoViPa)“ arbeiten Forscherinnen und Forscher aus sieben Helmholtz-Zentren mit Universitäten und Partnern aus der Wirtschaft zusammen. Gemeinsam wollen sie unter anderem untersuchen, was die Mechanismen des Erkrankungsprozesses sind, wie gezielte Strategien gegen das Virus aussehen könnten und welche Risiken bestehen, dass weitere Erreger den Sprung vom Tier auf den Menschen schaffen. Das Deutsche Krebsforschungszentrum in der Helmholtz-Gemeinschaft (DKFZ) koordiniert das Projekt. „Wir betrachten SARS-CoV-2 als Modellsystem für zukünftige Pandemien, die von ähnlichen Erregern verursacht werden. Anhand dessen wollen wir mittels immunologischer und virologischer Analysen Einsichten in die Erkrankungsmechanismen gewinnen, um präventive Maßnahmen zu entwickeln. Gleichzeitig werden wir Robotik und Hochdurchsatz-Datenanalysen nutzen, um in Zukunft bei pandemischen Ausbrüchen besser vorbereitet zu sein bzw. das Risiko einer Pandemie besser abschätzen zu können“, sagt Ralf Bartenschlager (DKFZ). Er und die Virologin Ulrike Protzer vom Helmholtz Zentrum München – Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt (HMGU) sind die wissenschaftlichen Sprecher von CoViPa.

Das Projekt „Luftgetragene Übertragung des SARS-Coronavirus – von der Grundlagenforschung zu effizienten Luftreinigungssystemen (CORAERO)“ konzentriert sich auf die Erforschung und Verhinderung der Virenübertragung durch Aerosole und Tröpfchen. „Wir planen Forschung und Technologietransfer für neuartige Technologien, die SARS-CoV-2 und andere Viren in der Luft und auf Oberflächen entfernen und inaktivieren“, so die wissenschaftliche Koordinatorin Claudia Traidl-Hoffmann vom Helmholtz Zentrum München. Fachleute aus Medizin, Biologie, Physik, Chemie, Material-, Ingenieurs- und Sozialwissenschaften entwickeln gemeinsam Technologien, um die Virenausbreitung zu stoppen. In Schulen, Unternehmen, im Personennahverkehr und an öffentlichen Orten eingesetzt, könnten so in Zukunft drastische Maßnahmen wie Schulschließungen verhindert werden.

Die Helmholtz-weite Kampagne wird aus dem Impuls- und Vernetzungsfonds finanziert. „Wir bündeln die ganze Stärke unserer Forschung, um Pandemien und analoge Herausforderungen wie die aktuelle Corona-Pandemie besser verstehen, überwinden und in Zukunft auch verhindern zu können“, erklärt Helmholtz-Präsident Otmar D. Wiestler. „Unser Ziel ist herauszufinden, wie wir uns als Gesellschaft für solche Ausnahmesituationen wappnen können. Das geht nur mit interdisziplinären, strategisch ausgerichteten Ansätzen, die praktische Anwendungen von Beginn an mit einbeziehen.“

Ein Kernelement der Verbundprojekte ist ein integriertes Transferkonzept: Gesellschaftliche Akteure werden von Beginn an in die Entwicklung von lösungsorientierten Fragestellungen und in die Umsetzung des Forschungsprojekts eingebunden. Ein interdisziplinär besetztes Panel mit Fachleuten aus der Virologie, den Natur- und Ingenieurswissenschaften, dem Innovationsmanagement und der Wirtschaft hat die beiden Projekte CoViPa und CORAERO aus insgesamt elf Vorschlägen zur Förderung ausgewählt.

Themenseite SARS-CoV-2

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