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Serie

„Weniger Regen und mehr Sonnenschein, das wäre schön“

Rohini Kumar

<b>Rohini Kumar</b> Postdoc am Department Hydrosystemmodellierung am Helmholtz Zentrum für Umweltforschung in Leipzig. Foto: Sebastian Wiedling/UFZ

Aufgewachsen ist Rohini Kumar in der Gangesebene in Nordindien. Heute forscht er am Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung daran, extreme Ereignisse wie Überflutungen oder Dürre vorherzusagen.

Der 32-jährige Hydrologe wurde in Darbhanga im nordindischen Bundesstaat Bihar geboren – einer, wie er sagt, „kleinen Stadt“, die rund 270.000 Einwohner hat. Sein Studium absolvierte er am landesweit angesehenen Indian Institute of Technology (IIT) in Kharagpur, in der Nähe von Kalkutta im Osten des Landes.

Auf die Idee seine Masterarbeit in Deutschland zu machen, kam Rohini Kumar dank einer Partnerschaft des IIT Kharagpur mit der Technischen Universität Dresden. Er bewarb sich mit Erfolg beim Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) und konnte seinen Masterabschluss in Dresden machen. Danach wollte er direkt weiterforschen: „Ich wollte meine Forscherlaufbahn in Deutschland fortsetzen und habe mich nach einer Anstellung als Hydrologe umgesehen. Am Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung  – UFZ habe ich schließlich die Chance bekommen, als Doktorand anzufangen.“

So kam Kumar 2006 nach Leipzig, wo er seitdem lebt und nach der erfolgreichen Promotion als wissenschaftlicher Mitarbeiter weiter am UFZ arbeitet. Im Department Hydrosystemmodellierung forscht er an effizienten mathematischen Modellen, die extreme Ereignisse wie Überflutungen oder Dürren vorhersagen können. Er untersucht außerdem, wie sich der Klimawandel und andere Umweltfaktoren auf verschiedene Teile des Wasserkreislaufs wie Flussläufe auswirken. Die mathematischen Modelle, mit denen er arbeitet, müssen komplexe Wechselwirkungen verschiedener Vorgänge an der Erdoberfläche berücksichtigen, darunter Schnee, Bodenfeuchtigkeit, Verdunstung und Niederschlag. Er wünscht sich für die Zukunft vor allem eine Festanstellung, um sich in seinem Forschungsgebiet noch weiter entfalten und neue wissenschaftliche Probleme lösen zu können.

Bei den umfangreichen Formalitäten rund um seinen Forschungsaufenthalt hat Rohini Kumar dankbar die Unterstützung des DAAD und des UFZ angenommen. Nachdem er schon in Indien Deutsch gelernt hatte, kommt er inzwischen im Alltag gut mit der Sprache zurecht. Mit seiner Partnerin aus Nordrhein-Westfalen und dem einjährigen Sohn spricht er zu Hause Deutsch und Englisch, die Forschung an seinem Arbeitsplatz findet weitgehend auf Englisch statt.

Dresden und Leipzig, die beiden deutschen Städte, in denen er bisher gelebt hat, gefallen Rohini Kumar mit ihren reichhaltigen Angeboten sehr gut In seiner Anfangszeit in Leipzig machte er zudem Bekanntschaft mit einer deutschen Spezialität: der Studenten-WG. „Nachdem ich in Dresden in einem Studentenwohnheim gelebt hatte, habe ich das Konzept von WGs in Deutschland kennengelernt. Mir gefiel die Idee sofort, und ich hatte auch das Glück, in Leipzig in einer WG aufgenommen zu werden und mit einem Mitbewohner eine Wohnung zu teilen.“

Die Pegida bzw. Legida-Demonstrationen speziell in Leipzig verfolgt Kumar hauptsächlich in den Medien. Mit seiner Familie und seinen Kollegen hat er aber an einer Anti-Legida-Demo teilgenommen. „Ich habe das Gefühl, dass die Legida-Demonstration dem sonst so schönen Bild von Leipzig schaden könnte“, sagt er. Und obwohl ihm die Familie in Indien manchmal fehlt und er etwas weniger Regen und mehr Sonnenschein begrüßen würde, ist Rohini Kumar sich sicher: „Mit meiner Partnerin und meinem Sohn in Deutschland zu leben ist mein Wunsch, und es gefällt mir sehr gut.“
Der Beitrag ist Teil einer Serie, in der wir ausländische Wissenschaftler bei Helmholtz vorstellen. Eine Übersicht über alle bisher veröffentlichten Beiträge finden Sie hier:

Serie: Ausländische Wissenschaftler bei Helmholtz

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