Früherkennung
Wie sinnvoll ist das Brustkrebs-Screening?
In Deutschland werden Frauen zwischen 50 und 69 alle zwei Jahre per Brief eingeladen, sich die Brust röntgen zu lassen. Noch immer streiten Experten über den Nutzen der Reihenuntersuchung. Das Beispiel zeigt zudem, wie wichtig es für uns alle ist, Zahlen und Wahrscheinlichkeiten richtig zu verstehen.
Für den einzelne Teilnehmerin sind die Vor- und Nachteile zunächst einfach zu verstehen. Zu den unumstrittenen Vorteilen der Untersuchung zählt die Früherkennung des Krebs: „Bösartige Tumore können gefunden werden, bevor die Frau einen Knoten tasten kann“ sagt Bickelhaupt. Die Knoten, die beim Screening gefunden werden, sind in der Regel kleiner und ermöglichen eine frühere und schonendere Behandlung der Erkrankung.
Die Nachteile des Screenings lassen sich in diesen Zahlen ablesen: Das Screening produziert sogenannte falsch positive Befunde. Das heißt, bei einer Frau wird etwas entdeckt, was sich in der Nachuntersuchung und gegebenenfalls in einer Biopsie als unbedenklich erweist: „Gesunden Teilnehmerinnen wird damit eine Auffälligkeit mitgeteilt, die sich dann nach weiterer Abklärung als völlig unbegründet herausstellt“ sagt Bickelhaupt, „damit einher geht unnötige Diagnostik und eine hohe psychische Belastung“. Diesem Problem widmet sich die Abteilung Radiologie des DKFZ gerade in einer Studie, deren erste Ergebnisse noch 2015 erscheinen sollen. In dieser Studie wird untersucht, ob ein speziell angepasstes, strahlungs- und kontrastmittelfreies Magnetresonanztomographie-Verfahren (MRT) dazu beitragen könnte die Rate an falsch positiven Befunden die zu einer Biopsie führen zu senken.
Zahlen verstehen, Zahlen verdrehen
Auch in unserem Wissenschaftscomic geht es um unser gängiges Verständnis von Zahlen und Wahrscheinlichkeiten. Und darum, wir wir anhand von Betonungen oder Auslassungen manipuliert werden können.
Die Studie hält aber auch fest, dass das Screening Krebs diagnostiziert und behandelt, der wahrscheinlich niemals auffällig geworden wäre und hält es für wissenschaftlich hinreichend nachgewiesen, dass Frauen psychologischem Stress ausgesetzt sind, wenn im Rahmen des Mammographiescreenings Brustveränderungen gefunden werden, die sich später als unbedenklich herausstellen.
Wie sind die Zahlen der Studien zu deuten? Ein Mediziner wird sie anders bewerten als ein Politiker, eine Betroffene anders als ein Wissenschaftler. Für den Radiologen Bickelhaupt am DKFZ überwiegen derzeit die Vorteile: „Als Mediziner und Wissenschaftler gibt es für uns im Moment auf Basis der verfügbaren Studien einen hinreichenden Nachweis, dass das Mammographiescreening die Brustkrebssterblichkeit senken kann und bösartige Tumoren in früheren Stadien entdeckt werden können. Unser Ziel ist die bestmögliche Versorgung der einzelnen Patientin. Die politisch-ökonomische Beurteilung liegt bei anderen“ sagt er. Und hier fehlen schlicht die Zahlen – das DKFZ rechnet damit 2017/18.
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