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Zahlen

Was ist der Preis für ein ungesundes Leben?

Illustration: Kathrin Schüler

Bis zu 17 Jahre weniger lebt jemand, der viel raucht und trinkt, häufig rotes Fleisch isst und Übergewicht hat. Das steht in einer Studie des Deutschen Krebsforschungszentrums. Wie kommt die Zahl zustande?

Anika Hüsing vom Deutschen Krebsforschungszentrum in Heidelberg, Statistikerin:

Die Untersuchung, auf der diese Zahl gründet, hat einen starken Bezug zur Lebenswirklichkeit. Für die Erhebung konnten wir auf Daten von knapp 23.000 Männern und Frauen zurückgreifen. Sie waren im Rahmen der EPIC-Studie, der gesamteuropäischen Studie zum Zusammenhang von Ernährung, Lebensstilfaktoren und Krebs, nach ihren Lebensgewohnheiten gefragt worden – zum   Beispiel zu ihrem Alkohol- und Nikotinkonsum, zu ihren Ernährungsgewohnheiten oder ihrem Körpergewicht. Dann haben wir die Probanden über einen Zeitraum von mehr als zehn Jahren beobachtet: Wie geht es jenen, die besonders ungesund leben, also täglich mehr als zehn Zigaretten rauchen und mindestens vier Drinks zu sich nehmen, zudem Übergewicht haben und viel rotes Fleisch essen? Und wie ergeht es der gesündesten Kohorte, also denjenigen, die abstinent leben und Normalgewicht haben? Wer ist in der Zwischenzeit verstorben?

Mit diesen Informationen haben wir Lebenszeitkurven entwickelt, und zwar auf der Grundlage eines bekannten mathematischen Modells, der so genannten Gompertz-Kurve. Sie bildet für jedes Lebensjahr das Sterberisiko ab. In diese Kurven haben wir unsere Studienergebnisse einfließen lassen – mit folgender Methodik: Auf der Grundlage der registrierten Todesfälle, aber auch aus Erkenntnissen, die der Sekundärliteratur entnommen wurden, haben wir Risikofaktoren bestimmt und deren Auswirkung geschätzt. Demnach war zum Beispiel das Sterberisiko für einen starken Raucher um das 3,5-fache erhöht. Aus diesen Risikofaktoren haben wir Überlebenswahrscheinlichkeiten abgeleitet. Aus den Kurven zwischen der gesündesten und der ungesündesten Kohorte ergab sich dabei ab dem Alter von 40 Jahren im Mittel ein Unterschied von 17 Jahren Lebenserwartung, bei den Männern wohlgemerkt. Frauen verloren 14 Jahre. Diese Werte wurden später in Medien häufig aufgegriffen.

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