Wissenschaft und Politik
Uni für alle
Als kleines Land hat Israel im Bereich Wissenschaft und Technologie einiges zu bieten. In die akademische Ausbildung wird enorm investiert. Einen Überblick über die Universitäten bietet Teil 5 unserer Serie zur deutsch-israelischen Zusammenarbeit in der Wissenschaft.
Für ein kleines Land wie Israel mit seinen gerade einmal 8,8 Millionen Einwohnern ist die Zahl der akademischen Einrichtungen bemerkenswert. Ihr Markenzeichen: Das Studienangebot ist äußerst vielfältig, Forschung sowie Lehre bewegen sich auf allerhöchstem Niveau und internationale Kooperationen werden groß geschrieben. Kein Wunder, dass laut OECD-Bildungsbericht die Bevölkerung überdurchschnittlich gut ausgebildet ist. Die Akademikerquote bei Israelis in der Altersgruppe zwischen 25 und 34 Jahren liegt bei beachtlichen 47 Prozent, was dem Land einen Platz unter den Top Ten der entwickelten Wirtschaftsnationen beschert.
Universität Tel Aviv
Die 1956 gegründete Universität Tel Aviv befindet sich mit ihren neun Fakultäten und 125 Fachrichtungen im wirtschaftlichen Zentrum Israels. Trotz ihres jungen Alters beheimatet sie 130 Forschungsinstitute sowie 400 Laboratorien. 30.000 Studierende zählt Israels größte Hochschule, 14.000 im Masterstudiengang oder Post-Doktoranden. Über 1.000 Mitarbeiter sind im Lehrbetrieb tätig. Vertreten ist die Universität Tel Aviv im Ranking "Top 100 Innovation University" von Reuters und als einzige nicht-amerikanische Hochschule unter den Top Ten im Pitchbook, das sich vor allem an Venture Capital-Geber richtet. Mit mehr als 280 Institutionen in 46 Ländern pflegt man den akademischen Austausch.
Hebräische Universität Jerusalem
Die mit 23.500 Studierenden zweitgrößte Universität ist zugleich die älteste ihrer Art in Israel. 1925 offiziell eröffnet und mit Prominenten wie Albert Einstein, Sigmund Freud und Martin Buber im ersten Verwaltungsrat ist sie heute Heimat von sieben Fakultäten, an denen über 970 Personen unterrichten. Acht Nobelpreisträger stammen aus ihren Reihen. Fast 10.000 Patentanmeldungen sowie 120 in ihrem Umfeld gegründete Unternehmen zeugen von einem besonderen Forschergeist. Mit 95 akademischen Institutionen in 24 Ländern ist man bestens vernetzt.
Ben-Gurion-Universität des Negev
1969 in der Stadt Beer Scheva gegründet und eng verbunden mit der Vision von Staatsgründer David Ben Gurion, den Negev zu erschließen, studieren hier heute rund 20.000 Frauen und Männer. 4.000 Personen lehren an den verschiedenen Fakultäten. Zu den Schwerpunkten der Universität zählen die Ingenieurswissenschaften, Medizin und neuerdings Bio- und Nanotechnologie. Dem Campus angeschlossen ist auch ein Industriepark. Zudem befinden sich hier diverse Einrichtungen zur Erforschung von Lebensmöglichkeiten in Wüstenregionen.
Universität Haifa
1963 erhielt Haifa mit einem Ableger der Hebräischen Universität von Jerusalem seine zweite Hochschule. 1972 wurde daraus die Universität Haifa mit ihren beeindruckenden Bauten auf dem Carmel. 18.000 Studierende zählt die Einrichtung heute. Unterrichtet werden unter anderem Jura, Geistes- und Sozialwissenschaften sowie Management und Naturwissenschaften. Schwerpunkte sind die Meeresforschung sowie der Bereich Erziehungswissenschaft. Seit 2001 gibt es auch das Bucerius Institute for Research of Contemporary History and Society, gefördert von der Zeit-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius.
Bar-Ilan Universität
In Ramat Gan liegt die 1955 ins Leben gerufene und nach dem religiösen Zionisten Rabbi Meir Bar-Ilan benannte zweite Hochschule im Großraum von Tel Aviv. Von damals 70 Studenten wuchs die Zahl auf heute 17.000. Acht Fakultäten umfasst sie mittlerweile. In den Bereichen Stammzell- und Hirnforschung sowie Neurobiologie und Neurowissenschaft spielt man hier in der ersten Liga mit. Zugleich steht in der Bar-Ilan Universität Israels einzige Einrichtung zur Magnetoenzephalographie – einem Untersuchungsverfahren, das die Magnetfelder, die durch die neuronale Aktivität des Gehirns entstehen, darstellt.
Unsere Serie zur israelisch-deutschen Zusammenarbeit in der Wissenschaft:
Zu Teil 1: Pioniere der Annährung
Zu Teil 2: Vom Kontakt zur Kooperation
Zu Teil 3: Fruchtbare Jahre nach der Wende
Zu Teil 4: Exzellenz am Sandkasten (über Technion in Haifa & Weizmann-Institut bei Tel Aviv)
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