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Starthilfe für marktreife Forschung: Helmholtz unterstützt vier Firmenausgründungen

Die Helmholtz-Gemeinschaft fördert vier neue Ausgründungsvorhaben von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, die an Helmholtz-Zentren forschen. Bis zu 260.000 Euro Startkapital erhalten die Forscher – die Hälfte aus dem Impuls- und Vernetzungsfonds der Helmholtz-Gemeinschaft und mindestens den gleichen Betrag vom jeweiligen Helmholtz-Zentrum. „Helmholtz Enterprise“ – so der Name des Förderinstruments – unterstützt die Gründer vor allem in der kritischen Anfangsphase und beschleunigt die Marktreife von Forschungsergebnissen. Insgesamt wurden im Jahr 2013 acht Ausgründungsvorhaben von externen Gutachtern zur Förderung empfohlen.

Die Helmholtz-Gemeinschaft fördert vier neue Ausgründungsvorhaben von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, die an Helmholtz-Zentren forschen. Bis zu 260.000 Euro Startkapital erhalten die Forscher – die Hälfte aus dem Impuls- und Vernetzungsfonds der Helmholtz-Gemeinschaft und mindestens den gleichen Betrag vom jeweiligen Helmholtz-Zentrum. „Helmholtz Enterprise“ – so der Name des Förderinstruments – unterstützt die Gründer vor allem in der kritischen Anfangsphase und beschleunigt die Marktreife von Forschungsergebnissen. Insgesamt wurden im Jahr 2013 acht Ausgründungsvorhaben von externen Gutachtern zur Förderung empfohlen.

„Unsere Forscher haben hervorragende Ideen für innovative Produkte und Dienstleistungen“, sagt Rolf Zettl, Geschäftsführer der Helmholtz-Gemeinschaft. „Daraus ein funktionierendes Geschäftsmodell für ein junges High-Tech-Unternehmen zu entwickeln, ist aber stets eine große Herausforderung.“ Besonders kritisch sei die Anfangsphase einer Ausgründung, da finanzielle Mittel meist fehlten und mögliche Profite erst später kämen. Die Förderung durch „Helmholtz Enterprise“ sei dafür gedacht, diese erste Phase zu überbrücken und den Gründern den notwendigen Freiraum zu verschaffen, ihren Businessplan weiterzuentwickeln, erklärt der Geschäftsführer. Zu diesem Zweck werden den Helmholtz-Zentren unter anderem die Personalkosten der Gründungswilligen ersetzt. Um zusätzlich die Erfolgschancen der Projekte zu erhöhen, unterstützt die Helmholtz-Gemeinschaft die Gründer auch mit Beratung durch erfahrene Experten.

Vier neue geförderte Projekte

Die vier neu in die Förderung aufgenommenen Vorhaben haben nach Ansicht der externen Gutachter das Potenzial, sich auf dem Markt zu bewähren. Die Ausgründer überzeugten mit ihren herausragenden und erfolgversprechenden Technologien.

1. TP-SOA – Werkzeuge zur präzisen statischen Software-Analyse

Die Ausgründer Florian Merz und Carsten Sinz vom Karlsruher Institut für Technologie entwickeln seit 2010 mit ihrem Team ein Werkzeug zur automatisierten Software-Qualitätsprüfung. Der Einsatz des Statischen-Analyse-Werkzeugs, kurz LLBMC (Low-Level Bounded Model Checker) genannt, soll Qualitätssicherungsprozesse optimieren, die durch immer komplexere und stärker vernetzte Systeme zunehmend zu einem Unsicherheitsfaktor werden. Ziel der Entwicklung dieses hochpräzisen Werkzeuges ist es, Programmfehler schnell und zuverlässig aufzuspüren und automatisiert zu beheben. Gegenüber konkurrierenden Verfahren zeichnet sich LLBMC durch eine exaktere mathematische Modellierung und eine höhere Präzision aus.
Die Technologie ist besonders für Branchen mit sehr hohen Sicherheitsanforderungen geeignet. So wird diese demnächst in der Automobilbranche, beispielsweise in der Herstellung und Zulieferung, angewendet. Andere mögliche Bereiche sind Medizintechnik, Luftfahrt und Anlagenbau. Derzeit ist das LLBMC ein Prototyp, der noch kundenfreundlicher gestaltet werden soll, beispielsweise durch eine grafische Benutzeroberfläche oder eine bessere Anwendbarkeit bei größeren Software-Programmen. Das künftige Unternehmen wird LLBMC als flexible Plattform weiterentwickeln, auf deren Grundlage kundenspezifische Produkte realisiert werden können.

Ansprechpartner:
Dr. Carsten Sinz
Tel.: 0721 608-44212
Mail: carsten.sinz@kit.edu

2. SenseUp-Biotechnology – Beschleunigte Stammentwicklung für die industrielle Biotechnologie mittels High-Throughput Screening & Recombineering (HTSR)

Stephan Binder und Georg Schendzielorz vom Forschungszentrum Jülich sind die Ausgründer dieses vielversprechenden Vorhabens. Ziel ist die Entwicklung hochproduktiver Mikroorganismen für die Erzeugung von Aminosäuren, organischen Säuren und biopharmazeutischen Wirkstoffen für die industrielle Biotechnologie und die Pharmaindustrie. Die von dem Forschungsteam entwickelte High-Throughput Screening & Recombineering-Technologie (HTSR) stellt eine Schlüsseltechnologie dar, die im Vergleich zu herkömmlichen biologischen Verfahren die Entwicklung von Mikroorganismen entscheidend beschleunigt.

Biologische Herstellungsverfahren basieren auf so genannten mikrobiellen Produktionsstämmen. Je aktiver die Stämme sind, desto effizienter ist der gesamte Herstellungsprozess. Um die Produktivität der Mikroorganismen zu optimieren, werden sie genetisch modifiziert. Herkömmliche Techniken sind sehr zeitaufwendig und entsprechend begrenzt. Die HTSR-Technologie beschleunigt die Stammentwicklung um das Zwanzigfache und erzeugt dadurch hohe Kostenvorteile für den Kunden. Diese enorme Prozessbeschleunigung ermöglicht die Analyse von bis zu 50.000 Mikroorganismen pro Sekunde und kann gewünschte Varianten sofort isolieren. Dadurch eröffnen sich neue Entwicklungsansätze, die bisher quantitativ nicht umsetzbar waren. Mögliche Anwendungsfelder sind die biotechnologische Herstellung von pharmazeutischen Wirkstoffen sowie Produktionsverfahren für Grund- und Feinchemikalien, die beispielsweise in der Futter- und Nahrungsmittelindustrie verwendet werden.

Am Beispiel von Aminosäuren ist die HTSR-Technologie bereits erfolgreich demonstriert worden. Da das Interesse aus der Industrie – unter anderem von BASF, Evonik, Lanxess – bereits jetzt groß ist, bestehen sehr gute Chancen, ein erfolgreiches Unternehmen aufzubauen.

Ansprechpartner:
Stephan Binder / Georg Schendzielorz
Tel.: 02467 61-3294
Mail: s.binder@fz-juelich.de; g.schendzielorz@fz-juelich.de

3. SubSeaSpec – Unterwasser-Massenspektrometrie

Torben Gentz und Michael Schlüter vom Alfred Wegener Institut, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung, zielen mit der geplanten Unternehmensgründung darauf ab, die Unterwasser-Massenspektrometrie in die kommerzielle Anwendung zu führen und so spezifische Dienstleistungen für die Öl- und Gasindustrie sowie die Meeresforschung anbieten zu können.
Die von den Gründern entwickelten Geräte und Messmethoden ermöglichen eine hochaufgelöste, simultane Vor-Ort-Analyse von in Wassersystemen gelösten Gasen (z. B. Methan, Kohlendioxid, Sauerstoff), wie sie mit derzeit verfügbaren Methoden nicht möglich ist. Das Verfahren erlaubt zudem eine schnelle und sehr genaue Analyse von Proben mit extrem niedriger Nachweisgrenze. Bislang können Wissenschaftler nur eine begrenzte Anzahl von Proben nehmen, die sie anschließend zeit- und kostenintensiv im Labor analysieren müssen. Die neue Technologie erzielt eine bis zu 750fach höhere Datendichte, wodurch unter anderem eine hochaufgelöste Bestimmung von Ausgasungsstellen und eine enorme Reduzierung von kostenintensiven Schiffszeiten möglich werden.

Anwendbar ist die Unterwasser-Massenspektrometrie beispielsweise bei der Inspektion von Offshore-Pipelines, als Frühwarnung eines drohenden Ölaustritts sowie bei der Erkundung von Offshore-Erdöl- und Erdgasfeldern. Die Technologie eignet sich zudem zur Überwachung der Wasserqualität, insbesondere bei Umweltauswirkungen von Offshore-Bohr- und Produktionsprozessen. Generell anwendbar ist sie für Meeresforschungszwecke.

Ansprechpartner:
Dr. Torben Gentz
Tel.: 0471 4831-2029
Mail: torben.gentz@awi.de

Prof. Dr. Michael Schlüter
Tel.: 0471 4831-1840
Mail: michael.schlueter@awi.de

4. Lichttransportmanipulation – Physikalisch basiertes Berechnungsverfahren zur realistischen Darstellung visueller Lichteffekte

Das Ausgründungsteam des Karlsruher Instituts für Technologie um Anton S. Kaplanyan und Thorsten-Walther Schmidt bietet eine bisher einzigartige Softwarelösung für die realistische Darstellung computer-generierter visueller Lichteffekte, wie sie in der Film- und Fernsehindustrie verwendet werden. Durch die hochentwickelten, physikalisch basierten Berechnungsverfahren können Lichteffekte schneller und einfacher eingesetzt und angepasst werden. Die Software lässt sich problemlos in gängige Grafikprogramme integrieren.
Die Software ist vor allem für Branchen geeignet, die sich professionell mit hochqualitativer Visualisierung und Darstellung beschäftigen, wie Digital-Künstler, Licht- und Produktdesigner oder Architekten. Die Entwicklung ermöglicht ihnen eine fotorealistische Darstellung von 3D-Projekten. Insbesondere besteht ein großes Marktpotenzial in der Produktion von Filmen – mittlerweile längst nicht nur bei Animationsfilmen – sowie bei Videospielen.
Die Technologie wurde bereits auf den zwei größten Konferenzen für visuelle Effekte vorgeführt sowie bei einem Workshop der Filmakademie Baden-Württemberg eingesetzt und stieß auf großes Interesse bei den Anwendern.

Ansprechpartner:
Carsten Dachsbacher
Tel.: 0721 608-43967
Mail: dachsbacher@kit.edu

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