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Gesunde Ernähnung

"Pimp your Schulbrot"

Bild: Gregor Hüttner

Unter diesem Motto besuchen Wissenschaftlerinnen vom 14.-17. Oktober vier Berliner Schulen, um Kindern und Jugendlichen einen anderen Blick auf das Thema Ernährung zu eröffnen: Bis zu 100 Schüler sollen durch praktisches Ausprobieren herausfinden, dass sich gute Ernährung lohnt

Wir sprachen mit Katharina Nimptsch, Ernährungswissenschaftlerin und Epidemiologin am Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin (MDC).

Frau Nimptsch, Sie haben das Unterrichtskonzept der Schulaktion "Pimp your Schulbrot" entwickelt, das Kindern und Jugendlichen einen anderen Blick auf gesunde Ernährung eröffnen soll. Was hat Sie dazu bewegt?

Ich bin als Forscherin ja weit weg von den Menschen. Als Wissenschaftlerin beschäftige ich mich vor allem theoretisch mit der Frage, wie das Risiko für chronische Erkrankungen wie Krebs oder Diabetes verringert werden kann - und unter welchen Umständen es steigt. Die Schulaktion ermöglicht mir, direkt mit den jungen Leuten ins Gespräch zu kommen und zu schauen, wie die Ernährungsempfehlungen, die wir Forscher regelmäßig herausgeben, bei ihnen ankommen.

Gesunde Ernährung ist ja nichts Neues, in den Schulen ist sie längst in die Lehrpläne gewandert. Was wollen Sie da noch oben draufsetzen?

Sicher: Ich vermittle keine bahnbrechenden Neuigkeiten. Allerdings sehen Kinder noch nicht den Zusammenhang zwischen jetziger Ernährung und späteren Auswirkungen auf die Gesundheit. Sie wissen nicht, dass ihr Diabetesrisiko steigen kann, wenn sie zu oft zuckerhaltige Nahrungsmittel zu sich nehmen. Hier setzt mein Konzept an: Durch die Experimente möchte ich ein Bewusstsein dafür schaffen, dass es sich lohnt, schon früh etwas für die eigene Gesundheit zu tun und dass eine ausgewogene Ernährung in der Schule direkt mit der geistigen Leistungsfähigkeit zusammenhängt.

Katharina Nimptsch, Bild: MDC

Katharina Nimptsch ist Ernährungswissenschaftlerin und Epidemiologin am zur Helmholtz-Gemeinschaft gehörenden Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin (MDC) Berlin-Buch. In ihrer Forschung beschäftigt sie sich vor allem mit dem Einfluss der Ernährung auf das Krebsrisiko, insbesondere auf die Entstehung von Darmkrebs. Sie ist an verschiedenen Projekten im Rahmen großer, europaweiter und amerikanischer Kohortenstudien beteiligt, unter anderem an der Untersuchung des Zusammenhangs zwischen Ernährung während der Teenagerzeit und dem späteren Risiko für kolorektale Adenome, einer Vorstufe von Darmkrebs.

Was genau erwartet die Kinder an den vier Vormittagen?

Ich möchte den Kindern ein Angebot zur gesunden Ernährung im Schulalltag unterbreiten. Dabei liegt der Schwerpunkt auf der Versorgung mit Kohlenhydraten, denn das Gehirn braucht Zucker, um gut arbeiten zu können. Im Experiment werden die Schüler sehen, dass die Kohlenhydratverdauung bereits im Mund beginnt. Dafür wird zunächst in einem Reagenzglas Stärke in Wasser gelöst und mit so genannter Lugolscher Lösung blau angefärbt. Anschließend spucken die Schüler in ein weiteres Reagenzglas mit Stärkelösung. Das im Speichel enthaltene Enzym Amylase spaltet die Stärke, so dass bei Zugabe der Lugolschen Lösung nur noch ein blasses Blau entsteht - ein Nachweis dafür, dass ein Teil der Stärke bereits gespalten wurde. Ein anderes Experiment ist das so genannte Zuckerquiz, in dem die Schüler erraten müssen, wieviel Zucker in bestimmten Lebensmitteln steckt.

Das Highlight des Tages ist aber der Schulbrotwettbewerb.

Genau. Hier können die Kinder zeigen, was sie gelernt haben. Aus frischem Brot und verschiedenen Zutaten schmieren sie sich ein Schulbrot, das sie selbst für gesund halten. Zum Wettbewerb gehört aber auch, dass es schön aussieht. Sie müssen sich also Mühe geben.

Warum achten eigentlich selbst Erwachsene viel zu wenig darauf, was sie essen und wie bestimmte Nahrungsmittel auf ihre Gesundheit wirken?

Die meisten Menschen wissen in der Tat mittlerweile, wie man sich gesund ernährt. Das Problem ist, dass viele ungesunde Sachen gut schmecken. Gewohnheit spielt natürlich auch eine Rolle: Was ich mir als Kind angewöhnt habe, möchte ich ungern im Erwachsenenleben ändern. Deshalb ist es auch so wichtig, schon im Kindesalter damit anzufangen, über gesundes Essen und gesunde Lebensweise zu reden.

Welche Rolle spielen dabei die Familie und das weitere soziale Umfeld?

Das persönliche Umfeld ist wichtig. Selbst wenn das Kind nach unserer Aktion nach Hause geht und der Familie erzählt, was es gelernt hat, heißt das noch lange nicht, dass sich die Familie ab sofort umstellt. Das muss verinnerlicht und eigentlich von den Eltern vorgelebt werden.

Sie sind am MDC als Epidemiologin tätig und beschäftigen sich vor allem mit Ernährung und der Wirkung von Lebensmitteln auf die Gesundheit. Worüber genau forschen Sie?

Wir wissen, was dem Körper gut tut, was Körper und Geist brauchen. Wir wissen allerdings immer noch nicht genau, wie sich die Ernährung langfristig auf das spätere Krankheitsrisiko auswirkt. Bei einigen Krankheiten wie Diabetes oder Herzkreislauf-Erkrankungen haben wir gute Hinweise. Aber bei vielen anderen Krankheitsbildern wie bestimmte Krebsarten, Parkinson oder Multiple Sklerose können wir noch nicht einmal sagen, ob Ernährung überhaupt eine Rolle spielt. Hier gibt es immensen Forschungsbedarf.

Das Schulprojekt "Pimp your Schulbrot" zum Thema Ernährung wurde initiiert von der Helmholtz-Gemeinschaft und dem World Health Summit in Zusammenarbeit mit der Sarah Wiener Stiftung. Gesunde Ernährung spielt eine immer größere Rolle - sowohl gesellschaftlich, als auch gesundheitlich. Eltern, Kindergärten und Schulen können junge Menschen in eine gesunde Lebensweise begleiten, indem sie ihnen die Zusammenhänge nahe bringen. Hier setzt das Schulprojekt an. Zwar werden Gesundheit und Ernährung in den Lehrplänen thematisiert. Doch die Vorteile einer gesunden Ernährung und die Nachteile einer ungesunden von Wissenschaftlern erklärt zu bekommen, kann das Interesse der Schüler am Thema erhöhen. "Pimp your Schulbrot" beteiligt die Schüler aktiv und zeigt ihnen, dass gesunde Lebensmittel gut tun, gut schmecken und preiswert und einfach zuzubereiten sind. 

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