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COVID-19-Pandemie

Informationsdienste sind in der Coronakrise besonders gefragt

Bild: DKZ/Tobias Schwerdt

Krebs- und Lungeninformationsdienste sind wegen der COVID-19-Pandemie nachgefragt wie nie zuvor. Dabei geht es nicht nur um die Bedrohung durch das Virus selbst, sondern auch um verschobene Behandlungen.

Amelie Friedmann* hatte sich schon seit Wochen darauf gefreut: Ihr Enkel feiert seinen Geburtstag groß in einem italienischen Restaurant, es sollte ein entspannter Abend werden – jetzt hat sie Angst davor. Als sie beim Krebsinformationsdienst anruft, klingt ihre Stimme am Telefon sorgenvoll. „Sollte ich da wirklich hingehen? Ich gehöre mit meiner chronischen Leukämie doch zur Risikogruppe für Corona, oder?“ Es stimme, bei Krebspatienten mit einer Immunschwäche sei das Risiko etwas erhöht, dass eine Infektion mit dem neuartigen Coronavirus einen schweren Verlauf nimmt, und bei größeren Menschenansammlungen bestehe natürlich grundsätzlich ein höheres Risiko, sich mit SARS-CoV-2 anzustecken, antwortet die Mitarbeiterin des Krebsinformationsdienstes. Nach einigem Überlegen und Abwägen entscheidet sich Friedmann am Ende des Gesprächs schweren Herzens, nicht zur Feier zu gehen.  

Dr. Susanne Weg-Remers, Leiterin des Krebsinformationsdienstes. Bild: DKFZ

„Solche Anrufe waren Ende Februar und Anfang März häufig“, sagt Susanne Weg-Remers. Sie leitet den Krebsinformationsdienst des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ), zu dem neben einer Homepage auch eine Telefonhotline und ein E-Mail-Service gehören. Neben einem Anstieg der individuellen Anfragen wurde in den letzten Wochen auch die Internetseite vermehrt abgerufen. Die ersten Artikel über das Coronavirus gingen Ende Februar online und sind mittlerweile mehr als 350.000 Mal aufgerufen worden.

Ähnlich sieht es beim Lungeninformationsdienst aus, einem Online-Infoportal, das über die verschiedenen Arten von Lungenerkrankungen informiert. Im Februar verzeichnete man auf der Internetseite 70.000 Besucher, im März waren es mit 170.000 weit mehr als doppelt so viele. „Auch die Anfragen per E-Mail haben enorm zugenommen, obwohl wir einen solchen Service gar nicht aktiv anbieten“, sagt Ulrike Koller, die das Team Informationsdienste am Helmholtz Zentrum München leitet. Dabei geht es vorrangig um die Frage, ob man etwa als Mensch mit Asthma oder chronisch-obstruktiver Lungenerkrankung (COPD) zur Risikogruppe gehört – und wie man sich vor einer Ansteckung mit dem neuartigen Coronavirus schützen kann. „In letzter Zeit wollen die Menschen auch wissen, ob ein Mundschutz nötig ist und welcher empfehlenswert ist. Auch Eltern von Kindern mit Mukoviszidose machen sich zunehmend Sorgen“, sagt Koller.

Es sind vor allem ältere Menschen und chronisch Kranke, bei denen COVID-19 überdurchschnittlich häufig einen schweren Verlauf nimmt. Die beiden Informationsdienste haben durch die Bereitstellung von umfassenden Informationen zum Thema sowie eine zwischenzeitliche Aufstockung der Beratungskapazität auf die erhöhte Nachfrage reagiert. Doch der Umgang mit dem Virus und der Schutz vor Ansteckung ist nicht das einzige, was die Nutzerzahlen nach oben treibt. COVID-19 nimmt einen großen Teil des Gesundheitssystems in Beschlag. Dass sich die Kliniken in den letzten Wochen auf einen Ansturm von Patienten vorbereitet und alle nicht unbedingt notwendigen Therapien abgesagt haben, darunter leiden auch viele Kranke.

Ein Darmkrebs-Patient etwa hatte letzte Woche völlig aufgelöst beim Krebsinformationsdienst angerufen – wegen einer Nachricht, die er wenige Minuten zuvor von seinem Arzt erhalten hat: Er sollte eigentlich Ende April operiert werden, doch die Operation wurde um zwei Wochen verschoben. Das ändere nichts an seiner ohnehin guten Prognose, sagte der Arzt, der sich immerhin persönlich die Zeit nahm, seinen Patienten telefonisch von der Verschiebung des Eingriffs zu unterrichten. „Wir gehen davon aus, dass nur solche Eingriffe und Therapien verschoben werden, bei denen es keine hohe Dringlichkeit gibt. Da muss man immer auch den Einzelfall betrachten. Trotzdem sind natürlich die Patienten, die manchmal von einem Therapie-Termin zum nächsten leben, oft stark verunsichert“, sagt Weg-Remers vom Krebsinformationsdienst.

Dies sind erste Anzeichen dafür, dass das Virus das Gesundheitssystem nicht nur direkt in Beschlag nimmt, sondern auch indirekt – indem es wichtige Ressourcen bindet. Auch deshalb wird das Virus die Experten beim Krebsinformationsdienst und beim Lungeninformationsdienst noch länger beschäftigen.

* Name von der Redaktion geändert

Corona-Informationsseiten der Informationsdienste

Neben dem Krebsinformationsdienst und dem Lungeninformationsdienst bietet auch der Allergieinformationsdienst Informationen zum Thema COVID-19 für Patienten mit entsprechenden Grunderkrankungen an. 

Corona-Seite des Krebsinformationsdienstes

Corona-Seite des Lungeninformationsdienstes

Corona-Seite des Allergieinformationsdienstes

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