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Mondfinsternis

"Ein Fernglas sollten Sie auf jeden Fall dabeihaben"

Das langwellige rote Licht der Sonnenstrahlen wird in der Erdatmosphäre gebrochen und aus der Dämmerungszone in den Schatten hineingelenkt, wo es vom Mond zurück zur Erde gestreut wird. Zusätzlich sorgen Staub und Asche in der Atmosphäre für die kupferrote Farbe. Bild: Volkssternwarte Rothwesten/Ralf Gerstheimer

Am Freitagabend wird der Mond als rötlicher Ball am südöstlichen Horizont über Deutschland aufgehen. Der Planetenphysiker Frank Sohl vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt über die Mondfinsternis, die an diesem Abend nicht das einzige Ereignis bleibt.

Viele erwarten schon aufgeregt die Mondfinsternis am Freitagabend. Was ist so besonders an ihr?

Zum einen können wir die längste totale Mondfinsternis in diesem Jahrhundert beobachten. Der Mond wird für 103 Minuten in den Kernschatten der Erde eintauchen und als kupferrote Kugel über den Südhimmel ziehen. Erst im Jahr 2123 wird es eine drei Minuten längere Mondfinsternis geben. Das Aufregende ist aber, dass an diesem Abend gleich mehrere bemerkenswerte Ereignisse über unseren Köpfen stattfinden.

Was bietet der Himmel am Freitagabend noch?

Der Mars ist dann in nahezu maximaler Helligkeit und Größe zu sehen. Er befindet sich derzeit in sogenannter "Opposition". Dabei steht er – wie der Vollmond – mit Erde und Sonne in einer Linie. So nah wie jetzt war er der Erde seit 15 Jahren nicht mehr. Während der Mondfinsternis kann man ihn sechs Grad, das ist etwa eine Handbreit, unterhalb des Mondes ausmachen. Und wenn man dann gegen 22.30 Uhr den Blick nach Westen wendet, sieht man schon kurze Zeit später die Raumstation mit Alexander Gerst an Bord vorbeifliegen. Sie ist sehr auffällig, weil sie während der totalen Verfinsterung des Mondes der hellste Lichtpunkt am Himmel ist.

Worin liegt die Ursache für die rote Farbe des Mondes?

Während sich der Mond durch den Schatten der Erde bewegt, befindet er sich nicht etwa in völliger Dunkelheit. Das langwellige rote Licht der Sonnenstrahlen wird in der Erdatmosphäre gebrochen und aus der Dämmerungszone in den Schatten hineingelenkt, wo es vom Mond zurück zur Erde gestreut wird. Zusätzlich sorgen Staub und Asche in der Atmosphäre für die kupferrote Farbe, die die Mondfinsternis zu einem spektakulären Ereignis werden lässt.

Dr. Frank Sohl ist Planetenphysiker am Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt. Bild: DLR

Wo lässt sich das Naturereignis am besten beobachten?

Die günstigsten Bedingungen herrschen im Süden und Osten Deutschlands. Im Süden, weil dort der Mond bis zum Ende der totalen Verfinsterung eine Höhe von etwa 16 Grad über dem Horizont erreicht, im Osten, weil der Mond dort früher aufgeht und die Finsternis somit vollständiger zu beobachten ist.

Worauf sollte man dabei achten?

Man sollte einen Ort wählen, wo man eine freie Sicht auf den südöstlichen Horizont hat, über dem der Mond aufgeht. Am besten ist ein erhöhter Standort. Ratsam ist auch ein möglichst dunkler Beobachtungsort außerhalb großer Städte, wo es weniger Umgebungslicht gibt. Sternwarten, wie zum Beispiel die Archenhold-Sternwarte im Treptower Park in Berlin bieten eine Lange Nacht der Astronomie vom 27. auf den 28. Juli an, wo man Mond und Mars mit Teleskopen betrachten kann. In Berlin ist auch das Tempelhofer Flugfeld ein geeigneter Ort. Ein Fernglas sollten Sie auf jeden Fall dabeihaben.

Lassen sich für Sie als Planetenphysiker neben der spektakulären Ansicht auch wissenschaftliche Erkenntnisse aus der Mondfinsternis ziehen?

Wir können mehrere Beobachtungen während der Mondfinsternis machen: So lassen sich aus der Art und dem Grad der Verfinsterung Rückschlüsse auf die Beschaffung der Atmosphäre ziehen. Auch für die Sternenbeobachtung ist sie interessant, weil durch die Verfinsterung des Mondes auch schwächere Sterne sichtbar werden. Wenn diese vom vorüber ziehenden Mond verdeckt oder frei gegeben werden, können wir die Bahn des Mondes genauer bestimmen. Und schließlich wird die Oberfläche des Mondes sehr stark abgekühlt, sobald er in den Erdschatten eintritt. Anhand des Temperaturabfalls mit der Zeit kann man sehen, dass die Mondoberfläche von einer feinkörnigen Schicht – dem Mondregolith – bedeckt wird. Mit Hilfe solcher Beobachtungen können die thermischen Eigenschaften der Mondoberfläche rekonstruiert werden.

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