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Welt-Klimakonferenz

„Die Fronten sind verhärtet“

Bild: GOLFX / Shutterstock.com

Die Weltklimakonferenz in Warschau ist beendet. Wir sprachen mit Reimund Schwarze vom Helmholtz Zentrum für Umweltforschung, der als Beobachter vor Ort war, über den Stand der Verhandlungen

Interview vom 18.11.2013

Herr Prof. Schwarze: Die jährliche UN-Klimakonferenz findet dieses Jahr in Polen statt. Was erwarten Sie sich von dem Treffen?

Ich erhoffe mir Fortschritte bei der Ausgestaltung der langfristigen Klimafinanzierung. Im "Green Climate Fund" ist zugesagt, dass bis zum Jahr 2020 100 Milliarden US-Dollar an die Entwicklungsländer gezahlt werden sollen, um Klimaschutz und Klimaanpassung zu finanzieren. Dafür gibt es bis heute keine genauen Zusagen. Ein weiterer wichtiger Punkt ist die technische Zusammenarbeit im Bereich Energieeinsparung und erneuerbare Energien. Wie gelangt das technische Know-How in die Länder, in denen es benötigt wird? Auch hier gibt es viel zu klären. Drittens: Das beschlossene 'Loss & Damage' Programm wird hoffentlich die Katastrophenvorsorge zum Ziel machen, nicht den Schadensausgleich. Es darf sich auch nicht allein auf die ärmsten Länder der Welt erstrecken, auch wenn die Verletzlichkeit dort sicher am größten ist. Hier erwarte ich mehr Klarheit.

Der Beginn der Konferenz stand unter dem Eindruck des verheerenden Taifun "Haiyna". Was ist Ihre Bilanz der ersten Woche?

Ich empfinde, dass die Spannung zwischen den ärmsten, vom Klimawandel besonders betroffenen Ländern und den reichen, für den Klimawandel verantwortlichen Ländern immer größer wird. Die Lage für Verhandlungen in Warschau ist schwierig, weil sich die Fronten in der letzten Zeit sehr verhärtet haben.

Sie sind in der zweiten Woche in Warschau. Was ist Ihre Rolle bei der Konferenz?

Als Leiter der Abteilung „Ökonomie und Politik“ befasst sich Prof. Dr. Reimund Schwarze mit den ökonomischen Folgen des Klimawandels und Fragen der internationalen Klimapolitik. Bild: Tobias Hametner

Ich beobachte die Verhandlungen als Vertreter des wissenschaftlichen Beirats im Deutschen Komitee für Katastrophenvorsorge. In Warschau müssen wichtige Entscheidungen zur Verzahnung der internationalen Klimapolitik und der internationalen Katastrophenvorsorge ("Hyogo Framework of Action") getroffen werden, damit die beiden UN-Prozesse nicht in Widersprüche und Blockaden geraten. Das ist nach dem Taifun "Haiyna" besonders in den Fokus der Konferenz gerückt. Wir haben dazu ein Positionspapier erarbeitet, dass ich in verschiedenen Side-Events vorstelle und verteile.
Sie berichten in einem Blog über die Ereignisse in Warschau. Was ist Ihre Motivation?

Ich begleite die internationalen Klimaverhandlungen in unterschiedlichen Rollen nunmehr schon seit 14 Jahren, habe Höhen und Tiefen erlebt, und viel gelernt über die Faktoren für Erfolg oder Scheitern. Das ist ein praktisch wichtiges Wissen und Verstehen, dass ich in meine Lehre an der Viadrina und die Forschung am UFZ einfließen lasse.

Zum Blog (Umweltforsch auf SciLogs)

Forschungsgebiete und Aufgabenschwerpunkte von Raimund Schwarze

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