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Standpunkt

Warum Kohlendioxidspeicherung sinnvoll ist

(Bild: Forschungszentrum Jülich / Sascha Kreklau)

Um den Klimawandel zu begrenzen, ist die globale Umstellung der Energiegewinnung – weg von fossilen Energiequellen und hin zu Erneuerbaren – zentral und hat Vorrang vor allen anderen Maßnahmen. Darüber hinaus ist es jedoch notwendig, auch Technologien zur CO2-Abscheidung und -Speicherung zu entwickeln, sagt Detlef Stolten, Leiter des Instituts für techno-ökonomische Systemanalyse am Forschungszentrum Jülich.

Denn zum ersten wird langfristig die Transition zu Treibhausgasneutralität, wie sie im deutschen Klimaschutzgesetz festgelegt ist, nicht ausreichen, um die Klimaziele zu erreichen. So zeigen die Analysen des IPCC, dass spätestens ab etwa 2060/2070 der Atmosphäre aktiv CO2 entzogen werden müsste, um treibhausgasneutral zu werden. Zum zweiten ist es sehr teuer, die „letzten Tonnen CO2“ beispielsweise in der Chemieindustrie oder im Flugverkehr zu vermeiden. In diesen Fällen stellen CO2-Abscheidung und -Speicherung günstigere Alternativen dar – das zeigen Analysen des IEK-3 des Forschungszentrums Jülich. Allerdings gilt das nur für schwer abscheidbare Emissionen oder schwer ersetzbare Grundchemikalien. Drittens sind einige CO2-Emissionen aufgrund chemischer Reaktionen bei der Stoffumwandlung in der Produktion unvermeidbar, insbesondere in der Zement-, Branntkalk- und Glasherstellung. Viertens können gewisse Zwischenziele der Transition des Energiesystems voraussichtlich nicht zeitgerecht erreicht werden. Gaskraftwerke, die erneuerbare Energien bei Flauten absichern sollen, werden beispielsweise nicht rechtzeitig mit einer Wasserstoffversorgung ausgerüstet sein. Deshalb soll es vorübergehend erlaubt sein, diese mit Erdgas zu betreiben. Solche Übergangsregelungen sollten allerdings mit klaren Ausstiegsregeln oder entsprechenden Kosten belegt werden.

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Wie kann die CO2-Abscheidung und Speicherung erreicht werden? CO2 kann über Aufforstung und Renaturierung von Mooren biologisch abgeschieden und gespeichert werden sowie über die Nutzung von Biomasse mit nachfolgender Abscheidung und Speicherung. An punktuellen, also großen, möglichst konstanten Energieverbrauchern kann CO2 nach dem Verbrennungsprozess mit erprobten Techniken abgeschieden werden. Eine weitere neue Technik, an der insbesondere auch Helmholtz forscht, ist Direct Air Capture (DAC). DAC ermöglicht es, CO2 direkt aus der Luft abzuscheiden. Im Helmholtz-Projekt DACstore untersuchen Forschende grundlegende Prozesse, entwickeln neue Abscheidungsverfahren, legen Anlagen aus, identifizieren potenzielle Standorte für den späteren Betrieb weltweit und identifizieren und bewerten Speicher. Ein besonderer Fokus liegt auf der Sicherheit der Speicher, beispielsweise durch ein engmaschiges Monitoring. Diese Technologien können die oben beschriebene Lücke füllen.

Es ist zu begrüßen, dass die Carbon Management Strategie der Bundesregierung auf die schwer- und unvermeidbaren Emissionen und den Übergang zu erneuerbaren Energien fokussiert. Nun kommt es darauf an, die langfristige Perspektive in einer separaten Strategie zu regeln.

DACStorE

Sechs Helmholtz-Zentren forschen in Kooperation mit der TU Berlin an technischen Lösungen zur CO2-Abscheidung aus der Luft und Speicherung in geologischen Formationen. Ziel des Projektes DACStorE ist es, einen sozial, ökologisch und ökonomisch nachhaltigen Hochlauf dieser Technologie weltweit zu unterstützen. Mit ihr können nicht-vermeidbare Emissionen von Treibhausgasen wirksam reduziert werden. Unsere Forscher:innen beraten Industrie, Politik und Gesellschaft außerdem mit ihrem Fachwissen über diese neue Technologie.

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