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Wissenschaftsrat

Wissenschaft begrüßt Empfehlungen

Credits (vlnr): HZI, Goethe-Universität Frankfurt, HZDR/Bierstedt

Der Wissenschaftsrat hat seine Empfehlungen zur Zukunft des deutschen Wissenschaftssystems veröffentlicht.

Die Helmholtz-Gemeinschaft begrüßte in einer ersten Stellungnahme die nun vorliegenden Empfehlungen. „Wir sehen uns in unserer Mission in zentralen Punkten voll bestätigt“, sagte Jürgen Mlynek, Präsident der Helmholtz-Gemeinschaft.

Tatsächlich lobt der Wissenschaftsrat die Strategie der Helmholtz-Gemeinschaft, neue Kooperationsmodelle insbesondere mit den Universtäten einzugehen. Er bestärkt die Gemeinschaft zudem in ihrer Absicht, diese Kooperationsaktivitäten noch weiter zu intensivieren. Auch der Bereitstellung großer Forschungsinfrastrukturen - einem Alleinstellungsmerkmal der Helmholtz-Gemeinschaft im deutschen Wissenschaftssystem - bescheinigt der Wissenschaftsrat eine stetig wachsende Bedeutung und empfiehlt, diese Infrastrukturleistungen weiter auszubauen.

Das Hauptaugenmerk des Wissenschaftsrats lag jedoch auf einer Stärkung der Hochschulen als „Organisationszentren“ im Wissenschaftssystem. Das Expertengremium ermutigte sie eindringlich, sich stärker zu profilieren und „wettbewerblich zu orientieren“. Die betreffenden Passagen im Papier wurden allerdings von Medien prompt als „schwammig formuliert“ (Süddeutsche Zeitung) kritisiert. In vorherigen Versionen des Papiers habe es klarere Forderungen an die Adresse der Hochschulen gegeben – bis hin zu der Feststellung, die Mehrheit der Hochschulen werde sich „anders definieren müssen“ als die, wie es hieß, kleine Gruppe der Universitäten, die Anschluss an die Riege internationaler Spitzenuniversitäten finden könnten. Passagen, die sich in der Endversion nicht wiederfinden.

Konkret schlägt der Wissenschaftsrat die Schaffung von 250, mit jeweils einer Million Euro ausgestatten „Merian“-Professuren vor, die von Bund und Ländern gemeinsam finanziert werden und exzellente Wissenschaftler anlocken sollen.  Zusätzlich und ebenfalls mit gemeinsamer Bund-Länder-Finanzierung sollen 40 sogenannte „Liebig-Zentren“ entstehen, die unabhängig von der Hochschulstruktur direkt dem Präsidium unterstehen und jeweils eigene, der Profilbildung der Hochschule dienliche Schwerpunkte setzen sollen.
Horst Hippler, Präsident der Hochschulrektorenkonferenz (HRK), sprach von einem „gelungenen Ensemble gut abgestimmter Maßnahmen, die das deutsche Wissenschaftssystem insgesamt stärken werde“.

Eine zentrale Forderung des Wissenschaftsrats bestand schließlich darin, die einzelnen Wissenschaftsinitiativen wie den Hochschulpakt, die Exzellenzinitiative oder den Pakt für Forschung und Innovation in einem einzigen „Zukunftspakt für das Wissenschaftssystem“ zu vereinen. Schon 2014 sollten sich Bund und Länder auf eine bis mindestens 2025 reichende Finanzierungsperspektive verständigen.

Helmholtz-Präsident Mlynek sagte dazu, für ein insgesamt dauerhaft leistungsfähiges Wissenschaftssystem sei die Stärkung der Hochschulen von entscheidender Bedeutung. Daher freue sich die Helmholtz-Gemeinschaft auch über die Empfehlungen des Wissenschaftsrats zur Verbesserung der finanziellen Rahmenbedingungen der Hochschulen, und zwar sowohl im Bereich der Grundfinanzierung zur Sicherung der Ausbildungsleistungen als auch im Bereich der Exzellenzförderung. Die Verbesserung der finanziellen Spielräume der Universitäten dürfe aber nicht zu Lasten der außeruniversitären Forschungseinrichtungen gehen, fügt Mlynek hinzu. „Ihre stabile Finanzierung über die Weiterführung des Paktes für Forschung und Innovation im bisherigen Umfang ist unverzichtbar.“
 
Der Vorsitzende des Wissenschaftsrates, Wolfgang Marquardt, widersprach denn auch ersten Interpretationen, wonach der Wissenschaftsrat eine Gewichtsverschiebung im Wissenschaftssystem zugunsten der Hochschulen und zuungunsten der außeruniversitären Forschung vornehmen wolle. „Es geht um ein Gleichgewicht, beide werden gleichermaßen gebraucht“, sagte Marquardt.

Auch andere außeruniversitäre Wissenschaftsorganisationen äußerten sich in ersten Reaktionen positiv zum Wissenschaftsratspapier. Es liefere Impulse für die Weiterentwicklung des Wissenschaftssystems und unterstreiche den erfreulich großen Konsens zwischen den Akteuren in Bezug auf die Leistungsfähigkeit und Vielfalt des Systems, sagte Peter Gruss, Präsident der Max-Planck-Gesellschaft. „Die Forderung des Wissenschaftsrats, die Bildungs- und Forschungsausgaben weiter zu steigern, ist eine notwendige Voraussetzung, um die durch die bisherigen Pakte angestoßene Dynamik im System zu erhalten und auszubauen.“

HRK-Präsident Hippler prophezeite, gleich nach der Bundestagswahl werde es nun zum Schwur kommen: „Bund und Länder müssen mit höchster Priorität den vom Wissenschaftsrat vorgeschlagenen Zukunftspakt schließen, wenn sie ihr eigenes Bekenntnis zur Wettbewerbsfähigkeit des Standorts Deutschland ernst nehmen.“

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