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Infektionsforschung

„Wir müssen schneller als die Mikroben sein“

HCV-infizierte Zellen. Bild: TWINCORE / Pietschmann

Über eine halbe Milliarde Menschen weltweit sind mit dem Hepatistis-B- oder C-Virus (HBV, HCV) infiziert. Einen Impfstoff gegen HCV gibt es noch nicht. Forscher des Helmholtz-Zentrums für Infektionsforschung und der Universität von Alberta in Kanada wollen neue Behandlungsmöglichkeiten erforschen. Ein Interview mit Prof. Babiuk, Vizepräsident der Universität von Alberta

Prof. Babiuk, warum bereitet Hepatitis C vielen Forschern Sorgen?

Es gibt bislang keine Impfmöglichkeit gegen diese Infektionskrankheit. Der Entdecker des Hepatitis-C-Virus, Professor Michael Houghton, zählt zu den herausragendsten Forschern bei uns in Alberta. Er hat sich mit dem Virus länger beschäftigt als irgendwer sonst. Er war es, der den Diagnose-Bluttest entwickelt hat, der jetzt universal eingesetzt wird und Millionen Menschenleben rettet. Zurzeit forscht Professor Houghton an einem Impfstoff. Mittlerweile können wir menschliches Lebergewebe in Mäusen wachsen lassen, wodurch wir die Übertragung des Virus nachvollziehen können.

Am 23. September haben Sie gemeinsam mit dem HZI einen Kooperationsvertrag abgeschlossen. Wo genau kommen bei Ihrer Suche nach einem Impfstoff die Braunschweiger Forscher ins Spiel?

Jeder, der an einem Medikament gegen Hepatitis C arbeitet, testet das in unserem Modell. Das bedeutet, dass wir jetzt auch einige der Wirkstoffe gemeinsam testen können, die das HZI entwickelt hat.

Ihre Vision ist also ein gemeinsam von Helmholtz und Alberta entwickelter Impfstoff gegen Hepatits C?

Ein Impfung, aber auch eine medikamentöse Therapie. Gegenwärtig gibt es viele chronisch an Hepatitis C erkrankte Menschen. Wenn wir sie von dem Virus befreien könnten, wäre das großartig. Genau, wie wenn wir in der Lage wären, die Zahl der Viren zu verringern und dann mit Hilfe eines Impfstoffes den Rest zu entfernen.

Die neue Zusammenarbeit ist Teil der größeren Helmholtz-Alberta-Initiative zwischen der Helmholtz-Gemeinschaft und der Universität von Alberta. Worum genau geht es da?

Die Universität von Alberta und die Helmholtz-Gemeinschaft haben schon vor Jahren in verschiedenen Forschungsfeldern eine groß angelegte Zusammenarbeit gestartet. Los ging es in der Energie- und der Umweltforschung. Wir haben dann irgendwann beschlossen, dass wir auch im Bereich der Lebenswissenschaften zusammenarbeiten sollten. Die heute beschlossene Helmholtz-Alberta-Initiative in der Infektionsforschung ist der erste Schritt in diese Richtung.

Welche anderen gemeinsamen Projekte im Bereich der Infektionsforschung können Sie sich künftig vorstellen?

Viele unserer besten Doktoranden wollen internationale Erfahrungen sammeln. Im Bereich Energie unserer gemeinsamen Helmholtz-Alberta-Initiative können sie das längst: Nachwuchsforscher aus beiden Ländern kommen dabei zusammen - sie verbringen gemeinsam Zeit in Alberta und Zeit in Deutschland an Forschungsprojekten, die sie spannend finden. Ich kann mir vorstellen, dass wir ein ähnliches Programm für den Bereich der Infektionskrankheiten auflegen.

Wagen wir zum Schluss einen Ausblick: Was werden die großen Themen in den Lebenswissenschaften der nächsten zehn oder 20 Jahre sein?

Ganz egal, wie findig unsere Wissenschaftler sind: Die Mikroben scheinen immer einen Schritt voraus zu sein. Wir bekommen den einen Erreger unter Kontrolle, da taucht schon woanders der nächste auf. Im Verlauf der vergangenen 30 Jahre sind 30 neue oder neu aufgeflammte Infektionskrankheiten entstanden. Ich glaube, die Herausforderungen für unsere Wissenschaftler werden nicht weniger - bis sie irgendwann den Mikroben einen Schritt voraus sind.

Am 23. September unterzeichneten HZI-Geschäftsführer Prof. Dirk Heinz und Prof. Lorne Babiuk in Braunschweig die Kooperationsvereinbarung. (Link zu Pressemeldung) 

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