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Weltklimagipfel

"Wir gehen in eine ungewisse Zukunft"

Bild: US Department of Agriculture, CC BY 3.0

Der Klimagipfel von Marrakesch kann durchaus mit einigen Ergebnissen aufwarten. Über allem schwebte aber die Ungewissheit darüber, wie die USA sich künftig verhalten werden. Ein Kommentar von Reimund Schwarze, Umweltökonom am Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ).

Der Gipfel von Marrakesch war geprägt von dem Wahlergebnis in den USA. Als das feststand, war allen Beteiligten in Marrakesch schnell klar: Die USA verlieren mit der Wahl von Donald Trump ihre Führungsrolle in den internationalen Klimaverhandlungen. Auch die Weltgemeinschaft kann diesen Verlust des zweitgrößten Emittenten in ihren Reihen nicht einfach ausgleichen. Erstes Opfer der US-Wahl dürfte deshalb ausgerechnet das vor einem Jahr in Paris wiederbelebte Ziel werden, die Erderwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen. Dieses Ziel ist praktisch nicht mehr zu erreichen. Schon heute beobachten wir eine Erwärmung um 1,2 Grad seit der Industrialisierung mit immer neuen globalen Temperaturrekorden.
Ob wir das Zwei-Grad-Ziel noch erreichen können, hängt davon ab, ob der Politikwechsel des Hauptemittenten der Welt andere Länder und Märkte ansteckt. Bisher hat kein Land die klimapolitische Position von Trump unterstützt. Ob das so bleibt, wenn wir jetzt in eine lange Phase der Unsicherheit gehen, wage ich allerdings zu bezweifeln.

Umweltministerin Barbara Hendricks hat auf der Konferenz erklärt, dass es eine Stärkung der "Achse" Peking–Berlin geben wird. Sie meinte damit verstärkte gemeinsame Anstrengungen in der klimapolitischen und technischen Zusammenarbeit. Ein neues deutsch-chinesisches Führungs-Duo in internationalen Klimaverhandlungen hat sie allerdings kategorisch ausgeschlossen; unser klimapolitisches Zuhause bleibt die EU.

Gerade die aber zeigt sich zerstritten wie nie in der Klimapolitik. Während in Marokko die Koalition der Willigen den Schulterschluss demonstrierte, wurde zeitgleich in Brüssel in der EU-Kommission ein "Winterpaket" von Maßnahmen zur Drosselung des Ausbaus erneuerbarer Energien beschlossen. Die EU wird es daher schwer haben, die klimapolitische Führungslücke zu schließen, die die USA in der Trump-Ära aller Voraussicht nach hinterlassen wird.

Was hat die Klimakonferenz in Marrakesch nun in der Sache gebracht? Drei Länder haben langfristige Klimaschutzpläne vorgelegt: Mexiko, die USA und Deutschland. Viele andere Länder haben zwar die Bereitschaft dazu erklärt, aber noch nicht geliefert. Deutschland bleibt damit international in der Rolle des "Musterschülers" – auch wenn der Klimaschutzplan 2050 im eigenen Land höchst umstritten ist.

Vor Marrakesch waren die Erwartungen groß, dass die Verhandler das Thema der Schäden und Verluste durch den Klimawandel auf dem Gipfel voranbringen. Aber die Frage, ob etwa kleine Inselstaaten Ausgleichszahlungen bekommen sollen, weil sie sich nicht an den Anstieg des Meeresspiegels anpassen können, wurde ausgeklammert und wird nun erst 2019 behandelt. Afrika bekommt eine finanzielle Unterstützung für Klimaschutz und Anpassung an den Klimawandel. Frankreich und Deutschland haben in Marrakesch dazu eine Initiative gestartet. Paris hat drei Milliarden zugesagt, Berlin etwa genauso viel. Diese Zusagen wurden in konkreten Projekten mit der Afrikanischen Entwicklungsbank vereinbart, es bleibt also nicht bei bloßen Zusagen.

Bei der Mittelverwendung aus dem internationalen Fonds zur Klimaanpassung gibt es allerdings weiterhin Uneinigkeit zwischen den Entwicklungs- und den Industrieländern. 80 Prozent der Mittel laufen in Klimaschutzmaßnahmen, nur 20 Prozent in die Klimaanpassung. Die Entwicklungsländer verlangen, dass mindestens die Hälfte des Geldes in die Anpassung fließt, also letztlich in Entwicklungshilfe. Das hieße aber für die Industrieländer eine Förderung aus öffentlichen Mitteln, während sich für Klimaschutzmaßnahmen in Entwicklungsländern auch im großen Maße privates Kapital mobilisieren lässt. Dieser Konflikt wird uns erhalten bleiben.

In Marrakesch wurde dieser Interessengegensatz nur durch einen symbolischen Kompromiss gelöst. Der Anpassungsfonds des Kyoto-Protokolls wird in das Paris-Abkommen integriert, Einzelheiten dazu wurden vertagt. Eine Lösung kann es nur geben, wenn der Grundsatz "Klimaschutz vor Klimaanpassung" auch in den Entwicklungsländern zündet.

Reimund Schwarze koordiniert die Forschung zu "Klimawandel und Extremereignissen" am Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) in Leipzig und leitet das Thema "Risikoanalyse und Risikomanagement für integrierte Klimastrategien" in der REKLIM-Initiative der Helmholtz-Gemeinschaft. Mit politisch-ökonomischen Analysen internationaler Klimaverhandlungen beschäftigt er sich seit über 15 Jahren und lehrt dazu an der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt (Oder).

Reimund Schwarze (UFZ)

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