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Exzellenzinitiative

„Wir benötigen wirkliche Spitzenstandorte“

Foto: Tobias Schwerdt/DKFZ

Für die Fortsetzung der Exzellenzinitiative sieht Helmholtz-Präsident Otmar D. Wiestler in den Ende Januar vorgestellten Vorschlägen der sogenannten Imboden-Kommission eine vielversprechende Perspektive

Die international besetzte Begutachtungs-Kommission hat der Exzellenzinitiative – dem Förderinstrument von Bund und Ländern – ein insgesamt sehr positives Zeugnis ausgestellt. Sie habe an den Universitäten einen Strukturwandel in Gang gesetzt, die Spitzenforschung gefördert und die Internationalisierung vorangetrieben. „Es gibt gar keinen anderen Weg, als den Weg der Exzellenzinitiative weiterzugehen“, sagte Dieter Imboden, der Vorsitzende der Kommission. Allerdings stehe man erst am Anfang eines langen Weges in die Gruppe der globalen Spitzenuniversitäten.

„Dass die Expertengruppe unter Leitung von Dieter Imboden die Exzellenzinitiative so eindeutig als erfolgreiches Instrument bewertet, freut mich außerordentlich“, sagte Otmar D. Wiestler, der Präsident der Helmholtz-Gemeinschaft. „Eine Fortsetzung der 2005 gestarteten Initiative ist in meinen Augen essenziell und unbedingt notwendig, um den Wissenschaftsstandort Deutschland zu sichern und weiter voranzubringen. Wir benötigen starke und wettbewerbsfähige Universitäten.“ Jetzt sei die Wissenschaftspolitik im Bund und in den Ländern am Zug, um aus den Empfehlungen schnell konkrete Maßnahmen zu erarbeiten.

Um den Weg der Exzellenz-Förderung erfolgreich weiter zu beschreiten, schlägt die Kommission für die Zeit nach 2017 einige Modifizierungen vor. Statt der bisherigen drei Förderlinien solle es künftig nur noch zwei geben, in die jährlich mindestens 500 Millionen Euro fließen: die Exzellenzcluster II sowie die Exzellenzprämie:

  • Die Förderlinie „Exzellenzcluster II“ soll offener und risikofreudiger als die bisherigen Exzellenzcluster werden. Ihre Laufzeit soll sich verlängern auf sieben bis acht Jahre. Mit einer zusätzlichen Programmpauschale sollen die Universitätsleitungen ihre Governance stärken und die Cluster besser in die Hochschule integrieren.
  • An die Stelle der bisherigen Zukunftskonzepte soll die zweite Förderlinie „Exzellenzprämie“ mit einem Umfang von 15 Millionen Euro treten, über die die Leitungen von acht bis zwölf Universitäten frei entscheiden können – zum Beispiel für die Stärkung bestehender oder den Aufbau neuer Forschungsgebiete. Damit könne der Standort Deutschland nach außen dokumentieren, wo seine wissenschaftlichen Leuchttürme stünden.

Die bisherige Förderlinie der Graduiertenschulen soll künftig entfallen, da diese heute ohnehin eine Selbstverständlichkeit jeder Uni sein sollten, meinte Imboden.

Am 29. Januar 2016 legte eine internationale und unabhängige Expertenkommission ihr Gutachten zur Exzellenzinitiative vor. Foto: Roland Koch

„Diese Vorschläge sind ausgesprochen sinnvoll“, sagte Otmar D. Wiestler. „Die Exzellenzinitiative muss wirkliche Exzellenz auszeichnen und dabei strengen Qualitätskriterien und einem wissenschaftsgeleiteten Verfahren folgen.“ Die Förderung von Exzellenzclustern, die freier gestaltet werden solle, sei dazu ein wichtiger Schritt. „Wir benötigen eine ausreichende Zahl von Exzellenzclustern, mit Breitenwirkung und Möglichkeiten zur Profilbildung – und das auf internationalem Niveau“, sagte Wiestler. Ebenso sei die Ausstattung von einigen ausgewählten Spitzenuniversitäten mit einer eigenen Prämie ein wirkungsvolles Instrument. „Ich bin überzeugt, dass eine innovationsabhängige Nation wie Deutschland eine kleine Anzahl von wirklichen Spitzenstandorten benötigt, die sich unter den TOP 20 weltweit positionieren können.“

Für die Kooperation von Universitäten und außeruniversitärer Forschung wünscht sich die Kommission mittelfristig eine stärkere Integration. „In den vielen Gesprächen, die ich an den Helmholtz-Zentren geführt habe, ist immer wieder deutlich geworden, wie wichtig es ist, mit den richtigen Partnern zu kooperieren“, sagte der Helmholtz-Präsident dazu. „Wie kaum eine andere Organisation investiert Helmholtz umfassend in strategische Partnerschaften, insbesondere mit Hochschulen: regional, national, international, mit Wissenschaft und Wirtschaft.“ Das wolle man in Zukunft unbedingt noch weiter ausbauen.

Die Karriereschwierigkeiten des akademischen Nachwuchses löst die Exzellenzinitiative laut Kommission nicht. Vielmehr würde die Entscheidung für oder gegen eine wissenschaftliche Karriere durch die vielfach befristeten Post-Doc-Stellen nur um einige Jahre verschoben. Insofern sei es richtig, künftig das Helmholtz-Talentmanagement, das auf eine Auswahl der Besten setzt, konsequent weiter auszubauen, meint Otmar D. Wiestler. „Dabei geht es nicht nur um Nachwuchsförderung, sondern auch um Karrierebegleitung.“ Insbesondere die Förderung junger Wissenschaftlerinnen in der Familiengründungsphase müsse gestärkt werden und bedarf neuer Formate.

Auf die Wissenschaftspolitik im Bund und in den Ländern kommen nun ereignisreiche Wochen zu. Auf Grundlage der Evaluation wolle man schnell Konsequenzen ziehen, kündigte Bundesforschungsministerin Johanna Wanka bei der Vorstellung der Ergebnisse an. „Wir werden den Bericht jetzt intensiv auswerten und bis Juni eine Bund-Länder-Vereinbarung vorlegen“, sagte sie. Geplant ist es, in der Sitzung der Gemeinsamen Wissenschaftskonferenz am 22. April 2016 eine neue Bund-Länder-Vereinbarung zu beschließen und diese den Regierungschefs im Juni zur Entscheidung vorzulegen. Da die derzeitige zweite Förderphase im Herbst 2017 ausläuft, hat die Imboden-Kommission zudem vorgeschlagen, die Laufzeit aller aktuellen Projekte um zwei Jahre zu verlängern. So erhielten die antragsberechtigten Universitäten und die Politik mehr Zeit, um sich adäquat auf die dritte Förderrunde vorzubereiten. Ob eine solche Übergangszeit nötig sei, werde sich in den nun anstehenden Verhandlungen zeigen, sagte Wanka dazu. Auf jeden Fall wolle man schnell ein Signal geben, wie es künftig weitergehe.

Der Schweizer Umweltphysiker und Wissenschaftsmanager Dieter Imboden war im Jahr 2014 von der Gemeinsamen Wissenschaftskonferenz (GWK) damit beauftragt worden, einer internationalen Kommission vorzusitzen, um die bisherigen beiden Förderrunden der Exzellenzinitiative zu evaluieren. Im Dezember 2014 hatten sich der Bund und die Länder darauf verständigt, dass die Exzellenz-Initiative in einem Nachfolgeprogramm fortgesetzt werden soll.

Endbericht: Internationale Expertenkommission zur Evaluation der Exzellenzinitiative 

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