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Arktis

Wenn Permafrost zu tauen beginnt

Permafrostregion in der Arktis (Bild: Torsten Sachs, GFZ)

In kaum einer anderen Region der Erde sind die Folgen des Klimawandels so deutlich sichtbar wie in den Permafrostregionen der Arktis. Das NATIVe Programm der 67. Berlinale zeigt Filme vom Polarkreis und will vor allem eins – ihr Publikum auf ein wichtiges Thema aufmerksam machen.

Im Lena-Delta werden im Frühjahr gewaltige Eisblöcke an die Strände gespült. (Bild: Torsten Sachs, GFZ)

Das Problem scheint weit weg. Hoch im Norden taut der Boden das ganze Jahr nicht auf. Den gefrorenen Boden nennt man Permafrost. Doch durch den Klimawandel erwärmen sich diese Böden und verändern den Lebensraum für Mensch und Tier.

Ein Wandel, von dem wir hier in Deutschland nur wenig betroffen sind. So scheint es zumindest. „Viele Menschen denken, der Klimawandel findet statt, aber nicht hier, sondern ganz woanders. Dazu spüren die Menschen hier in Deutschland und Europa von den Klimaveränderungen zu wenig“, sagt Klaus Grosfeld, Geschäftsführer des Helmholtz-Verbund Regionale Klimaänderungen (REKLIM). Eine Einstellung, die er so nicht teilt. „Der Klimawandel geht uns alle etwas an. Wir sind beides Akteure und Betroffene in diesem Prozess und er wird sich regional stark unterschiedlich ausprägen“, so Grosfeld. Denn taut der dauergefrorene Boden auf, könnten große Mengen Treibhausgas in die Atmosphäre gelangen und die globale Erwärmung verstärken.

Eine Botschaft, die er vor allem an die jungen Menschen weitertragen will. Aus diesem Grund, hat die Helmholtz-Klimainitiative REKLIM bereits 2013 eine Kooperation mit der DEKRA Hochschule für Medien ins Leben gerufen. Junge Filmschaffende sprechen mit Wissenschaftlern über aktuelle Forschungsthemen und verarbeiten die Informationen gemeinsam im engen Austausch künstlerisch, mit viel Kreativität in ihren Filmen. Ein Projekt, das vor allem junge Menschen erreichen soll und das bereits seine ersten Früchte trägt.

Zwei Kurzfilme aus dieser Kooperation wurden im Rahmen des NATIVe Programms, in einer kombinierten Veranstaltung aus Vorträgen und Filmvorführungen gezeigt. Zu Gast waren nicht nur Wissenschaftler, sondern auch Menschen aus Jakutien, eine Republik im nordöstlichen Teil Russlands. Das diesjährige Programm will vor allem die Aufmerksamkeit auf die Lebensrealität abgelegener Regionen unserer Erde lenken. Das Tauen der Permafrostböden hat starke Auswirkungen auf die Lebensbedingungen der dort lebenden indigenen Völker.

Eine Straße in der Nähe der Hauspstadt Jakutsk. Sie gilt als kälteste Großstadt der Welt. Aber der kurze Sommer kann sehr warm sein. (Bild: M. Weigelt)

Jakutien ist flächenmäßig in etwa so groß wie die Europäische Union und beheimatet knapp 960.000 Einwohner. Die Region gilt als das kälteste bewohnte Gebiet der Erde. Auch in den kurzen Sommern der Region, wenn die Temperaturen auf über 40°C steigen, taut lediglich eine dünne Schicht an der Erdoberfläche auf. Darunter bleibt der Boden gefroren. Die Mehrheit der indigenen Völker in Jakutien lebt in kleinen Dörfern, vom Fischfang und der Pferde- und Rentierzucht. Ihr Wissen über den Schnee und das Überleben in der arktischen Kälte, wird traditionsgemäß von Generation zu Generation übertragen.

Aber was tun, wenn der Schnee verschwindet und der gefrorene Boden taut? Wenn sich Landschaften so abrupt verändern, das man sie nicht mehr mit seinem Vieh überqueren kann. Wenn der Boden sich nicht mehr zum Häuser bauen eignet. Auch der Fischfang ist von den Folgen des Klimawandels in Jakutien betroffen. Flüsse verschwinden und somit auch die Fische. Ein Schicksal, das für die Bewohner nur schwer zu begreifen ist und sie vor große Herausforderungen stellt.

„Um auf die enge Verbindung unseres Lebensstils und den daraus folgenden globalen Auswirkungen zu sensibilisieren, suchen wir besonders mit jungen Menschen den Dialog. Durch ihre Augen wollen wir neue Perspektiven auf den Klimawandel und seine regionalen Auswirkungen schaffen. Daher freuen wir uns sehr, in diesem Jahr mit unserem Kooperationsprojekt bei der Berlinale dabei sein zu dürfen und eine Brücke zwischen Wissenschaft und Gesellschaft zu schlagen“, sagt Klaus Grosfeld. Ziel ist es, die Wahrnehmung für die vielfältigen Auswirkungen des Klimwandels zu schärfen.

Helmholtz-Klimainitiative REKLIM

Die Helmholtz-Klimainitiative REKLIM ist ein Verbund von neun Forschungszentren der Helmholtz-Gemeinschaft in der Bundesrepublik Deutschland. REKLIM bearbeitet drängende Fragen der Gesellschaft im Kontext des Klimawandels auf regionaler Ebene.

Unter den acht REKLIM Forschungsschwerpunkten beschäftigt sich Thema 3 mit regionalen Klimaänderungen in der Arktis und seinen Permafrostregionen.

Das NATIVe-Programm der 67. Berlinale steht unter dem Thema "A journey into indigenouse cinema", für das der REKLIM Forschungsverbund und die DEKRA Hochschule für Medien die Veranstaltung zum Thema ARCTIC CHANGE – INDIGENOUS LIFE AND SCIENTIFIC TRACKS IN SAKHA / RUSSIA organisiert haben.

Mehr zu Helmholtz-Klimainitiative REKLIM finden Sie hier.

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