Direkt zum Seiteninhalt springen

Hitze, Überflutungen, Stürme

Welche Folgen hat der Klimawandel für Deutschland?

Mehr Hochwasser in Deutschland - eine Folge des Klimawandels? Bild: Andre Künzelmann, UFZ

Wissenschaftler aus aller Welt diskutierten in Berlin darüber, wie sich der globale Klimawandel regional auswirkt. Für Deutschland erwarten die Experten unter anderem mehr Stürme und Hochwasser

Global mag sich die Erwärmung in den vergangenen Jahren verlangsamt haben, in einigen Bereichen der Erde hält der Erwärmungstrend jedoch unvermindert an. Seit 1997 sei die Wassertemperatur im Nordatlantik um ein Grad gestiegen, warnen Helmholtz-Forscher während einer internationalen Konferenz von Klimaforschern in Berlin. "Dadurch schmilzt das Meereis der Arktis zunehmend ab - mit unübersehbaren Folgen für das Klima auch in Europa", sagt Peter Lemke vom Alfred-Wegener-Institut, dem Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung.

Anfang Oktober trafen sich im Berliner Umweltforum mehr als 300 Wissenschaftler aus aller Welt, um über die regionalen Auswirkungen globaler Klimaveränderungen in Deutschland, Europa und der Welt zu diskutieren. Die Tagung wurde vom 2009 gegründeten Helmholtz-Verbund Regionale Klimaänderung (REKLIM) organisiert. REKLIM will mithilfe neuer Forschungsergebnisse ein besseres Verständnis der regionalen Veränderungen und damit auch verlässlichere Prognosen ermöglichen.

Fest steht nach fünf Projektjahren: Es gibt in Deutschland weniger Regen im Sommer - dafür aber umso mehr im Spätwinter. "Für die Natur, aber auch für uns Menschen ist das fatal", sagt Hans Peter Schmid vom Karlsruher Institut für Technologie. "Im Frühling steigt die Hochwassergefahr, und im Sommer drohen Dürren." 2013 etwa war in der Bundesrepublik ein Jahr mit einer Serie von rekordverdächtigen Extremereignissen: Überflutung, Stürme, und Hagel haben es zum bislang teuersten Versicherungsjahr werden lassen. Ein neu entwickelter Hagelindex zeigt eine deutliche Zunahme dieser Extremniederschläge seit den 70er Jahren. "Die gute Nachricht ist, dass in Sachen Hagel unseren Projektionen zufolge bis zum Jahr 2050 mit nur noch einer geringen Verschlechterung zu rechnen ist", sagt Michael Kunz, ebenfalls vom Karlsruher Institut für Technologie.

Erstaunlich ist, wie stark die Öffentlichkeit in ihrer Einschätzung möglicher Klimagefahren schwankt. So zeigt eine jährlich durchgeführte Umfrage in Hamburg, dass im Jahr 2008 die Sorgen und Ängste vor extremen Wetterlagen besonders groß waren - direkt nach dem verheerenden Sturmtief Tilo. Nach einem zwischenzeitlichen Rückgang wuchsen die Sorgen 2014 erneut auf den Stand von 2008 - diesmal in Folge des Orkantiefs Xaver. "Langfristige Ängste werden offenbar auch durch kurzfristige Erfahrungen geprägt", sagt Beate Ratter vom Helmholtz-Zentrum Geesthacht.

Die wichtigsten Erkenntnisse der REKLIM-Forscher Insgesamt sind neun Forschungszentren und neun Universitäten am Helmholtz-Verbund Regionale Klimaänderung (REKLIM) beteiligt. Einige der Kernbotschaften, die die Klimaforscher in den insgesamt acht Themenfeldern erarbeitet haben:

     

  1. Regionale Wechselwirkungen und Rückkopplungsprozesse im Klimasystem der Arktis zeigen deutlichen Einfluss auch auf das mitteleuropäische Klima.
  2.  

     

  3. Die Eischmelze in Grönland und der Antarktis nimmt in den vergangenen Jahren deutlich zu. Dies wird sich langfristig auf den globalen Meeresspiegel und auch auf die Küstenregionen auswirken.
  4.  

     

  5. Der Erwärmungstrend in der Arktis ist deutlich ansteigend mit Folgen für die Ozeanzirkulation, Meereisausdehnung sowie Treibhausgasemissionen aus dem sich verändernden Permafrost.
  6.  

     

  7. Es wird eine Verschiebung der Niederschlagsmuster sowohl räumlich wie auch saisonal beobachtet, mit einer Ausprägung von Extremen (Frühjahrshochwasser und Sommerdürren) und einer Veränderung der Bodenbeschaffenheit.
  8.  

     

  9. Änderungen der Atmosphärenzusammensetzung haben Einfluss auf die atmosphärische Zirkulation, Wolken und Niederschlag, aber auch auf die Luftqualität und demzufolge die menschlichen Gesundheit.
  10.  

     

  11. Extreme Wetterereignisse wie Hagel, Hochwasser und Dürre zeigen teilweise einen zunehmenden Trend, aber auch eine räumliche Verlagerung sowie hohe Variabilität.
  12.  

     

  13. Für die Entwicklung von Anpassungsstrategien an Klimawandel müssen regionale Strukturen der Risikowahrnehmung berücksichtigt werden. Wichtig ist es bei entstehenden Kosten eine Balance zwischen Emissionsvermeidungs- und Anpassungsentscheidung zu finden.
  14.  

     

  15. Die Kenntnis über Ursachen und Mechanismen abrupter Klimaänderungen in der Vergangenheit liefert wertvolle Hinweise über zukünftige Instabilitäten und globale Zusammenhänge der Klimaentwicklung der Erde.
  16.  

Weiterführende Informationen finden Sie auf der Webseite von REKLIM unter www.reklim.de.In einem Tagungsblog finden Sie aktuelle Berichte von der VeranstaltungBlog von der REKLIM-Veranstaltung

Leser:innenkommentare