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Interview

Mind the Gap & Innovate!

Andrea Frahm (Head of Helmholtz Israel Office) und Amnon Dekel (Executive Director von ASPER-HUJI-Innovate, dem Center for Innovation & Entrepreneurship der Hebrew University). Bild: Helmholtz

Studierende und Wissenschaftler:innen aus der Helmholtz-Gemeinschaft trafen sich in Berlin, um an einem Accelerator Bootcamp teilzunehmen.  Im Interview berichten Andrea Frahm, Head of Helmholtz Israel Office, und Amnon Dekel, Executive Director von ASPER-HUJI-Innovate, von den Zielen des Programms und den Besonderheiten der diesjährigen Ausgabe.

Welche Idee verbirgt sich hinter dem Titel „Mind the Gap & Innovate: Entrepreneurship and Education“?

Amnon: Die Aufschrift „Mind the Gap!“ kennt man von Bahnsteigen. Einerseits signalisiert sie: „Achtung! Hier lauert Gefahr. Vorsicht!“ Andererseits weist „Mind the Gap!“ auf einen Übergang hin, zum Beispiel von einem Bereich zum nächsten oder von einem Teil der Welt in einen anderen. Als wir das Workshop-Programm vor drei Jahren ins Leben gerufen haben, hatten wir einen solchen Transfergedanken im Kopf. Wir wollten junge Wissenschaftler:innen von Helmholtz dabei unterstützen, ihr fundiertes Wissen in einem spezialisierten Forschungsbereich zu nutzen, um etwas in kürzester Zeit zu entwickeln, das die Welt auf praktische Weise verbessern könnte. Und zwar schon bald – nicht erst in zehn Jahren oder in zwanzig Jahren.

Warum habt ihr das Workshop-Programm damals in Tel Aviv gegründet?

Andrea: Die Motivation hinter der Idee unterstreicht den Fokus des Helmholtz-Auslandsbüros in Tel Aviv: Es ging uns darum, eine enge Verbindung zwischen den Helmholtz-Zentren und dem erfolgreichen Innovationsökosystem in Israel aufzubauen. Deshalb haben wir uns 2021 mit dem EIT Hub Israel und HUJI Innovate zusammengesetzt und ein Workshop-Format speziell für unsere gründungsaffinen Wissenschaftler:innen und Studierenden entwickelt. Wir wollten, dass sie von Israel in Bereichen wie Unternehmertum und Innovation lernen und sich inspirieren lassen.

Wie wählt ihr die Teilnehmenden aus?

Andrea: Zunächst spreche ich mit den TTOs und den internationalen Arbeitsgruppen an den 18 verschiedenen Zentren. Wir informieren sie über das Workshop-Programm und bitten sie, die Informationen an Interessenten weiterzuleiten. Aus den eingegangenen Bewerbungen wählen wir nach verschiedenen Kriterien aus. Wir schauen beispielsweise, wie viele Zentren vertreten sind, auf welcher Entwicklungsstufe sich die verschiedenen Projekte befinden und ob auch ein paar bereits gegründete Unternehmen dabei sind. Schließlich versuchen wir eine ausgewogene Auswahl zusammenzustellen.

Worin besteht die Herausforderung für dich als Dozent?

Amnon: Manche der Teilnehmenden kommen mit ausgearbeiteten Projektentwürfen zu uns, andere haben nur vage Ideen. Die Herausforderung besteht darin, alle Teilnehmenden abzuholen. Selbstverständlich geht es uns nicht darum, dass sie den Workshop am Ende mit einem marktfähigen Produkt verlassen. Das ist in zweieinhalb Tagen unmöglich. Erfolg heißt für uns, wenn die Teilnehmenden eine bessere Vorstellung davon gewinnen, wie die konkreten ersten Schritte für eine erfolgreiche Ausgründung aussehen könnten.

Wie kam es zu der Entscheidung, den Workshop in Berlin zu organisieren?

Amnon: Wir konnten die geopolitischen Probleme, den Krieg, die Situation der Palästinenser nicht ignorieren; diese Schwierigkeiten müssen anerkannt werden. Trotz dieser schwierigen Lage ist es wichtig, Kooperationen wie die mit der Helmholtz-Gemeinschaft aufrechtzuerhalten und zu pflegen. Für mich ist es persönlich von besonderer Bedeutung, diesen Workshop in Berlin zu leiten. Die Großeltern meiner Frau kamen aus Berlin. Dass ich nun in Berlin sein kann, gibt mir die Hoffnung, dass sich die Welt doch weiterentwickelt und zu einem besseren Ort werden kann. Ich hoffe, dass wir Ähnliches auch bei uns zu Hause eines Tages erleben werden.

Wie sah der Ablauf der Workshops 2021 und 2022 in Tel Aviv aus?

Andrea: Für die letzten Editionen kamen die Teilnehmenden für eine Woche nach Israel, um das dynamische israelische Ökosystem aus erster Hand zu erleben und kennenzulernen. Die Workshop-Module werden abgerundet mit Begegnungen, die zum Unternehmertum inspirieren sollen. Wir haben Forschungsinstitute, wie z.B. das Weizmann Institute, besucht und uns mit Vertretern der Israel Innovation Authority getroffen. Das Begleitprogramm bietet den Teilnehmenden zusätzlich die Möglichkeit, einen Eindruck der Region zu bekommen. Ein wichtiger Programmpunkt, der uns leider hier in Berlin fehlt und der unser Workshop-Format in Tel Aviv so erfolgreich macht, ist der persönliche Erfahrungsaustausch mit etablierten israelischen Spin-Offs. Es ist einfach essenziell, dass Personen den Workshop mitgestalten, die selbst Unternehmenserfahrung haben – so wie es auch bei Amnon und mir der Fall ist. Wir haben beide in der Vergangenheit Unternehmen gegründet und wissen somit, wovon wir sprechen und was wir den Teilnehmenden vermitteln wollen.

Gibt es weiterer Unterschiede zu den Editionen in Tel Aviv?

Amnon: Da uns in Berlin lediglich zweieinhalb Tage zur Verfügung stehen, ist die diesjährige Ausgabe deutlich konzentrierter. Unser Fokus liegt dieses Mal ausschließlich auf unternehmerischen Aspekten, wie Marktforschung oder Storytelling, sowie auf dem Pitching-Event am Ende des Workshops.

Was plant ihr als Nächstes?

Andrea: Wir möchten im Juni ein Alumni-Treffen in Berlin veranstalten und uns im November für die nächste Workshop-Ausgabe treffen. Hoffentlich dann wieder in Tel Aviv.

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