Ergebnisse der ESA-Ministerratskonferenz 2025

Europa stärkt seine Position im All

Josef Aschbacher ist seit März 2021 Generaldirektor der Europäischen Weltraumorganisation (ESA). Bild: ESA

Ein Gastkommentar von ESA-Generaldirektor Josef Aschbacher. 

Die Ministerratskonferenz im November 2025 in Bremen markiert einen historischen Wendepunkt für die europäische Raumfahrt. Mit einem Rekordvolumen von 22,3 Milliarden Euro an zugesagten Beiträgen haben unsere 23 Mitgliedstaaten ein klares Signal gesetzt: Europa will seine Autonomie im All sichern und gleichzeitig seine internationale Führungsrolle ausbauen. Deutschland hat stolze 23% des ESA-Gesamtbudgets beigetragen und damit seine zentrale Rolle weiter gestärkt, unter der Leitung von Frau Bundesministerin Dorothée Bär (BMFTR) und der Deutschen Raumfahrtagentur im DLR.

Solch strategisches Engagement ist nicht nur für die Raumfahrtbranche relevant, sondern für die gesamte Wissenschaftslandschaft. Raumfahrt ist längst kein isoliertes Feld mehr. Sie liefert essenzielle Daten für Klimaforschung, Sicherheit, Energie und Mobilität. Unsere ESA-Strategie 2040, die in Bremen bekräftigt wurde, definiert fünf zentrale Ziele: Schutz unseres Planeten, Erforschung des Universums, Stärkung europäischer Resilienz, Wachstum und Wettbewerbsfähigkeit sowie Inspiration für kommende Generationen.

Ein Schwerpunkt der ESA-Konferenz in Bremen war die Sicherung des unabhängigen Zugangs zum All. Mit der erfolgreichen Einführung von Ariane 6 und der Rückkehr von Vega-C hat Europa seine Startkapazitäten stabilisiert. Diese Raketensysteme sind nicht nur technische Meisterleistungen, sondern strategische Instrumente für Forschung und Sicherheit. Sie ermöglichen den Start von Erdbeobachtungssatelliten, die für Klimamodelle und Umweltanalysen unverzichtbar sind – ein Bereich, in dem Helmholtz-Institute führend sind.

Die zweite Generation der Copernicus-Satelliten und neue wissenschaftliche Missionen, etwa im Rahmen von „FutureEO“, werden Daten in bisher unerreichter Qualität liefern. Diese Daten sind die Grundlage für die Analyse von Methanemissionen, Gletscherbewegungen, Extremwetterereignissen und auch Zivilschutz – Themen, die direkt in die Forschungsagenda der Helmholtz-Zentren einfließen.

Ein weiterer Meilenstein ist die Europäische Resilienz aus dem All (ERS). Dieses neue ESA-Programm schafft eine dual-use Infrastruktur für hochauflösende Satellitenbilder und sichere Kommunikation. In Zeiten geopolitischer Unsicherheit ist dies ein entscheidender Schritt, um Europas Handlungsfähigkeit zu sichern, auch in der globalen, wissenschaftlichen Kooperation.

Nicht zuletzt hat Bremen die Weichen für die Exploration des Alls gestellt: Mit der Finanzierung des Argonaut-Landers und der Zusage für die Artemis-Kooperation wird Europa in den kommenden Jahren nicht nur auf der ISS präsent bleiben, sondern auch auf dem Mond. Erste europäische Astronauten/-innen werden gemeinsam mit den USA zum Mond fliegen und Deutschland ist ganz vorne dabei – ein Symbol für die Kraft gemeinsamer Visionen.

Was bedeutet das für die Forschung? Raumfahrt ist ein Innovationstreiber. Technologien für Trägerraketen, Sensorik und KI finden ihren Weg in Sicherheits-, Umwelt-, Energie- und Materialforschung. Die ESA versteht sich als Partner der Wissenschaft – und die Zusammenarbeit mit der Helmholtz-Gemeinschaft ist ein Schlüssel, um die großen Fragen unserer Zeit zu beantworten: Klimawandel, nachhaltige Ressourcennutzung, Sicherheit und Digitalisierung.

Die Botschaft aus Bremen ist eindeutig: Europa investiert in seine Zukunft im All. Diese Zukunft gestalten wir gemeinsam – Wissenschaft, Industrie und Politik. Lassen Sie uns die Chancen nutzen, die sich aus dieser historischen ESA-Ministerratskonferenz ergeben. Für Europa. Für die Wissenschaft. Für unseren Planeten.

www.esa.int/cm25

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