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HELMHOLTZ extrem

Das stinkendste Forschungsobjekt

Strenge Note: Wenn die Studentin Clara Wunsch die Biogasanlagen mit biologischen Abfällen befüllt, entweicht ein stinkender Gas-Cocktail. Bild: UFZ / Andre Künzelmann

Vermischt man ein fauliges Ei und ranzige Butter, kann man den Stoff riechen, aus dem ein Teil unserer nachhaltigen Energie stammt. Sobald Bakterien und Archeen ihre Auftragsarbeit am biologischen Abfall erledigen, stinkt das nach einem Cocktail aus Buttersäure, Ammoniak und Schwefelwasserstoff. Der für die Forscher interessantere Bestandteil ist allerdings der hochwertige Brennstoff Biomethan

Übel wird bei der Produktion aber niemandem, da die Mikroorganismen im Labor unter Verschluss arbeiten und Minimengen nur beim Befüllen entweichen können. "Manchmal denkt man, dass zwei Kühe im Labor stehen", schmunzelt Biogas-Laborleiter Jürgen Pröter, "aber das ist aushaltbar." Um das übelriechende Forschungsprodukt herzustellen, beschicken die Wissenschaftler von UFZ und DBFZ* in Leipzig täglich die zwischen fünf und 100 Liter große Forschungsbiogasanlagen mit Biosubstraten, die eine gute Mischung haben sollten. Speisereste mit zu hohem Eiweißanteil durch Wurst oder Fleisch funktionieren nicht so gut, ebenso wenig wie reine Maissilage. Denn die Mikroorganismen brauchen eine ausgewogene Ernährung mit reichlich Spurenelementen und maßvoll Eiweißen.

Genau hier setzen UFZ-Forscher aus dem Department Bioenergie gemeinsam mit ihren Kollegen vom DBFZ an. Sie untersuchen, was die Mikroorganismen brauchen, um noch effizienter arbeiten zu können. Wie sieht die perfekte Mischung aus, um möglichst viel hochenergetisches Biogas zu erhalten? Wie verändert sich der Gärprozess bei anderem Substrateintrag? Pröter & Co erforschen dabei längst nicht mehr nur die Vergärung bekannter Bioreststoffe wie Gülle, Maissilage oder Speisereste. Betreiber von Biogasanlagen fragen zunehmend nach der Vergärbarkeit ungewöhnlicher Substrate wie Schafswolle oder Hornspäne.

Neu im Vergärungssortiment sind Oliventrester, Abwässer aus der Holzverarbeitung sowie der noch unverbrauchte Energielieferant Zuckerrübe. Die Abwechslung im Biogasgärtopf sorgt übrigens auch dafür, dass es jede Woche im Labor anders duftet.

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