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JUnQ – Ungelöste Fragen

Können auch Männer schwanger werden?

Bild: Marco Prati / Shutterstock

Männer bekommen plötzlich mit ihrer Partnerin zusammen einen Babybauch oder fühlen Schmerzen im Unterleib: Legenden über eine Co-Schwangerschaft gibt es schon lange – aber was ist wirklich dran an dem Phänomen?

Ein Beitrag aus dem Journal of Unsolved Questions (JUnQ)   Selbst einen Begriff gibt es für die männliche Schwangerschaft: Forscher bezeichnen sie als Couvade-Syndrom, Pate steht hier das französische Wort couver, ausbrüten. Wissenschaftliche Untersuchungen dazu gibt es kaum – und die wenigen, die sich damit beschäftigen, sind sich nur in einem Detail einig: Männer bekommen das Couvade-Syndrom vor allem, wenn ihre Partnerin im ersten oder dritten Trimester schwanger ist – und nach der Geburt verschwindet es genauso plötzlich wieder, wie es aufgetaucht ist.

Ungeklärt ist indes, wie häufig eine Co-Schwangerschaft überhaupt auftritt. Laut verschiedenen Studien sollen zwischen elf und 97 Prozent der Männer betroffen sein – diese enorme Abweichung wird damit begründet, dass in manchen Ländern Männer nicht als schwach gelten wollen und deshalb ihre Beschwerden lieber verschweigen. Auch mit Blick auf die soziodemografischen Faktoren der Betroffenen haben die Forscher unterschiedliche Ergebnisse erzielt: Nach manchen Studien ist das Syndrom am stärksten bei Männern unter 30 Jahren ausgeprägt, nach anderen Untersuchungen sind die Haupt-Leidtragenden über 30; mal gehören sie höheren Bildungsschichten an und mal sind sie eher in Arbeiterfamilien zu finden.

Immerhin: Auf der Suche nach den Ursachen haben die Forscher eine Spur gefunden, die auf die Hormone als Auslöser hindeutet. Bei den betroffenen Männern ist der Testosteron-Spiegel niedriger, der Prolactin-Spiegel dafür höher als normal – dieses Hormon ist bei Frauen unter anderem für die Milchproduktion während der Stillzeit verantwortlich.

Wissenschaftler der amerikanischen University of Wisconsin haben das Couvade-Syndrom auch bei Weißbüschelaffen und Lisztaffen beobachtet – zwei Arten, die monogam leben und bei denen der Vater an der Aufzucht der Babys beteiligt ist. Die Beobachtung der Forscher: Werdende Affen-Väter nehmen während der Schwangerschaft ihrer Weibchen um 20 Prozent zu. Sie vermuten, dass die Affen damit einen Energiespeicher für schlaflose Nächte und das ermüdende Tragen ihrer Kinder anlegen – vielleicht ist das ja eine Parallele zur menschlichen Co-Schwangerschaft.

Weitere ungelöste Fragen: www.junq.info

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