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Helmholtz Perspektiven 0316

28 forschung Unterbrochener Kontakt   Die Schädigung von Synapsen – den Kontaktstellen zwischen Nervenzellen – im Gehirn gilt als zentrale Ursache für neurodegenerative Erkankungen wie Alzheimer oder Parkinson. Bild: Alzheimer Forschung Initiative e.V. Helmholtz Perspektiven  September – Oktober 2016 wurden Patienten in einem vergleichsweise frühen Stadium der Demenz mit einem Antikörper behan- delt – er trägt den Namen Solanezumab. „Es kann durchaus sein, dass bei den bisherigen Studien die Erkrankung zu weit fortgeschritten war, um sie noch wirksam kausal zu behandeln“, sagt Fröhlich. Scheitert jedoch diese Studie, dann würde die Alzhei- merforschung weit zurückgeworfen – mit derzeit 1,2 Millionen Patienten allein in Deutschland vor sich. Experten gehen davon aus, dass sich die Zahl der Patienten allein in Deutschland von heute 1,6 Mio. bis zum Jahr 2050 auf 3 Mio. fast verdoppeln dürfte Christian Behl, der die Amyloid-Hypothese schon länger abgeschrieben hat, richtet im Oktober einen Kongress aus mit dem Titel „Beyond Amyloid: Widening the view on Alzheimer’s Disease“. Was die Hauptursache für Alzheimer ist, wenn es nicht Amyloidablagerungen sind? Christian Behl sagt: „Wir wissen es nicht. Vieles deutet darauf hin, dass es die eine Hauptursache nicht gibt. Es scheint, als spielten viele Faktoren mit hinein: Die Ernährung, körperliche und geistige Betätigung und womöglich leider auch ein großer Faktor Zufall, also Einflussfaktoren, die wir heute noch nicht kennen.“ 2011 unterzeichnete Präsident Barack Obama ein Gesetz, mit dessen Hilfe Alzheimer bis zum Jahr 2025 besiegt werden sollte. Doch gegen Alzheimer hilft selbst ein solcher Präsidentenerlass wenig, hinter dem einige Forschungsgelder stecken. Behl ist sich sicher: In den nächsten zehn Jahren wird es keine wirksame, ursächliche Therapie gegen Alzheimer geben. Umso wichtiger wird die Forschung daran, wie sich die Lebensqualität von Menschen mit Demenz verbessern lässt. Denn ihre Zahl steigt: Experten gehen davon aus, dass sie sich allein in Deutschland von heute 1,6 Millionen bis zum Jahr 2050 auf 3 Millionen fast verdoppeln dürfte; Alzheimer macht dabei mehr als zwei Drittel der Fälle aus. Eine Basis für künftige Forschung in diesem Bereich stellt der Demenzmonitor dar, den der Pflege- forscher Bernhard Holle vom Deutschen Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE), Standort Witten, aus der Helmholtz-Gemeinschaft kürzlich erstellt hat: Mit seinen Kollegen hat er 51 Altenheime mit insgesamt mehr als 1800 Bewohnern genauer betrachtet. „Wir wollten eine Momentaufnahme machen und wissen, wie weit man heute in der Betreuung schon ist und wo am dringendsten etwas getan werden muss“, sagt Holle. Als Messlatte dienten die „Rahmenempfehlungen zum Umgang mit herausforderndem Verhalten bei Menschen mit Demenz“, die das Bundesgesundheits- ministerium im Jahr 2006 herausgegeben hat. Mit herausforderndem Verhalten sind jene Verhaltens- weisen gemeint, die im Laufe einer Demenz entstehen können, zum Beispiel zielloses Herumwandern, Aggressivität, Schreien oder Apathie. Die gute Nachricht: „Die Empfehlungen werden in Ansätzen auf breiter Ebene umgesetzt“, sagt Holle. Doch es gibt Einschränkungen: „Die Ausführung ist sehr heterogen. Manchmal ist sie nicht sehr versiert, oft sind gerade einmal die Ansätze vorhanden. In anderen, selteneren Fällen werden die Empfehlungen fast eins zu eins umgesetzt.“ So sehen die Empfehlungen zum Beispiel eine validierende Vorgehensweise vor. Das heißt, dass die Betreuer eine wertschätzende Grundhaltung gegenüber den Menschen mit Demenz einnehmen. „Validation wird fast überall angewandt, ist aber ein sehr anspruchsvolles Konzept. Daher wird es sehr selten vollständig umgesetzt, denn nicht alle Pflege- kräfte haben eine Aus- oder Fortbildung in diesem Bereich gemacht“, sagt Holle. Um die Situation zu verbessern, hat er eine Reihe von Vorschlägen: mehr Fortbildung, eine angepasste Architektur bei neuen Altenheimen, die den Menschen mit Demenz Freiheiten gibt, sie aber in einem sicheren Umfeld belässt. Vor allem fehlt es Holle zufolge aber an mehr qualifizierten Pflegekräften.

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