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Helmholtz Perspektiven 0316

Helmholtz Perspektiven  September – Oktober 2016 27 Forschung D ie Geschichte der Suche nach einer Therapie gegen Alzheimer könnte sich in wenigen Wochen als Geschichte eines großen Irrtums erweisen. Denn Ende dieses Jahres erscheint eine Studie, an der sich entscheiden könnte, ob Tausende Biologen, Mediziner und Neurologen weltweit über Jahrzehnte womöglich vergebens geforscht haben. Es geht um eine Hypothese, die in den 1990er Jahren für Aufruhr gesorgt hat – und für Hoffnung. Mehrfach konnten Wissenschaftler zeigen, dass Amyloid, ein kleines Protein, das beim normalen Stoffwechsel entsteht, normalerweise aber abge- baut wird, sich im Gehirn von Alzheimer-Kranken vermehrt ablagert – zumindest bei den 90 Prozent der Alzheimer-Kranken, deren Leiden nicht geerbt ist. Amyloid und Alzheimer, das galt seitdem und für lange Zeit als klar miteinander verknüpft. „Doch leider konnten diese anfänglich vielversprechenden Hinweise nicht nachhaltig bestätigt werden“, sagt Christian Behl, Direktor des Instituts für Pathobio- chemie an der Universitätsmedizin Mainz. Im Gegenteil, im Laufe der Jahre wurden immer neue Ergebnisse bekannt, die gegen die sogenannte Amyloid-Hypothese sprachen. So zeigte sich beispiels- weise bei einer alten, verstorbenen Nonne, die bis zum Ende ihres Lebens keinerlei Demenzerschei- nungen hatte, bei der Obduktion ein Gehirn voller Amyloid-Ablagerungen. Zudem sind Behandlungen mit Antikörpern gegen Amyloid und aktive Immuni- sierungen mit Bruchstücken von Amyloid bislang erfolglos geblieben. „Die Amyloid-Kaskaden-Hypothese ist nicht mehr haltbar zur Erklärung der Ursache der sporadischen Alzheimer-Fälle“, sagt Christian Behl. Tragisch könnte das deshalb sein, weil sich die Alzheimer-Forschung weltweit seit Jahrzehnten hauptsächlich auf dieses Amyloid konzentriert. Einer der Gründe: „Es gibt einfach keine vernünftige alter- native Hypothese. Und es scheint tatsächlich einen Zusammenhang zu geben“, sagt Lutz Fröhlich, Leiter der Abteilung für Gerontopsychiatrie am Zentral- institut für Seelische Gesundheit in Mannheim. Das zeigen laut Fröhlich vor allem die Fortschritte in den bildgebenden Verfahren, die heute Erkenntnisse über Amyloid-Ablagerungen zulassen, die noch vor 20 Jahren nur durch ein Aufschneiden des Schädels im Rahmen einer Obduktion gewonnen werden konnten. Auch eine jüngst im Wissenschaftsjournal Nature veröffentlichte Untersuchung des Biotech- unternehmens Biogen könnte diesen Zusammenhang stützen. Darin wurde der Wirkstoff Aducanumab, der die Eiweißklumpen auflösen soll, an 165 Menschen mit leichten Alzheimer-Symptomen getestet – mit positiven Resultaten. Solche und andere Erkenntnisse verhindern, dass die Amyloid-Hypothese für falsch erklärt wird: „Viele Wissenschaftler sehen in der Auswertung einer großen Studie der Pharmafirma Lily Ende des Jahres die Entscheidung“, sagt Fröhlich. Auch hier Besprechung von MRT-Aufnahmen  Das DZNE entwickelt neue Methoden zur Diagnose, Behandlung und Vorsorge neurodegenerativer Erkrankungen, die in klinischen Studien getestet werden. Bild: Volker Lannert/DZNE Keine Zeit für den ganzen Artikel? Die 10 wichtigsten Fakten zur Demenz gibt es Online unter: www.helmholtz.de/ demenz Warum vieles darauf hindeutet, dass die Alzheimerforschung in einer Sackgasse steckt. Umso wichtiger ist es, Menschen mit Demenz adäquat zu versorgen Neben der Spur

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