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Helmholtz Perspektiven 0316

18 forschung Helmholtz Perspektiven  September – Oktober 2016 M it dem Problem der eingeschleppten Arten steht Neuseeland nicht alleine da: Weltweit „verschleppt“ der Mensch immer mehr Tiere und Pflanzen aus ihrem eigent- lichen Verbreitungsgebiet. Einige dieser soge- nannten invasiven Arten werden dabei bewusst eingeführt, Zierpflanzen etwa oder Reptilien. Andere aber werden versehentlich eingebracht. „Dabei spielt vor allem der internationale Handel mit Schiffen eine Rolle. Sie transportieren Arten wie Muscheln oder Krebstiere als blinde Passa- giere an ihrem Rumpf oder im Ballastwasser, mit denen die Schiffe im Wasser stabi- lisiert werden“, sagt Hanno Seebens vom Senckenberg Biodiversität und Klima For- schungszentrum in Frankfurt am Main. Allein in Deutschland haben sich inzwischen über 1000 Tier- und rund 1000 Pflanzenarten angesiedelt, die ursprünglich hier nicht vorkamen. Vor allem im maritimen Bereich stieg die Zahl ge- bietsfremder Arten in den vergangenen Jahrzehn- ten stark an. Seebens und seine Kollegen konnten mit Hilfe mathematischer Modelle zeigen, dass ein direkter Zusammenhang zwischen regen Handels- beziehungen und hohen Einwanderungsraten be- steht. So gibt es beispielsweise viel Schiffsverkehr zwischen den Nordseeanrainern und Japan. Da in beiden Regionen auch noch ähnliche Umwelt- bedingungen herrschen, kommt es hier Seebens Studie zufolge zu einem besonders regen Arten- austausch. Pro Jahr etablieren sich allein im Wattenmeer durchschnittlich bis zu zwei gebiets- fremde Arten. Keine Ausrottung heimischer Arten „Probleme machen aber im terrestrischen Bereich nur rund ein Prozent der invasiven Pflanzenarten“, sagt Ingolf Kühn, Leiter der Arbeitsgruppe Makro- ökologie am Helmholtz-Zentrum für Umweltfor- schung – UFZ. „Diese wenigen Arten können unter anderem Krankheiten verursachen, das bestehende Ökosystem durcheinander bringen oder infrastruktu- relle Probleme verursachen, indem sie beispielsweise Bahnschienen überwuchern.“ Gleiches gilt Forschungs- ergebnissen zufolge auch für den maritimen Bereich und terrestrische Tiere. Die Zebramuschel etwa, eine invasive Muschelart aus Vorderasien, besie- delt inzwischen auch große Seen in Europa und Nordamerika – und wird dort, ohne natürliche Feinde und Nahrungskonkurrenten, zum Sorgen- fall. „Sie wachsen besonders gut auf Hartsubstrat und nutzen damit auch Schiffe und Rohre als Lebensraum. Von denen müssen sie dann für viel Geld wieder entfernt werden“, sagt Seebens. Beispiele wie die Zebramuschel gibt es einige. Allerdings kommt es in Deutschland bisher nicht zu einer kompletten Verdrängung heimischer Arten, sagt Kühn: „Wir beobachten zwar an einigen Stellen einen Rückgang, aber bisher sind die Allein in Deutschland haben sich inzwischen über 1000 Tier- und rund 1000 Pflanzenarten angesiedelt, die ursprünglich hier nicht vorkamen Das Wattenmeer ist ein besonders von invasiven Arten betroffenes Gebiet. Erfahren Sie mehr darüber, warum und welche Arten dort einwandern in unserem Online-Spezialstück: www.helmholtz.de/ invasivearten Gekommen, um zu bleiben Neuseeland hat den Ratten den Kampf angesagt. Bis zum Jahr 2050 soll jeder Winkel des Landes von Ratten, Hermelinen und Wieseln befreit werden, erklärte Premierminister John Key im Juli 2016. Der Grund: Diese Tiere gehören nicht nach Neuseeland und bedrohen einheimische Arten. Darüber hinaus richten sie wirtschaftliche Schäden an, die Experten auf mehr als eine Milliarde Euro pro Jahr schätzen

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