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Helmholtz Perspektiven Juli 2016

12 TITELTHEMA Helmholtz Perspektiven Juli – August 2016 „Die Menschen müssen mitmachen“ Der Geowissenschaftler Reinhard Hüttl über die Herausforderungen der Energiewende, den Startvorteil der deutschen Verbraucher angesichts des bevorstehenden Umbaus des globalen Energiesystems und den Austausch mit den Geistes- und Sozialwissenschaften Es geht nicht nur um rein technische Fragen, wenn in Deutschland der Umbau der Energieversorgung hin zu nachhal- tigen Energiequellen diskutiert wird. Die geplanten Maßnahmen greifen tief in das Alltagsleben jedes Einzelnen ein, wie allein der Blick auf die vorgesehenen Änderungen deutlich macht: Es geht um den Ausstieg aus der Kernenergie bis 2022, um die geringere Nutzung fossiler Energieträger, den Ausbau der Erneuer- baren Energien, eine stärker dezentrale Energieversorgung, den Ausbau großer Stromübertragungstrassen und regiona- ler Verteilernetze sowie um mehr Energie- effizienz. Diese Maßnahmen gehen aus der Empfehlung der Ethik-Kommission „Sichere Energieversorgung“ hervor, die unter dem Eindruck der Katastrophe von Fukushima die nachhaltige Bereitstel- lung von Energie thematisiert hatte. Betrachten wir das in Zahlen: Als End- energie standen im Jahr 2014 bundesweit 8647 PetaJoule zur Verfügung. Diese gingen zu 29 Prozent in den industriellen Verbrauch, zu 30Prozent in den Verkehr, zu 26 Prozent in den Verbrauch durch die privaten Haushalte und zu 15Prozent in den Bereich Gewerbe/Handel/Dienst- leistungen. Diese auf den ersten Blick eher gleichmäßige Verteilung der End- energie in die jeweiligen Verbrauchs- sektoren wird allerdings dadurch deutlich relativiert, dass etwa 56 Prozent des Endenergieverbrauchs im Verkehr von den privaten Haushalten verursacht werden. Damit wachsen die privaten Haushalte mit insgesamt 42 Prozent zum größten Einzelposten unter den Endener- gieverbrauchern an. Unsere Gesellschaft, unsere private Lebensweise ist also ein bestimmender Faktor für den Energie- verbrauch und folglich auch für die Umgestaltung des Energiesystems. Von der Endenergie muss die Nutz- energie unterschieden werden, also die Energiemenge, die tatsächlich für die jeweils gewünschte Energiedienstleistung verwendbar ist. Bei der Umwandlung der Endenergie in Nutzenergie geht etwa die Hälfte verloren. Auch hier gilt: die Lösung dieses unzureichenden Nutzungs- verhältnisses ist mehr als nur eine rein technische Frage. Nehmen wir das Beispiel Erdöl: Nur rund 17Prozent des in Deutschland verbrauchten Mineralöls gehen in den so genannten nicht-energe- tischen Verbrauch, vom ubiquitären Plas- tik über Lippenstift bis zum Medikament. REINHARD HÜTTL war Mitglied der Ethik-Kommission „Sichere Energie- versorgung“. Er ist Vorstandsvorsitzender des Helmholtz-Zentrums Potsdam – Deutsches GeoForschungsZentrum GFZ und Präsident von acatech – Deutsche Akademie der Technikwissen- schaften. Verteilung der ENDENERGIE in Verbrauchssektoren 26% 29% 15% 30% Verbrauchssektoren: Industrie Verkehr Private Haushalte Gewerbe/Handel/Dienstleistungen

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