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Interview

"Gute Laborforschung in der Medizin braucht Nähe zum Patienten"

In der Krebsforschung ist sowohl die Arbeit im Labor als auch in der Klinik relevant. Bild: Shutterstock

Krebsforscher arbeiten in Klinik und Labor an der Zukunft der Krebstherapie. Im Interview erklärt Angelika Eggert von der Charité, inwiefern Theorie und Praxis in der Krebsforschung ineinandergreifen und was die Besonderheit bei Tumorerkrankungen im Kindesalter ist.

Angelika Eggert ist Direktorin der Klinik für Pädiatrie mit Schwerpunkt Onkologie und Hämatologie an der Charité Berlin sowie Standortsprecherin für das Deutsche Krebskonsortium (DKTK), einer Initiative des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) in Heidelberg, der Länder und des Bundesministeriums für Bildung und Forschung.

Frau Eggert, woran forschen Sie an der Charité?

Ich beschäftige mich mit dem Tumor Neuroblastom, den man in der Erwachsenenmedizin gar nicht kennt, weil er nur bei Kindern vorkommt. Das heißt, 95 % der Patienten sind kleine Kinder, die jünger als sechs Jahre alt sind. Das Neuroblastom hat zwei ganz unterschiedliche Verlaufsformen: Die eine bildet sich ohne, dass wir etwas machen, spontan zurück. Das ist faszinierend für eine Krebserkrankung: Eine bösartige – also sehr rasch wachsende – Krebsart, bei der wir uns trotzdem trauen, sie nur zu beobachten und dabei sehen, dass sie in über 90 % der Fälle von selbst verschwindet. Auch für die Forschung ist das natürlich sehr interessant.
Die andere Verlaufsform, die etwa die Hälfte der Fälle ausmacht, ist deutlich aggressiver. Der Tumor hat schon bei der Diagnosestellung Metastasen gebildet. Die langfristigen Überlebensraten liegen leider nur bei 40 %. Im Schnitt liegen die Heilungsraten in der Kinderonkologie bei etwa 80 %. Mit dieser aggressiven Form beschäftigen wir uns mit ganz verschiedenen Ansatzpunkten, um den Kindern besser helfen zu können.

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