Wissenschaftsbild des Monats
Wie eine Schlucht verschwindet
Forscher vom Deutschen GeoForschungsZentrum GFZ haben die Entwicklung einer Schlucht im Flusslauf des Da’an Chi in Taiwan untersucht. Dabei haben sie einen neuen Mechanismus entdeckt, der erklärt, warum die noch junge Schlucht im Rekordtempo wieder verschwinden wird.
Eine schnell vergängliche Idylle: Normalerweise existieren Schluchten Tausende oder gar Millionen Jahre, doch dieses Naturspektakel in Taiwan werden unsere Urenkel wahrscheinlich nicht mehr bewundern können. Dabei ist die Schlucht im Flusslauf des Da’an Chi in Taiwan gerade erst wenige Jahre alt. Als Folge eines Erdbebens im Jahr 1999 blockierte ein Gesteinswall den Flussverlauf. Um Überschwemmung zu verhindern, wurde ein Kanal in den Wall gegraben. Weil sich das Wasser jedoch einen neuen Weg bahnte, um abzufließen, kam es zu Erosionen. Bisher ging man davon aus, dass solche Abtragung über Jahrtausende an den seitlichen Rändern einer Schlucht stattfinden. Forscher des Helmholtz-Zentrums Potsdam - Deutsches GeoForschungsZentrum machten nun aber einen zuvor unbekannten Mechanismus aus, durch den die Schlucht zerstört wird: eine sogenannte flussabwärts fortschreitende Erosion. Geröll, das der Fluss mit sich führt, prallt in den scharfen Kurven gegen die Oberkante der Schlucht und spült sie somit in einem Rekordtempo von 17 Metern pro Jahr regelrecht weg. Die noch junge Schlucht am Da’an Chi wird vermutlich nur 50 bis 100 Jahre existieren. Übrig bleibt dann ein breites Tal mit flachem Flussbett.
Foto: Kristen Cook, GFZ
Franziska Roeder
Multimedia Editor
Helmholtz-Gemeinschaft