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Wissenschaftsbild des Monats

Krebswirkstoff heilt Rückenmarksverletzungen

Sind die Nervenzellen des Rückenmarks verletzt, besteht selten Hoffnung auf Heilung. Ein Forscherteam um Frank Bradkte am Deutschen Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen konnte nun zeigen, wie der Krebswirkstoff Epothilon verletzte Nerven wieder wachsen lassen und die Bildung von Narben reduzieren kann.

Was aussieht wie eine aus dem All betrachtete fluoreszierende Insel, ist in Wirklichkeit der Querschnitt durch das Rückenmark einer Ratte. Die bunt eingefärbten Bereiche markieren verschiedene neuronale Bausteine: Axone (lange Nervenfortsätze, rot), neuronale Verschaltungen (grün) und motorische Neuronen (blau). Sind diese Bausteine im Rückenmark verletzt, heilen sie nur selten – im Gegensatz zu Nervenverletzungen in Gliedmaßen, Rumpf oder Nase.

Dass sich Nervenzellen im Rücken nicht spontan regenerieren, hängt damit zusammen, dass Narbengewebe und molekulare Prozesse im Nerveninneren das Wachstum der Axone verhindern. Diese  langen Nervenfortsätze haben die Aufgabe, die nervöse Erregung von den Sinneszellen oder andere Rezeptoren zum Rückenmark und zum Gehirn weiterzuleiten. Ein Forscherteam um Frank Bradke am Deutschen Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen konnten nun zeigen, wie der Krebswirkstoff Epothilon verletzte Nerven wieder wachsen lässt und die Bildung von Narben reduziert.

In den 1980 Jahren entdeckten der Chemiker Gerhard Höfle und der Biologe Hans Reichenbach in einem speziellem Stamm von Bodenbakterien, den so genannten Myxobakterien, eine Substanz, die lebende Zellen abtöten kann: das Epothilon. In hoher Dosis hemmt der Wirkstoff das Wachstum von Krebszellen  Nun eigt sich, dass er noch mehr bewirken kann. Denn bei niedriger Dosierung aktiviert er das Wachstum verletzter Nervenfortsätze und verlangsamt die Narbenbildung, ohne die schweren Nebenwirkungen einer Krebstherapie hervorzurufen.

Das nächste Ziel von Frank Bradke und seinem Bonner Team ist es, den Effekt von Epothilonen bei unterschiedlichen Verletzungsarten im Rückenmark zu testen. Als Krebsmedikament ist Epothilon auf dem amerikanischen Markt bereits zugelassen.

Bild: DZNE/Jörg Ruschel

Zur Pressemitteilung des DZNE: Regeneration in feindlicher Umgebung

Franziska Roeder

Multimedia Editor
Helmholtz-Gemeinschaft