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Helmholtz Perspektiven 0115

23 Helmholtz Perspektiven Januar – Februar 2015 standPunK tE 23standPunK tE „Weitgehende Transparenz sichert Qualität“, sagt Hans Pfeiffenberger vom Alfred-Wegener-Institut, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung, und Sprecher des Arbeitskreises Open Science der Helmholtz-Gemeinschaft Diskutieren Sie zum Thema unter: www.helmholtz.de/ blickwinkel a uf den ersten Blick scheint es besonders objektiv zu sein, das Konzept eines Dop- pelblind-Gutachtens für Forschungsanträge oder Publikationen, bei dem weder der Einreichende weiß, wer sein Manuskript beurteilt, noch der Begutachtende, wessen Text, Daten oder Software er kommentiert. In vielen Fällen kann der Gutachter jedoch aus dem Inhalt des Manuskripts auf den Autor schließen und umgekehrt der Autor aus den Kommentaren des Gutachters auf dessen Person oder Arbeitsgruppe. Obwohl solche Vermu- tungen natürlich falsch sein können, wird sich kaum jemand von gewissen Spekulationen frei machen können – womit das Ziel der Unbefangenheit illuso- risch wird. Eine Lösung könnte die größtmögliche Offen- heit sein, mit der die Wissenschaft auch der in letzter Zeit zunehmenden Kritik an dem etablierten Begut- achtungsverfahren entgegentreten kann. Die briti- sche Royal Society gibt dazu als Grundton vor: „Open inquiry is at the heart of the scientific enterprise“ – oder, frei übersetzt: Offenheit ist Wesenskern der Wissenschaft. Copernicus, ein etablierter Verlag im Bereich Erde und Umwelt, hat bereits vor über zehn Jahren ein Verfahren eingeführt, das als „Open Peer Review“ bekannt ist; dabei werden sowohl die einge- reichten Manuskripte als auch die Gutachten sofort veröffentlicht. Die Gutachter können selbst entschei- den, ob sie anonym bleiben oder nicht. Ulrich Pöschl, Pionier-Anwender dieses transparenten Verfahrens und Chefredakteur der internationalen Zeitschrift Atmospheric Chemistry and Physics, ist überzeugt davon, dass es eine deutlich höhere Qualität sowohl der eingereichten Manuskripte als auch der Gutach- ten zur Folge hat. Mehrere andere Verlage haben mittlerweile mit ähnlichen Ansätzen nachgezogen. Natürlich darf man das Risiko nicht außer Acht lassen, dass sich ein kritisierter, womöglich bla- mierter Autor oder Antragsteller später revanchiert, wenn er den Namen des Gutachters kennt. Ande- rerseits ist aber eine sorgfältige Begutachtung einer Publikation wie eines Forschungsvorhabens ein nicht zu unterschätzender wissenschaftlicher Beitrag. Sie sollte explizit gewürdigt werden, damit sie für junge Wissenschaftler weiter attraktiv ist. Sonst besteht die Gefahr, dass nicht mehr genug Gutachter zur Verfügung stehen. Angesichts dieser grundlegenden Qualitätsfragen gehört der anonymen Begutachtung in der Wissenschaft nicht die Zukunft. 

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