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Helmholtz Perspektiven 0115

20 Helmholtz Perspektiven  Januar – Februar 2015 Forschung Es vergeht kaum ein Jahr ohne neues Raumfahrt- Startup. Der Ursprung der jüngsten Euphorie liegt im Jahr 1996. Damals versprach der amerikanische Raumfahrtvisionär Peter Diamandis demjenigen zehn Millionen Dollar, der als erstes einen Menschen in 100 Kilometer Höhe bringt. 2004 gewann die Firma Scaled Composites, aus der später Bransons Virgin Galactic hervorging. Im Zentrum vieler Projekte, staatlich wie nichtstaatlich, steht der Mond. Einige aber gehen weiter und nehmen wie die NASA den Planeten ins Visier, der schon lange die Menschheit fasziniert: den Mars. Das radikalste Mars-Projekt heißt Mars One und ist die Idee des holländischen Unterneh- mers Bas Lansdorp. Der Hinflug zum Mars dauert lange, etwa ein Jahr, ist aber machbar. Der Rückflug hingegen ist technisch anspruchsvoll und teuer. Warum also nicht einfach auf dem Mars bleiben? „Die Technologie zur Rückkehr existiert einfach noch nicht“, sagt Lansdorp der Website gründerszene.de. „Und ich bin ein Typ, der die Dinge gern so einfach wie möglich hält. Warum sollten wir dieses zusätzli- che Risiko eingehen, diese zusätzlichen Kosten auf uns nehmen, wenn wir das gar nicht brauchen?“ Ein One-Way-Ticket zum roten Planeten, eine perma- nente Kolonie. Das ist sein Plan. Losgehen soll es 2025. Finanzieren will er das mit Einnahmen aus Fernsehrechten. Der ehemalige Astronaut Gerhard Thiele sagt dazu in der Süddeutschen Zeitung: „Das halte ich nicht für vertretbar. Das Motto der Europäischen Weltraumorganisation ESA lautet „shape and share“. Das „Share“ verpflichte uns, das Erlebte mit anderen Menschen zu teilen. Menschen zum Mars zu senden, die dort bleiben, bis sie sterben, gehe völlig an den Zielen und der Realität des Menschseins vorbei. „Auch wenn ich weiß, dass es genug Verrückte gibt, die dies machen würden.“ Bei Thomas Reiter, dem Direktor für bemannte Raumfahrt bei der ESA, löst Mars One auch Kopf- schütteln aus. Ernstgenommen wird Mars One unter Wissenschaftlern nicht. Aber eines zeigen solche Projekte: Die Menschen lassen sich davon begeis- tern. Bei Lansdorp sind 200.000 Bewerbungen von Freiwilligen aus aller Welt eingegangen. Er nennt es „die wichtigste Auswahl in der Geschichte unserer Spezies“. Medien in aller Welt berichten, spekulie- ren, wie eine Mars-Kolonie aussehen könnte. Die Idee mag verrückt sein, das Nachdenken darüber macht vielen Spaß. „Eine Stunde, die ein Mensch auf der Oberfläche eines fremden Planeten verbringt, ersetzt Jahre mühsamer Forschung auf der Erde“ Für die staatlichen Raumfahrtbehörden entsteht zudem ein schöner Nebeneffekt: Eben noch von Kür- zungen bedroht, profitieren sie von der allgemeinen Aufbruchstimmung – und trauen sich, selbst waghal- sige Missionen anzugehen. So hat die US-Regierung bereits 2010 der NASA das Ziel ausgegeben, den „deep space“ zu erobern. In etwa zehn Jahren schon sollen amerikanische Astronauten mithilfe der Orion auf einem Asteroiden landen. Gemeinsam mit der ESA entwickelt, soll das neue Raumschiff zum Rückgrat aller „deep space“-Missionen werden. „Wir wollen einen Sprung in die Zukunft machen. Wir wollen große Durchbrüche“, sagte Obama in einer Rede im Kennedy Space Center in Florida. Doch je konkreter die staatlichen Raumfahrt- agenturen das Reiseziel Mars formulieren, desto stärker mischen sich auch wieder kritische Töne in die Euphorie. Warum muss ein Mensch auf den Mars?, fragen Kritiker. Was bringt uns die bemannte Raumfahrt wirklich? „Die bemannte Raumfahrt in ihrer jetzigen Form ist eine hoffnungslose Sackgas- se, die Zukunft gehört unbemannten Missionen“, schrieb der Grünen-Bundestagsabgeordnete Peter Marslandschaft  So sieht der Marsrover Curiosity seine Umgebung. Bild: NASA/JPL-Caltech/MSSS

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