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Helmholtz Perspektiven 0115

18 Helmholtz Perspektiven  Januar – Februar 2015 Forschung Kontrollzentrum des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Köln jetzt live zusehen, ihm Anweisungen geben. Gerst hat die Füße in zwei Halteschlaufen gesteckt, um in der Schwere- losigkeit nicht davonzuschweben. Er verstaut die Kamera. Dann schiebt er einen kleinen, schwarzen Kasten in ein größeres, silbernes Gehäuse. Er rüttelt daran. Alles scheint stabil zu sein. Gerst will schon weitermachen, da meldet sich ein Techniker im Kontrollzentrum. Da müsse noch eine Schraube festgezogen werden, spricht er ins Mikrofon. Gerst fängt an zu schrauben. In dem silbernen Gehäuse steckt ein Ex- periment, eines von Hunderten an Bord der ISS. Die Wissenschaftler nennen es EML. Das steht für Elektromagnetischer Levitator; es geht um Materialforschung. Die Details sind kompliziert. So kompliziert, dass nur wenige Menschen sie verstehen. Die meisten davon sind jetzt hier im Raum und überwachen Gersts Arbeit. Auch er ist kein Experte für diese speziellen Details. Die Astronauten von heute riskieren nicht mehr ihr Leben in draufgänge- rischen Manövern Während die Mondfahrer wagemutige Abenteurer waren, steht die Raumfahrt der vergangenen 40 Jah- re ganz im Zeichen der Wissenschaft. Die ISS eignet sich für Grundlagenforschung, weil dort Experi- mente unter minimalem Einfluss der Schwerkraft gemacht werden können. Auch wenn eine Reise zur Raumstation immer noch viele Gefahren birgt – das Risiko ist kalkulierbarer als bei den Fernmissionen. Die Astronauten von heute riskieren nicht ihr Leben in draufgängerischen Manövern, die noch nie ein Mensch zuvor ausgeführt hat. Sie sind keine Pionie- re wie ihre Vorgänger, die in die noch unbekannten Weiten des Alls vorgedrungen sind. Früher waren die Astronauten selbst die Forschungsobjekte: Was sie erlebt, was sie erzählt haben – das waren die wissenschaftlichen Erkenntnisse über das All. Mittlerweile ist ihr Weg in den Weltraum vor allem Mittel zum Zweck: Sie sollen dort Experimente durchführen, in denen sie nur noch selten Akteure sind. Und das einen kurzen Flug von der Erde entfernt. Die Raumfahrt ist zur Routine geworden. Sie steht allerdings politisch in Frage. Die ISS hat bereits über 100 Milliarden Dollar verschlun- gen; Steuergeld, mit dem die beteiligten Regierun- gen auch neue Schulen und Straßen hätten bauen oder Sozialpakete schnüren können. Dinge, die Nach viereinhalb Stunden war schon wieder alles vorbei. Um 7.05 Uhr Ortszeit hatte die Delta-IV- Rakete ihre Triebwerke gezündet, um „Orion“ ins All zu bugsieren, 17 Minuten später schwebte das Raumschiff in 200 Kilometer Höhe über der Erde. Dann der Belastungstest: Die Triebwerke feuerten noch einmal, Orion stieg auf 5800 Kilometer – um dann mit über 30.000 Stundenkilometern wieder in die Erdatmosphäre einzudringen und sicher zu landen. So kurz er war: Der Test Anfang Dezember und die folgende Begeisterung der Amerikaner über ihr noch unbemanntes Vehikel sagen viel über den gegenwärtigen Zustand der Raumfahrt. 5800 Kilometer – weiter von der Erde entfernt war seit mehr als vier Jahrzehnten kein von Menschen gebautes Raumschiff, das potenziell Astronau- ten transportieren kann. Nach den mittlerweile legendären Mondmissionen Ende der 60er, Anfang der 70er Jahre kam in Sachen bemannter Raum- fahrt lange – nichts. Zumindest nicht, wenn es um Missionen ging, die sich nicht im erdnahen Orbit abspielen. Szenenwechsel; 2014. Der Raum ist groß und nur spärlich beleuchtet vom Schimmern der Com- putermonitore. Vorne auf der Videoleinwand läuft ein Countdown. Drei. Zwei. Eins. Dann erscheint Alexander Gerst, dieser junge Mann, den man viele Male freundlich lächelnd in der Zeitung gesehen hat. Er trägt ein schwarzes Polo-Shirt. Gerst han- tiert mit einer Digitalkamera. Er befindet sich 400 Kilometer über der Erde, im Columbus-Modul der Internationalen Raumstation ISS. Für die nächs- ten 43 Minuten können ihm die Techniker hier im Erfolgreich getestet  Das Raumschiff Orion im Weltall (künstlerische Darstellung). Bild: NASA

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