Please activate JavaScript!
Please install Adobe Flash Player, click here for download

Helmholtz-Perspektiven 0214

Helmholtz Perspektiven Mai – Juni 2014 10 Titelthema der Regeneration zu verstehen, Prozesse zu analysieren – und dann außerhalb des Körpers die Natur quasi zu imitieren. Manche Organe besitzen eine besonders gute Fähigkeit zur Selbstheilung: neben der Leber etwa der Darm, die Knochen oder die menschliche Haut. Aber auch hier gibt es Grenzen: zum Beispiel bei sehr großflächigen Verbrennungen der Haut, die noch tiefer als die Haarwurzeln reichen. „Dort sitzen die Hautzellen, die die Regeneration anstoßen und die nun nicht mehr funktionieren“, sagt Heike Walles. In einem solchen Fall wird Gewebe aus körpereigenen Zellen nachgebaut – mithilfe so genannter Bio­ reaktoren. „Man kann sich diese wie eine Kammer vorstellen, die so ausgestaltet sein muss, dass sie alle Reize enthält, die auch im Körper gegeben sind“, sagt Walles. Obere Hautschichten etwa brauchten Kontakt mit der Luft, um zu verhornen. Die Regenerative Medizin kann schon vieles leisten. Doch Walles, die dem Deutschen Ethikrat angehört, kennt auch die ethischen Probleme, die entstehen können: „Oft sind das teure Behand­ lungsformen. In einer alternden Gesellschaft könnte es sein, dass nicht alle Patienten solche Therapien bekommen können.“ Diskutiert werden müsse deshalb, wie man dem demografischen Wandel mit den neuen Therapieformen gerecht werden könne. So geht das Deutsche Diabetes- Zentrum davon aus, dass im Jahr 2030 unter den 55- bis 74-Jährigen allein 3,9 Millionen Diabetes vom Typ 2 haben werden – das wären über 1,5 Mil­ lionen Patienten mehr als heute. Kann die Gesellschaft es sich leisten, die Kosten für immer individuellere Therapien für immer mehr ältere Menschen zu tragen? Solche Fragen bringt jeder große Erfolgsmoment in der medizinischen Forschung mit sich – auch bei der Entwicklung von Zellen und ganzen Organen außerhalb des Körpers. Trotzdem geht für Wissen­ schaftler wie Heike Walles nichts über das Glück, das sich einstellen kann, wenn einem Patienten mit schwieriger Krankheitsgeschichte geholfen werden konnte. Etwa der Mann, der als erster eine Luftröhre transplantiert bekam. Er erzählte Walles nach seiner Entlassung, wie glücklich er sei, weil er nun einfach wieder mit seinem Hund spazieren gehen könne. Heike Walles sagt: „Das war ein bewegender Moment.“   Katharina Ober Brutkästen für Organe  In Bioreaktoren züchtet Heike Walles Gewebe. Bild: Uniklinikum Würzburg, Lehrstuhl TE & RM

Seitenübersicht