Please activate JavaScript!
Please install Adobe Flash Player, click here for download

helmholtz_perspektiven_20140915_Web_X1-b

Helmholtz Perspektiven September – Oktober 2014 29Forschung Forscher, die ihren Stromverbrauch aufzeichnen, Stabsstellenleiter, die sich Sorgen um tropfende Wasserhähne machen, und Mitarbeiter, die Bäume pflanzen — was heißt eigentlich Nachhaltigkeit konkret? Normalerweise geht es um die Forschung, wenn sich die 120 Mitarbeiter des Bereichs Pflanzenwis- senschaften treffen: Wie lassen sich zum Beispiel aus Algen Flugzeugtreibstoffe produzieren – und das mit möglichst geringem Einsatz von Wasser und Energie? Oder wie kann man Zuckerrüben oder Gerste so züchten, dass sich aus ihnen effizient Me- dikamente oder Waschmittel herstellen lassen? An diesem Tag im Juli aber steht ein Ingenieur vor den Forschern im Seminarraum und beantwortet ihnen eine ganz andere Frage: Wieviel Strom, Fernwärme, Trink- und Kühlwasser braucht eigentlich ihre For- schung selbst? Initiator der ungewohnten Nabelschau ist Ulrich Schurr, Leiter des Bereichs Pflanzenwissen- schaften am Forschungszentrum Jülich. Er sagt: „Ich will meinen Kollegen zeigen, wie ihr Verhalten den Verbrauch von Wasser und Energie beein- flusst.“ Den 51-Jahre alten Biologen bewegt das Thema, seit er 2001 seinen heutigen Posten in Jülich übernahm. Doch erst seit das Forschungszentrum Jülich über zwei Jahre hinweg fast 800 fernaus- lesbare Zähler in sämtliche Gebäude eingebaut hat, kann er auch tatsächlich auf Verbrauchsdaten für seinen Bereich zurückgreifen. Vorher wurden die Daten nur für das ganze Zentrum zusammen erhoben. Für die Pflanzenwissenschaftler sind die Zahlen recht erfreulich, mit denen der Ingenieur am Beamer seine Präsentation beginnt: In ihrem Hauptgebäude liegt der Energieverbrauch rund 70 Prozent niedriger als vor gut zehn Jahren. Damals, im Jahr 2003, wurde das gesamte Gebäude energetisch saniert, Handwerker bauten neue Fenster ein, installierten eine bessere Wärmedäm- mung und eine innovative Raumluft-Technologie. Schon bei der Planung für den Umbau waren Ulrich Schurr und seine Kollegen dabei, an jeder Sitzung beteiligten sie sich. Das hat geholfen, die Sanierung auf den Bedarf der Forscher regelrecht maßzuschneidern: „Wichtig für die Planung war beispielsweise die Prognose, wie viele Abzüge in den Laboren gleichzeitig im Gebrauch sein werden“, erinnert sich Schurr, „denn das beein- flusst den notwendigen Luftwechsel und damit den Energieverbrauch.“ Bei aller Begeisterung – einige der Zahlen, die auf der Leinwand erscheinen, ernüchtern die Pflanzenwissenschaftler dann doch: In ihren vier Gebäuden verbrauchen sie pro Jahr 20-mal mehr Trinkwasser und gar 470-mal mehr Strom als ein durchschnittlicher Vier-Personen-Haushalt. Einige Seminarteilnehmer haben spontan Sparvorschlä- ge: Könnte man nicht zum Beispiel etwas mit den Computern machen, die nachts teilweise ange- schaltet bleiben, damit Wissenschaftler jederzeit über das Internet auf sie zugreifen können? 15 solcher Vorschläge sind inzwischen zusammengekommen, die allesamt von Experten geprüft werden. So sitzen Spezialisten aus dem Forschungszentrum derzeit an der Frage, ob sich nachts und an den Wochenenden tatsächlich nennenswert   Kleine Schritte für die große Sache

Seitenübersicht