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Helmholtz Perspektiven September – Oktober 2014 25Forschung Joghurt ist dabei, der neue Star unter den Lebensmitteln zu werden. Er stabilisiert nicht nur die Knochen und fördert die Darmflora, sondern schützt offenbar auch Gehirnzellen Das nächste große Ding kommt aus Bulgarien. Zu- mindest, wenn es nach dem Biochemiker Teymuras Kurzchalia vom Max-Planck-Institut für molekulare Zellbiologie und Genetik in Dresden geht. Dass bulgarischer Joghurt besonders gesund sein soll für den Darm und die Verdauung, hat man ja vielleicht hier und da schon gehört. Doch bei einer Substanz, die im bulgarischen Joghurt aufgrund der speziellen Zubereitung in besonders großer Konzentration vor- handen ist, dem so genannten D-Laktat (linksdre- hende Milchsäure), haben Kurzchalia und Kollegen im Juli dieses Jahres im Labor eine Wirkung nachge- wiesen, die niemand erwartet hatte: Sie schützen Nervenzellen vor dem Tod durch Parkinson. Aber nicht nur das. Die Substanzen können auch Nerven- zellen, die von der Krankheit schon betroffen sind, dazu veranlassen, sich zu regenerieren. Es ist nur eine weitere von etlichen posi- tiven Wirkungen, die dem Joghurt dank seiner reichhaltigen Inhaltsstoffe bescheinigt werden. Da ist zum Beispiel Kalzium, das die Stabilität der Knochen gewährleistet. Vitamin B12, das für die Blutbildung wichtig ist. Vitamin B6 braucht der Körper für mehr als 100 Stoffwechselvorgänge, aber er kann es nicht vollständig selbst herstellen. Riboflavin, das unter anderem vor Migräne schützt. Joghurt wird wegen seiner Inhaltsstoffe für ältere Menschen ebenso empfohlen wie für Babys. Eine Forschergruppe um den Ernährungswissenschaft- ler Michael Zemel von der US-amerikanischen University of Tennessee konnte 2005 sogar zeigen, dass der regelmäßige Verzehr von fettarmem Joghurt dabei helfen kann, das Gewicht zu redu- zieren. Andere Untersuchungen legen nahe, dass Joghurt vor Bluthochdruck schützt. Die in jüngster Zeit immer häufiger genannte Wirkung aber ist eine ganz andere: die probiotische. Probiotisch kommt aus dem Griechischen und heißt „für das Leben“. Ein probiotisches Nahrungsmittel enthält lebensfähige Mikroorga- nismen. Beim Joghurt sind das normalerweise Milchsäurebakterien. Häufig werden sie in Milch gegeben und wandeln Milchzucker, also Laktose, in Milchsäure um – Joghurt entsteht. Lange schon vermuteten Wissenschaftler, dass diese Bakterien auf unseren Darm und die darin lebenden Mikro- organismen eine positive Wirkung haben. Im Jahr 2007 haben es Forscher vom Helmholtz- Zentrum für Infektionsforschung in Braunschweig dann bewiesen. Sie experimentierten mit Mäusen, die unter einer akuten Darmentzündung litten. Der Darm der Tiere war entzündet, sie litten an Durchfall und Flüssigkeitsverlust, verloren rasch an Gewicht. In ihr Futter mischten sie den Bakterien- stamm Escherichia coli Nissle, ähnliche Mikroorga- nismen sind auch in vielen Joghurtsorten enthalten. Nach kurzer Zeit verbesserte sich der Zustand der Mäuse schlagartig, der Durchfall ließ nach. „Als wir dann das Darmgewebe untersuchten, haben wir gesehen, dass die Zellen offenbar dazu angeregt wurden, Proteine zu bilden, die die Stabilität erhöhen“, erinnert sich Astrid Westendorf, die damals am Helmholtz-Zentrum federführend an der im Fachmagazin PLoS One veröffentlichten Studie beteiligt war und inzwischen eine Professur an der Universität Duisburg-Essen angetreten hat. In einer anderen, kurz vorher veröffentlichten Studie konn- ten Forscher zeigen, dass probiotische Lebensmittel wie Joghurt auch Durchfall verhindern können, der als Nebenwirkung von Antibiotikagabe auftritt. Die im Joghurt enthaltenen Milchsäurebakte- rien wirken offenbar stimulierend auf die Organis- men, die in unserem Darm leben, auf die Diese Milch lebt Joghurt kann durchfall verhindern, der als nebenwirkung bei der Einnahme von antibiotika auftritt

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