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Helmholtz Perspektiven 021_4

18 Helmholtz Perspektiven März – April 2014 FORSCHUNG Kriterien: Entwicklungs-, Industrie- und Schwellenländer sollen gleich vertreten sein, auf das Geschlechterverhältnis im Autorenteam wird ebenfalls geachtet. Settele: Unsere Arbeitsgruppe besteht aus etwa 300 Autoren aus den verschie- densten wissenschaftlichen Disziplinen. Das fängt an mit der Paläoökologie, also dem Blick in die Vergangenheit; dann sind alle Biologie-Disziplinen von der Zoologie über die Botanik bis hin zur Mikrobiologie dabei. Aber zum Beispiel auch Soziologen, um die gesellschaftlichen Auswirkungen zu diskutieren. Die Konferenz des IPCC in Yokohama dauert nur wenige Tage. Stehen alle Ergebnisse Ihres Berichts längst fest? Pörtner: Es existiert bereits eine Zu- sammenfassung unserer Ergebnisse für Politiker; die nehmen die Regierungs­ vertreter dort ab, und zwar Zeile für Zeile. Dabei streben wir in Diskussionen einen Konsens zwischen den Regierungen und der Wissenschaft an. Wie soll denn ein solcher Konsens aus- sehen, wo doch Wissenschaft und Politik ihre jeweils eigene Funktions­logik haben? Pörtner: Entscheidend sind die wissen- schaftlichen Fakten. Wirklich? Pörtner: Ja, wirklich. Die wissenschaftli- chen Argumente, die Überzeugungskraft, die Unsicherheit in den wissenschaftlichen Aussagen stehen im Fokus. Settele: Es geht darum, dass die Formulie- rungen für beide Seiten annehmbar sind. Das ist eigentlich die Kunst. Sind in Ihrer Arbeitsgruppe auch Klima­ skeptiker, die die Mehrheits­meinung ernsthaft herausfordern? Settele: Es gab schon auch schräge Kommentare einiger Kollegen, aber ich hatte nicht den Eindruck, dass viele Störer dabei waren. Pörtner: Jeder, der sich mit dem Thema beschäftigt, kann im Prinzip am Diskus- sionsprozess teilnehmen. Die Kritiker will man ja auch in den Prozess der objektiven Bewertung des Wissens einbeziehen und nicht zur Seite schieben. Klimaveränderungen hat es ja immer gegeben. Was ist jetzt anders? Pörtner: Anders ist, dass sich diese Ver­änderungen in für uns Menschen greifbaren Zeitskalen ereignen. Das, was heute passiert, geht schneller vonstatten als alles, was in den vergangenen 65 Milli- onen Jahren passiert ist. Und das wissen Sie woher? Pörtner: Zum Beispiel aus Bohrungen im antarktischen Eis oder in Sedimenten. Ich halte es für gesichert, dass die angescho- benen Veränderungen in ihrem Tempo mindestens vergleichbar sind mit denen, die in der Erdgeschichte Massensterben ausgelöst haben. Wir stehen möglicher- weise am Anfang einer solchen Krise. Massensterben klingt dramatisch. Was haben wir zu erwarten? Settele: Das Ökosystem wird sich weiter- entwickeln, das macht es sowieso. Die Frage ist, welche Rolle der Mensch dann noch spielt. Passt er sich an, wird er sich verändern oder wird er verschwinden? Flo- ra und Fauna werden überleben: Es gibt anpassungsfähige Organismen, und einige werden es schaffen. Aber viele andere eben nicht. Schon jetzt können wir mit dem radikalsten Klimaschutz bestimmte Entwicklungen nicht mehr verhindern. Pörtner: Die ersten geografischen Verschiebungen von Arten beobachten wir längst. In der Nordsee wandert zum Beispiel der Kabeljau in Richtung Arktis ab. Abwanderung löscht eine Art zwar noch nicht aus, aber es kommt zur Durch- mischung der Ökosysteme, neue Nah- rungsbeziehungen bilden sich. Schließlich bleiben doch einige Arten auf der Strecke, die Vielfalt nimmt ab. Ökosysteme werden geschädigt. Das Great Barrier Reef vor Australien zum Beispiel hat schon die Hälfte seiner lebenden Korallen eingebüßt, unter anderem weil das Wasser zu warm wird und sie ihre Symbionten verlieren. Symbionten sind Mikroalgen, die in den Zellen der Korallen leben, Fotosynthese betreiben und so die Korallen ernähren. Settele: An Land wandern Organismen in größere Höhen, während tiefer gelegene Gebiete verarmen. Die Landschaft ist aber natürlich nicht überall so beschaffen, dass Wanderungen möglich sind. Es mag irgend- wo auf der Welt passende Klimabereiche Fast überall wärmer  Wie sich die Oberflächentemperaturen zwischen 1901 und 2012 verändert haben. Bild: IPCC, Working Group I Contribution to the Fifth Assessment Report (a) Observed global mean combined land and ocean surface temperature anomalies, from 1850 to 2012 from three data sets.Top panel: alues. Bottom panel: decadal mean values including the estimate of uncertainty for one dataset (black).Anomalies are relative to the mean (b) Map of the observed surface temperature change from 1901 to 2012 derived from temperature trends determined by linear regression set (orange line in panel a). Trends have been calculated where data availability permits a robust estimate (i.e., only for grid boxes with 0% complete records and more than 20% data availability in the first and last 10% of the time period). Other areas are white. Grid boxes d is significant at the 10% level are indicated by a + sign.For a listing of the datasets and further technical details see theTechnical Summary y Material. {Figures 2.19–2.21; Figure TS.2} (°C)−0.6 −0.4 −0.2 0 0.2 0.4 0.6 0.8 1.0 1.25 1.5 1.75 2.5

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