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Helmholtz-Perspektiven 03

24 forschung Helmholtz Perspektiven November – Dezember 2013 Leukämie im Blick Achim Leutz erforscht die Auslöser von Leukämie. Bild: MDC/David Ausserhofer Denn Tumorstammzellen haben ähnliche Eigen- schaften wie andere Stammzellen auch, sie tragen ja keine ‚Tumorfähnchen’… An welcher Stelle setzt Ihre Forschung an? Wir haben uns zwei Signalwege angesehen: Zum einen den so genannten Wnt-Signalweg, dessen Hauptbestandteil das Protein beta-Catenin ist. Er steuert normalerweise embryonale Zellen und die Geweberegeneration – wird er fälschlich aktiviert, können verschiedene Krebserkrankungen entste- hen. Forschungen haben gezeigt, dass bei einer Blastenkrise sehr häufig das beta-Catenin aktiviert ist. Und dass anzunehmen ist, dass dieser Signal- weg den leukämischen Zustand aufrechterhält. Zum anderen gibt es den Interferon-Signalweg. Der so genannte Interferon-regulatorische Faktor 8, Irf8, schützt vor Infektionen und reguliert die Entstehung bestimmter weißer Blutkörperchen, der neutrophi- len Granulozyten. Irf8 sagt den Zellen, in welche Richtung sie sich spezialisieren sollen. Er wirkt aber auch dem Tumorprotein entgegen und kann so die Krebsentstehung unterdrücken. Und was haben Sie herausgefunden? Unsere früheren Arbeiten hatten gezeigt, dass das beta-Catenin in entwickelten Blutstammzellen keine weitere Rolle spielt, bei Leukämie jedoch hochregu- liert ist. So kam uns die Idee: Wenn man das Gen eliminieren könnte, das beta-Catenin entstehen lässt, wäre das möglicherweise eine Korrektur für solche leukämischen Zellen. Wir haben dann an- hand von Mäusen, denen Irf8 fehlt, gesehen, dass wir durch eine verstärkte Aktivierung des zustän- digen Wnt-Signalwegs eine Blastenkrise auslösen können. Zudem haben wir gezeigt, dass die Blocka- de von Irf8 und die Aktivierung von beta-Catenin dafür verantwortlich sind, dass Medikamente wie Imatinib gegen Tumorstammzellen wirkungslos sind. Sind dies also die beiden Stellschrauben, mit denen sich die Krankheit in Schach halten lässt? Genau. Daraus ergibt sich die Überlegung, auch beim Menschen nach Möglichkeiten zu suchen, in Tumorstammzellen Irf8 vermehrt zu aktivieren und das beta-Catenin auszuschalten, das ja in normalen Blutstammzellen nicht gebraucht wird, wie unsere frühere Arbeit zeigte. Schon in der Vergangenheit wurden Patienten erfolgreich mit Interferon Alpha behandelt, das die Hochregulation von Ifr8 bewirkt. Einige konnten auch ursächlich geheilt werden. Das Problem ist aber, dass die Behandlung mit Interferon sehr viele Nebenwirkungen hat. Darum sind Alternativen gefragt, vielleicht eben auch solche, die das beta-Catenin ausschalten. Oder eine Kombinationstherapie, die Ifr8 hochreguliert und beta-Catenin blockiert. Doch bevor wir zu große Hoffnung säen, müssen unsere Ergebnisse klinisch verifiziert werden. Interview: Thomas Röbke Achim Leutz ist am Max-Delbrück- Centrum für Molekulare Medizin (MDC) Berlin-Buch spezialisiert auf Zelldifferen- zierung und Tumorentstehung. Außerdem ist er Professor für Molekulare Entwick- lungsbiologie und Onkologie an der Humboldt-Universität zu Berlin.

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