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Helmholtz-Perspektiven 03

25Forschung Helmholtz Perspektiven November – Dezember 2013 Leonie Mück war bis Anfang dieses Jahres Dokto- randin in Materialwissenschaften an der Universität Mainz. Dort erforschte sie unter anderem die Che- mie der Edelgase – Elemente, die nur sehr selten mit anderen Elementen reagieren. „Edelgase und ihre besonderen Eigenschaften kennt man bereits seit dem 18. Jahrhundert. Doch dass sie trotz allem Verbindungen mit anderen Elementen eingehen können, wurde erst in den 1960er Jahren entdeckt“, sagt die 27-Jährige. Mit ihrem Team wollte sie feststellen, ob sie das Edelgas Argon nicht doch zur Reaktion bringen könnte. Ihre Idee: Man baue einen winzigen Käfig aus Kohlenstoffatomen, garniere ihn mit hochreaktiven Atomgruppen und sperre dann das Argon in ihm ein. Ob sich diese Vorstellung auch in die Realität umsetzen ließe, hat Leonie Mück zunächst am Computer getestet. Heutzutage gehört es zum wissenschaftlichen Alltag, Experimente erst in Modellrechnungen zu simulieren, um festzustellen, ob sich der Schritt ins Labor überhaupt lohnt. „Die theoretischen Methoden der Computerchemie sind inzwischen so genau, dass sie verlässliche Aussa- gen über das geben können, was experimentell zu erwarten ist“, sagt Mück. Gemeinsam mit ihren Kol- legen gelang es der Chemikerin tatsächlich, einige Käfige zu entwerfen, in denen das Argon reagie- ren würde. Ihre Ergebnisse konnten die Forscher dann auch in einer regulären wissenschaftlichen Zeitschrift veröffentlichen. Unter den zahlreichen Käfigen, die Leonie Mück konstruiert hatte, waren aber auch viele, in denen eine Reaktion mit Argon sehr unwahrscheinlich wäre. Klassische Journale in- teressierten solche Misserfolge nicht – dabei seien sie mitunter nicht weniger wichtig fürs Fortkommen der Wissenschaft, sagt Mück – und präsentierte sie in JUnQ. „Vielleicht lassen sich in diese Käfige ande- re Moleküle einsperren“, sagt sie. „Im Moment sind beispielsweise viele Forscher an neuen Konzepten interessiert, Wasserstoffmoleküle einzufangen.“ So hofft sie, dass ihre überschüssigen Käfige anderen Wissenschaftlern als Inspirationsquelle dienen werden. Eingeschlossen Edelgase sollen in einem besonderen Käfig chemisch reagieren. Bild: iStockphoto.com/DSGpro/Nastco Der Käfig fürs Argon Fehlschläge gehören zum wissenschaftlichen Alltag. Sie sind frustrierend und werden selten veröffentlicht. Schade eigentlich: So wird mancher Irrweg zweimal beschritten. Mainzer Doktoranden wollen dies mit der Zeitschrift JUnQ – dem Journal of Unsolved Questions – ändern: Sie geben Null- und Negativ- resultaten einen Platz in der wissenschaftlichen Literatur http://junq.info

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