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Helmholtz Perspektiven Mai 2016

32 forschungSPOLITIK Helmholtz Perspektiven  Mai – Juni 2016 und an Wissenschaft substanziell interessierter Gesprächspartner angesehen.“ Als EU-Kommissar wird Carlos Moedas die Forschungslandschaft in der EU weit über das Ende seiner Amtszeit im Jahr 2020 hinaus prägen: Schon jetzt werden in Brüssel wesentliche Vorbereitungen auf die neue Förderperiode getroffen, die im Jahr 2021 beginnt. Bei seinem Amtsantritt im November 2014 waren die Startvoraussetzungen für Carlos Moedas dabei alles andere als ideal. Kommissionspräsident Juncker führte das neue Amt der Vize-Präsidenten ein – das sind Kommissare, die zugleich mehrere ihrer Kollegen für gemeinsame Themen zusammen- bringen sollen und ihnen übergeordnet sind. „Damit ist Moedas‘ politischer Spielraum deutlich stärker begrenzt als der seiner Vorgänger“, sagt Gaul. Doch ohnehin sei es Moedas‘ Hauptaufgabe, dafür zu sorgen, das Förderprogramm Horizont 2020 erfolgreich umzusetzen. Das noch bis 2020 laufende, rund 75 Milliarden Euro schwere Pro- gramm wurde aber noch vor seiner Amtszeit auf den Weg gebracht. Spannend könnte es vor allem nächstes Jahr werden, wenn die Kommission eine Zwischenbilanz zu Horizont 2020 ziehen wird. Dann wird sich zeigen, wie groß die Zufriedenheit der Forschungseinrichtungen, der Hochschulen und der Industrie mit der Förderung ausfällt. Eine große Herausforderung in seinem ersten Amtsjahr war für Carlos Moedas besonders die Diskussion um Junckers Prestigeprojekt, den Europäischen Fonds für strategische Investitionen (EFSI), mit dem der Kommissionspräsident mehr Wachstum für Europa erreichen und beispiels- weise in innovative anwendungsnahe Infrastruk- tur- und Energieprojekte investieren will. 2,7 Milliarden Euro wollte die EU-Kommission aus dem Horizont-Topf abzwacken – Moedas billigte das, aber insbesondere das EU-Parlament sowie Forschungseinrichtungen und Hochschulverbände gingen auf die Barrikaden. Auch wenn die Kür- zungen für Grundlagenforscher letztlich glimpf- licher ausfielen als befürchtet, ist man in der Wissenschafts-Community gewarnt. „Wir sehen die Tendenz seitens der Kommission, die Grund- lagenforschung zugunsten der anwendungsnahen Forschung zu schwächen“, sagt beispielsweise Lesley Wilson, die Generalsekretärin der Euro- pean University Association (EUA). Und auch die HRK schaut genau hin. „Solange es um wirkliche Forschung geht, haben viele Hochschulen kein Problem mit dem Begriff der anwendungsnahen Forschung“, sagt Gaul. Dies entspreche sogar dem Profil Technischer Universitäten und Fachhoch- schulen. „Man muss aber mit dem Begriff sehr genau sein und ihn von Produktentwicklung unterscheiden.“ Während EU-Forschungskommissar Moedas für die Unterstützung des EFSI viel Kritik aus der Wissenschaft einstecken musste, regte sich bei der Vorstellung seiner eigenen Pläne kaum Wider- spruch. „Offene Innovation, offene Wissenschaft und offen gegenüber der Welt“, das ist das Motto, mit dem Moedas seine Amtszeit prägen möchte, wie er in Reden mehrfach hervorhob. „Wenn man versucht, sein Land zu schließen oder Protektio- nismus einzusetzen, wird man weniger Innovation und Wissenschaft haben“, erklärte er. Moedas‘ Einsatz, etwa für einen freien Zugang zu Veröffent- lichungen, für das Teilen von Daten oder für einen besseren Zugang zu Forschungsinfrastrukturen, sieht Science Europe-Chef Michael Matlosz positiv. Das gelte auch für seine Ansätze, den Europäischen Forschungsraum und das Horizont 2020-Programm über die Grenzen Europas hinaus besser bekannt zu machen. „Nun muss es gelingen, diese guten Ideen auch umzusetzen“, fordert Matlosz. Gespannt sind viele, wie Moedas ein anderes Projekt umsetzen will, das ihm am Herzen zu lie- gen scheint: die Einrichtung eines Europäischen Kommissare unter sich  Wöchentliches Meeting der Juncker-Kommission („College“). Bild: Etienne Ansotte/EU „Für den zukünftigen Erfolg europäischer Forschung ist es wichtig, dass Kommissar Moedas die Förderung nicht vorrangig auf Kreditinstrumente ausrichtet. Innovative Forschungsergebnisse brauchen weitsichtig angelegte Grundlagen“, sagt Annika Thies, Leiterin des Helmholtz-Büros Brüssel

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