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Helmholtz Perspektiven 1507

Helmholtz Perspektiven Juli – August 2015 28 FORSCHUNG ringen, bevor sie eine Therapie beginnen können. Wie sich die LRS frühzeitig erkennen lässt, was genau sie verursacht und was den Betroffenen am besten hilft – das sind Fragen, an denen Forscher derzeit mit Hochdruck arbeiten. Es gibt mehrere Störungen, die zu Legas- thenie führen können: Die Betroffenen tun sich oft schwer damit, die Wörter und die Position der Buchstaben zu erkennen. Auch die auditive Wahrnehmung ist häufig ein Problem – die Laute richtig aufzunehmen, sie zu unterscheiden und dann den passenden Buchstaben zuzuordnen. Für die Schullaufbahn kann Legasthenie damit weitreichende Folgen haben: Weil die Kinder nur mühsam schreiben und lesen, bereiten ihnen auch Fremdsprachen und viele andere Fächer Probleme, für die es wichtig ist, Informationen aus Texten zu erschließen – und selbst die Mathematik wird wegen der Textaufgaben zu einer Hürde. „Wir müssen Kinder mit Lese- Rechtschreib-Schwächen schon vor der Einschulung identifizieren und sie gezielt fördern“ Nach den neuesten wissenschaftlichen Erkennt- nissen sieht es so aus, als sei eine Früherkennung möglich – das wäre für die Betroffenen eine wich- tige Neuerung. „Derzeit wird in den ersten beiden Schuljahren häufig noch keine LRS-Diagnostik durchgeführt“, sagt Stefan Heim. Der Psychologe arbeitet am Forschungszentrum Jülich und an der Uniklinik der RWTH Aachen. „Eine Legasthenie wird meistens erst in der dritten Klasse diagnos- tiziert – das Ziel sollte aber sein, Kinder mit Lese- Rechtschreib-Schwächen schon vor der Einschu- lung zu identifizieren, um sie gezielt zu fördern.“ Hierfür haben Forscher in den vergangenen Jahren psychologische Tests entwickelt, mit denen einige Monate vor der Einschulung der bewusste Umgang mit Lauten sowie das Satzverständnis und das Gedächtnis geprüft werden. Solche Tests sind die eine Möglichkeit, mit der Wissenschaftler versuchen, der Legasthenie auf die Schliche zu kommen. Einen zweiten Weg bieten bildgebende Verfahren, mit denen die Forscher Einblicke in das Gehirn gewinnen: Mit der funktionellen Magnetresonanztomographie (fMRT), der Diffusions-Tensor-Bildgebung und der Elektroenzephalographie können sie nachvollzie- hen, wie aktiv verschiedene Gehirnareale sind. Noch könne man damit zwar nicht vorhersagen, wie sich einzelne Kinder entwickeln würden, räumt Helmholtz-Forscher Stefan Heim ein – schon bald aber könnte das durchaus möglich sein. Mit den Hightech-Instrumenten untersuchen die Forscher, was beim Lesen und Schreiben im Gehirn geschieht. Dabei haben sie ein ganzes Lesenetzwerk ausfindig gemacht, das die unter- schiedlichen Areale miteinander verbindet. Bei gesunden Probanden ist die linke Gehirnhälfte beim Lesen höchst aktiv: Auf Bildern ihrer Gehirne leuchten der untere Stirnlappen, der obere und Gestörte Durchblutung 3D-Rekonstruktion eines gesunden männlichen Gehirns (links) und des Gehirns eines Mannes mit Lesestörung (rechts), während beide Personen vorlesen. Beim gesunden Gehirn steigt die Gehirndurchblutung in Bereichen, die für Sprache, Hören und Sehen zuständig sind. Beim legasthenen Gehirn tritt außerdem eine Zunahme des Blutflusses im Pallidum (P) auf, das eigentlich an der Steuerung unbewusster Bewegungen beteiligt ist. Bild: SOVEREIGN/ISM/Agentur Focus P

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