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Helmholtz Perspektiven 0714

30 Helmholtz Perspektiven Juli – August 2014 Forschungspolitik ob deren Verfahren geeignet sind. Was Helmholtz vorrangig interessant macht, sind die Summen, um die es geht: Derzeit rund 3,5 Milliarden Euro pro Jahr. Das sind große Kuchenstücke der bundesfinanzier- ten Forschungsförderung. Hinzu kommt: Es gibt die POF jetzt seit gut zehn Jahren. Nach drei kompletten Durchläufen ist es an der Zeit, Bilanz zu ziehen. Ist es noch das kritische Verfahren, das wirklich die Zukunftsthemen in die Forschung bringt? Inwieweit gerät die POF in die Gefahr, nur noch sehr einfach und kontinuierlich und stabil Geld zu transferieren? 2015 wird die Helmholtz-Gemeinschaft 20 Jahre alt. Seitdem ist eine Menge geschehen – nicht nur bei Helmholtz, sondern im gesamten Wissenschaftssystem. Man kann da also viele andere Fragen mit anklingen lassen, die mit dem Begriff Evaluation vielleicht falsch bezeichnet sind. In jedem Fall gibt es eine Reihe guter Gründe dafür, dass das Bundesministerium für Bildung und Forschung den Wissenschaftsrat gebeten hat, Empfehlungen zur Weiterentwicklung der Programmorientierten Förderung vorzulegen. Sie sagen, der Begriff Evaluation passe vielleicht nicht hundertprozentig. Bei einer Evaluation würde es vor allem um eine Entscheidung gehen: einstellen oder weiterführen. Und genau um diese simple Frage geht es erst einmal nicht. Wissenschafts- ratsempfehlungen können und sollen in erster Linie helfen, besser zu werden und Verfahren zu optimieren. Natürlich wollen wir auch verstehen, wie sich die POF ver- ändert hat im Laufe der Zeit – und warum. Vor allem interessiert uns die Frage, wie die POF als Förderungs- und Steuerungs- instrument funktioniert. Fest steht, dass die Arbeitsgruppe sehr verantwortungs- bewusst mit ihrem Auftrag umgehen wird. Sie wird sicherlich nicht vorschlagen, die POF abzuschaffen, ohne ein besseres Instrument anbieten zu können. Deshalb dürfte es insbesondere um mögliche Weiterentwicklungen gehen. Der POF oder von Helmholtz? Der Governance, die beide miteinander verbindet. Im Grunde sprechen wir bei der POF über ein administriertes Peer-Review- Verfahren: Wissenschaftler evaluieren Wissenschaftler, größtenteils Fachkol- legen. Ist es an der Zeit, Peer-Review- Verfahren insgesamt zu überdenken? Ich glaube, die eigentliche Frage ist eine andere. Ist das jeweils gewählte und imple- mentierte Peer-Review-Verfahren geeignet? Die Kosten der POF sind in Relation zu den Summen, über die am Ende entschieden wird, nicht wirklich hoch. Darum stellt sich eher die Frage, ob dieses Peer-Review- Verfahren feinkörnig genug ist. Geht es ausreichend in die Tiefe? Und gibt es auch genug Konsequenzen am Ende? Was meinen Sie konkret? Wir wollen herausfinden, wie die Einschät- zungen der Gutachter in den weiteren Prozess eingehen. Wie werden sie interpretiert, gefiltert? Inwieweit sind sie am Ende tatsächlich ein Bezugssystem für die Finanzierungsentscheidungen, welche Rückwirkungen haben sie auf die Orientie- rung der Programme? An den Stellen kann man sich, wenn man will, abarbeiten. Wer sitzt eigentlich in so einer Wissen- schaftsrats-AG und trifft die Entschei- dungen? Vor allem gut geerdete und erfahrene Leu- te. So eine Gruppe versammelt zum einen eine hohe fachliche Expertise, zum ande- ren sind das Kolleginnen und Kollegen, die internationale Verfahren gut kennen und mit Governancefragen vertraut sind. Persönlichkeiten, die Spitzenpositionen haben in Forschungsorganisationen und Universitäten. An denen jetzt von allen Seiten gezerrt wird? Überhaupt nicht. Meine Erfahrung ist, dass die Wissenschaftsszene die Arbeits- gruppen in Ruhe arbeiten lässt. Natürlich kommen von Helmholtz Signale nach dem Motto: Wenn ihr Informationen braucht, sagt es, wir liefern am besten gestern. Das finde ich gut, das verbinde ich aber nicht mit der Idee einer Einflussnahme. Und es gibt in diesem Kontext überhaupt keine Versuche einer informellen Kontaktaufnah- me von anderen Wissenschaftsorganisa- tionen. Wie laufen die Sitzungen der Arbeits- gruppe ab? Zunächst bekommen wir unendlich viel Hintergrundinformation. Über Helmholtz selbst, über die POF, jede Menge Daten, um uns einen Überblick zu verschaffen. Auf dieser Basis finden dann die ersten Sitzungen statt, in denen wir unsere Fragen formulieren. Daraufhin fordern wir weitere Daten an. Dann gibt es Anhö- rungen; wir laden Gesprächspartner ein, D i e P r o gr a mm o r i ent i erte F ö rder u ng ( P O F ) Im Jahr 2004 begann die Helmholtz-Gemeinschaft, ihre Forschungs- mittel auf zentrenübergreifende Forschungsprogramme zu verteilen, in denen die inzwischen 18 Mitgliedszentren aktiv sind. Die Wissen- schaftler der Helmholtz-Zentren haben diese Programme entworfen, die miteinander im Wettbewerb stehen und alle fünf Jahre von hoch- karätigen internationalen Gutachtern evaluiert werden. So soll die Helmholtz-Forschung auf die wichtigen Zukunftsthemen ausgerichtet und international konkurrenzfähig bleiben.

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