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Helmholtz Perspektiven 0915

Helmholtz Perspektiven September – Oktober 2015 2929FORSCHUNG dass sie den Komfort erhöhen sollen, gleichzeitig aber oft nur kompliziert zu bedienen seien: „Nut- zer, die weniger technisch affin sind, geben schnell auf. Auf der Anbieterseite fehlt leider oft die Kenntnis über die Erfahrungen und Bedürfnisse der Nutzer.“ Genau dieses Problem wird übrigens schon im Film aufgegriffen. Denn da Martys Freun- din nicht weiß, wie sich die Türen in der Zukunft öffnen, kann sie das Haus nicht verlassen. Fast schon bescheiden fällt der Einsatz von Robotern im imaginären Jahr 2015 aus: Nur ab und zu tauchen im Film Roboter auf, die als Müll- eimer durch die Gegend fahren oder Hunde Gassi führen. Dabei sind die technischen Helfer heute längst in der Industrie und in vielen Haushalten zu finden: Sie putzen, mähen den Rasen und erset- zen Wachhunde. Sobald die Bewegungen komple- xer werden, stoßen Serviceroboter aber schnell an ihre Grenzen. Wissenschafter des Karlsruher Instituts für Technologie zum Beispiel mussten viel Geduld mitbringen, um dem Haushaltsroboter ARMAR-III beizubringen, wie man eine Spül- maschine ausräumt. Noch heute ist er dabei viel langsamer als ein Mensch. Besonders skurril wirkt im Film der Be- dienroboter im 80er-Jahre-Café der Zukunft: Die Bestellung nimmt er über ruckelnde Videobilder von Michael Jackson, Ronald Reagan und Ajatollah Chomeini entgegen und bringt Marty damit fast zur Weißglut. Um so ein Szenario zu vermeiden, stellen sich Forscher heute die Frage, wie Roboter in Zukunft aussehen sollen. Humanoide Roboter etwa sehen Menschen ähnlich und erzeugen dadurch Nähe. Was Maschinen dagegen passie- ren kann, wenn sie auf Ablehnung stoßen, zeigte jüngst das tragische Ende des Roboters Hitchbot, den Forscher per Anhalter auf den Weg durch die USA geschickt hatten: Er war halb Kunstwerk, halb Sozialexperiment und sollte testen, wie sich Menschen gegenüber Robotern verhalten. Das Ergebnis: Unbekannte Täter zerstückelten das Konstrukt aus Eimer, Schwimmnudeln, Gummi- stiefeln und einem Tablet-Computer. „Manchmal passieren guten Robotern schlechte Dinge“, sagten die kanadischen Forscher, als sie sich von ihrem Schützling verabschiedeten. Die besten Erfindungen bringen also nichts, solange sie kaum jemand nützlich findet. Das mag wohl ein Grund dafür sein, warum intelligente Kleidung heute noch nicht so verbreitet ist wie im Film. Dabei sind die Ideen gar nicht mal so schlecht: Per Knopfdruck passt sich die Jacke von Marty McFly seiner Körpergröße an. Ein anderer Knopf lässt die Kleidung sekundenschnell trocknen. Rolf Aschenbrenner vom Fraunhofer-Institut für Zuverlässigkeit und Mikrointegration ist optimis- tisch, dass die Zukunft in Sachen Kleidung schon fast angebrochen ist: „Das Trocknen würden wir heute wahrscheinlich schon hinbekommen, aber da gibt es bisher keinen echten Bedarf“, sagt der Physiker. „Mit dem Anpassen der Jacke wird es wohl noch etwas dauern, ich halte es aber durch- aus für denkbar.“ Durch den Einbau von Elektronik bekommt intelligente Kleidung heute erweiterte Fä- higkeiten; Sensoren teilen Sportlern zum Beispiel mit, wie viel Flüssigkeit sie während des Trainings verloren haben. Bislang sind die Minicomputer in Kleidungsstücken noch ein Nischenprodukt, die großen Firmen zeigen laut Aschenbrenner aber ernsthaftes Interesse daran. Angeblich ist bei einem bekannten Hersteller derzeit sogar ein Team damit beschäftigt, die selbstschnürenden Turn- schuhe aus dem Film zu entwickeln. Doch selbst wenn sie rechtzeitig fertig wer- den und die Wunderschuhe noch vor dem Oktober auf den Markt kämen, dürften viele Fans ent- täuscht sein. Auf Marty McFly werden sie vergeb- lich warten, denn sein Jahr 2015 ist eindeutig ein anderes als das von uns. Andererseits: Wer die vie- len großen und kleinen Erfindungen aus dem Film vermisst, sollte nicht vergessen, dass die Technik oft schon viel weiter ist als in der Science-Fiction- Fantasie: Marty McFly und seine Zeitgenossen haben im Jahr 2015 immer noch schriftliche Mitteilungen per Fax bekommen – so etwas wie das Internet ist in den 1980er Jahren nicht einmal den Drehbuchautoren eingefallen.  Sebastian Grote Abgehoben Ein echtes Hoverboard von heute. Bild: Rob Young/wikimedia Nasse Angelegenheit Der Zeitreisende Marty McFly auf dem Hoverboard. Bild: picture- alliance/KPA Honorar&Belege

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