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Helmholtz Perspektiven 0915

35 Helmholtz Perspektiven September – Oktober 2015 FORSCHUNGSPOLITIK del dieser Großeinrichtungen auf, die ja ursprünglich ihren Schwerpunkt in der Kernforschung hatten. Ist das System der Selbstverwaltung in der Wissen- schaft eigentlich flexibel genug, um auf neue Herausforderungen der Forschung zu reagieren? Das Erkennen und Aufgreifen neuer Forschungsfelder hängt davon ab, ob eine Einrichtung von wissenschaftlicher Neu- gier getrieben ist oder nicht. Ich glaube, dass die Helmholtz-Gemeinschaft sich in den letzten 15 Jahren als enorm wand- lungsfähig erwiesen hat. Das gilt etwa für die ehemalige Gesellschaft für Biotech- nologische Forschung in Braunschweig, aus der heute ein aufstrebendes Zentrum für Infektionsforschung geworden ist. Die ehemalige Münchner Gesellschaft für Strahlenforschung in Neuherberg ist heute als Helmholtz Zentrum München eines der leistungsfähigsten Zentren in der Gesundheitsforschung für Lungen- krankheiten und Diabetes geworden. Das KIT und das Forschungszentrum Jülich galten als kaum bewegungsfähige Tanker. Das ist heute anders. Das KIT wird sich in Zukunft sehr viel stärker in der Energie- forschung positionieren. Deutschland kann die vor einigen Jahren ausgerufe- ne Energiewende nur bewerkstelligen, wenn wir hier neue Impulse setzen. Jülich wird sich stärker um moderne Informationstechnologien kümmern; auf diesem Gebiet ist Helmholtz noch nicht ausreichend sichtbar. Fraunhofer hat mit Industrie 4.0 einen genialen Schachzug gezeigt und sich großartig positioniert, auch strategisch. Was wollen Sie insgesamt in Ihrer Amts- zeit erreichen? Ich möchte, dass Helmholtz-Zentren als wirkliche Innovationstreiber wahrge- nommen werden – von einer exzellenten Grundlagenforschung über Forschung und Entwicklung bis zur Anwendung und wieder zurück. Ich würde zweitens gern in Übereinstimmung mit Jürgen Mlynek daran festhalten, dass wir weiterhin in innovative strategische Partnerschaften investieren. Wir können noch mehr erreichen in engem Schulterschluss mit den Universitäten und mit anderen außeruniversitären Forschungseinrichtun- gen, indem wir passfähige Förderformate ausbauen. Ein mögliches Instrument sind hier die Helmholtz-Institute. Auch auf dem Sektor Public Private Partnership möchten wir neue Akzente setzen. Schließlich ist es mir ein zentrales Anliegen, Helmholtz stärker als Organisation zu profilieren, die hoch attraktiv für den wissenschaftlichen Nachwuchs und für herausragende Talen- te aus aller Welt ist. Und worin liegen die Reize für jene Talente? Unsere Zentren bieten schon jetzt ein enorm inspirierendes Umfeld, das keinen internationalen Vergleich zu scheuen braucht. Wir haben in jedem Stadium der wissenschaftlichen Karriere spezielle Angebote. Das beginnt mit dem „Haus der kleinen Forscher“, in das inzwischen über 20.000 Kindergärten einbezogen sind, und setzt sich fort über die Schülerlabore an unseren Zentren und Partner-Universi- täten. Wir müssen junge Menschen sehr viel früher für Wissenschaft und For- schung begeistern. Alle Helmholtz-Zentren betreiben mit großem Erfolg Graduierten- schulen und unterstützen weit über zwei- hundert Nachwuchsforschergruppen mit Tenure-Track, das heißt der Perspektive ei- ner dauerhaften Anstellung für die jungen Leiterinnen und Leiter, und das seit über zehn Jahren. Für fortgeschrittene Wis- senschaftler machen unsere Zentren sehr attraktive Angebote auf unterschiedlichen Führungsebenen. Schließlich haben wir frühzeitig das Potenzial von Wissenschaft- lern einbezogen, die inzwischen älter als 70 Jahre sind. Mit der Helmholtz-Akade- mie für Führungskräfte verfügen wir über ein sehr leistungsfähiges Instrument, das Management-Werkzeuge und Führungs- potenzial an verschiedene Zielgruppen vermittelt. Sie ist ein Unikat, das ich gern weiter ausbauen und für interessierte Organisationen öffnen möchte.  Interview: Heike Schmoll, Karl-Heinz Reith Sehen Sie ein Video-Interview mit Otmar D. Wiestler unter: www.helmholtz.de/ wiestler-video Otmar D. Wiestler „Wir können noch mehr erreichen im Schulterschluss mit Universitäten und anderen Forschungseinrichtungen.“ Bild: Ernst Fesseler

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