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Helmholtz Perspektiven 0915

Helmholtz Perspektiven September – Oktober 2015 11TITELTHEMA könne es auch auf verschiedenen unbemannten und möglichst erdnahen Satelliten installiert werden. Dadurch würde ein weltumspannendes Sende- und Empfangssystem entstehen, mit dem auch die Tiere beobachtet werden können, die nicht in der Nähe der Flugbahn der ISS leben. Erkenntnisse zum sechsten Sinn von Tieren könnten Warnsysteme revolutionieren Die Forscher des MPI in Radolfzell wollen sich zunächst auf verschiedene Vogelarten konzen- trieren, auf Flughunde, Baby-Meeresschildkröten, Aale, aber auch Tiger, Pumas und Bären. Weil das damit betraute und ebenfalls am Bodensee ansässige Unternehmen Spacetech GmbH die zurzeit schon nur fünf Gramm schweren Sender immer weiter verkleinert – ein Gramm soll es werden – geraten noch ganz andere Tiere in den Fokus: kleinere Singvögel, aber beispielsweise auch Heuschrecken. Um die Sender zu befestigen, gibt es eine Reihe von Methoden, vom Halsband für größere Tiere über kleine Rucksäcke bis zu der Anbringung mit einem Spezialkleber, der auch bei Fischen und Insekten verwendet werden kann. Von den Beobachtungen versprechen sich die Forscher grundlegende Erkenntnisse zum Verhalten, zu Migrationsrouten und auch dazu, welche Funktion die Arten im Ökosystem erfüllen. Denkbar ist etwa, dass die ICARUS-Daten neue Erkenntnisse liefern zu Fragen wie jener, wie sich das Ebola-Virus mittels afrikanischer Flughunde verbreitet. Oder zum Klimawandel: Wenn Tiere nicht an den gewohnten Ort wandern, ist es ihnen dort zu trocken? Oder ist es inzwischen schlicht auf halber Strecke im Winter warm genug? Besonders fasziniert sind die Forscher von der Chance, neue Erkenntnisse über die senso- rischen Fähigkeiten von Tieren zu sammeln. Ihr viel zitierter „sechster Sinn“ angesichts nahender Naturkatastrophen könne möglicherweise genauer bestimmt werden. Im Jahr 2004 etwa, als rund 230.000 Menschen infolge des Seebebens vor der indonesischen Insel Sumatra ums Leben kamen, hatten fast alle Tiere die überfluteten Regionen rechtzeitig verlassen. Ob Ameisen oder Schlangen, Affen, Leoparden oder Elefanten: Nahezu aus- nahmslos hatten sie sich frühzeitig in höher gelegene Regionen abgesetzt. Warum haben sie das getan? „Wir wissen es nicht“, sagt der Ra- dolfzeller Forscher Martin Wikelski. Am Fuß des Ätna auf Sizilien hat er die Fähigkeit von Ziegen erforscht, Vulkanaktivitäten vorherzusehen; bei ihnen spreche einiges dafür, dass sie sich am Geruch orientieren. Im Fall von See- oder Erdbe- ben ist die Lage wegen der unklaren Vorzeichen deutlich komplizierter. „Die entscheidende Frage ist, welches Tier was genau spürt“, sagt Wikelski. „Und sind es alle Tiere oder nur manche? Reagieren sie auf die- selben Vorzeichen? Wenn wir das wüssten, wären wir sehr viel weiter.“ Nicht auszuschließen ist auch, dass verschiedene Arten verschiedene Leichtgewicht Auch Schmetterlinge, hier ein Monarchfalter, lassen sich dank der neuen Sender verfolgen. Bild: MaxCine

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